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das Denkmal selbst in seiner würdigen Ausstattung,
frei von marmorner Lobpreisung, alles Prunkes entbehrt
, und nur darauf angesehen sein will, daß es
den Anspruch auf einfache Kunstmäßigkeit befriedige
, so ist das gerade die Weise, in der man einen
einfachen Mann ehren muß ...
Wenn der späte Leser die Einweihungsreden soweit
hinter sich gebracht und immer wieder von
dem „einfachen Stein" oder dem „unförmlichen
Stein" hat sprechen hören, der Hebels Grab bis
1859 bezeichnet haben soll, ist er recht neugierig
darauf geworden, ein Bild vom alten und vom
neuen Grab bzw. Grabmal zu Gesicht zu bekommen
. Es gibt solche Bilder. Eine Darstellung des
Hebelgrabes, wie es bis zum Jahre 1859 ausgesehen
hat, findet sich in einem Hebel-Album aus
Karlsruhe, das den Titel hat „Carlsruher Liederkranzes
Abendunterhaltung am 29. Nov. 1856,
als Beitrag zur Errichtung eines Grabmals unseres
vaterländischen Dichters J. P. Hebel" (vermutlich
erschienen in Karlsruhe 1856). Das letzte
Blatt dieses Bändchens ist eine von C. Kiefer
nach der Natur gezeichnete Lithographie in zarten
grünen und gelben Tönen, sehr romantisch
empfunden und recht stimmungsvoll, auch von
guter Qualität. Die Überschrift lautet: Hebels
Ruhestätte auf dem Friedhofe zu Schwetzingen.
Um Überschrift und Bild liegt ein gotisierender
Rahmen. Das Bild selbst (Abb. 1) zeigt im Vordergrund
einen flachen, grasbewachsenen Grabhügel
, der etwa die Gestalt einer Pyramide oder
besser eines Pyramidenstumpfes hat. An Stelle
der Pyramidenspitze sind auf dem Hügel eine
Anzahl Ziersträucher angepflanzt. Zu Seiten des
Grabhügels, auf dem Bilde rechts, steht eine
Trauerweide. In die nach links gerichtete Längsseite
des Hügels ist eine rechtwinklige, mäßig
Abb. 2: J. P. Hebels Grab nach dem 10. Mai 1359
Abb. 1: J. P. Hebels Grab bis zum Jahre 1859
geneigte Platte eingelassen, auf der in Großbuchstaben
„J. P. Hebel" zu lesen ist; unter dem
Namen sind zwei weitere Zeilen nur eben noch
angedeutet. Nach einem Gedicht von W. Bilharz
— abgedruckt in dem genannten Hebel-Büchlein
von Junker — soll die ganze Inschrift im Juni
1855 noch gelautet haben: „Hier ruht Johann
Peter Hebel, erster evangelischer Prälat". Links
im Mittelgrund ist ein umzäuntes Grab zu sehen
sowie einige Bäume. Fast in der Mitte sieht man
an der nach rechts ziehenden Friedhofsmauer,
hinter der die Dächer einiger außerhalb stehender
Häuser aufragen, den spitzen Giebel des
Grabsteins von Hebels Freund Zeyher, des
Schwetzinger Gartendirektors.
Wie sah demgegenüber das neue Grabmal am
10. Mai 1859 aus?
Eine Ansicht davon hat Junker seinem Hebel-
Büchlein mitgegeben (Abb. 2). Darauf ist das
Grab mit einer mehrfach abgestuften Steineinfassung
umgeben. Die Ecken der Einfassung sind
hervorgehoben und mit Blumenschalen versehen.
An der Kopfseite des Grabes erhebt sich eine
gotisierende Stele, die oben in einem Kreuz
endet. Die Stele trägt auf der Vorderseite die
vertieft eingesetzte Platte mit dem vollen Namen
und den Lebensdaten Hebels; im Bogen der Vertiefung
sitzt ein Medaillon mit dem Kopf Hebels.
Auf dem Sockel der Stele haben die Errichter
des Grabmals sich selbst nicht zu erwähnen vergessen
— wenn auch nicht namentlich, sondern
unter der Sammelbezeichnung „Freunde und
Verehrer" des Dichters. Rechts vom Grabmal
sieht man im Mittelgrund an der Mauer wieder
den schlichten, würdigen Grabstein Zeyhers. Das
Bild ist topographisch wahrscheinlich genauer als
jenes von C. Kiefer, aber im gesamten sehr
nüchtern und trocken. Das rührt aber nicht nur
von der etwas pedantischen Art des Zeichners
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