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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0004
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Tapfer ist, wer im Leiden, gleich welcher Art, immer getrosten Mutes bleibt. Mit Recht nennt man wahrhaft
das Tapferkeit, daß einer sich selbst besiegt, den Zorn bezwingt, durch keine Lockungen sich umstimmen und
beugen läßt, im Unglück die Fassung nicht verliert, im Glück nicht übermütig wird und im Wandel der vielfach
wechselnden Dinge nicht wie eine Windfahne hin- und herschwankt. Was gibt es aber Erhabeneres und
Großartigeres, als den Geist zu schulen, das Fleisch zu beherrschen und dienstbar zu machen, daß es seinem
Befehle gehorcht, seine Ratschläge befolgt, um unverdrossen, wenn es gilt, Kampf und Mühe zu bestehen, das
Vorhaben und den Willen der Seele auszuführen. Ambrosius von Mailand (340—397)

Menschliches Wesen,
was ist's gewesen?
In einer Stunde
geht es zugrunde,

sobald das Lüftlein des Todes drein bläst.

Alles in allen

muß brechen und fallen,

Himmel und Erden,

die müssen das werden,

was sie vor ihrer Erschaffung gewest.

Alles vergehet;
Gott aber stehet
ohn alles Wanken;
Seine Gedanken,

Sein Wort und Wille hat ewigen Grund;

Sein Heil und Gnaden,

die nehmen nicht Schaden,

heilen im Herzen

die tödlichen Schmerzen,

halten uns zeitlich und ewig gesund.

Paul Gerhardt (1607—1676)

Lola Ervig.

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Der alemannische D i c h t e r p f a r r e r Hermann Albrecht

In den Kreis der fabulierenden Pfarrherren
fügt sich bescheiden der Markgräfler Hermann
Albrecht ein, fast vergessen, in seiner idyllischbeschaulichen
Schilderei nicht mehr zeitnah und
dennoch einer, vor dem „Arm und Rieh noch
heute seine Kappe lupfen darf".

Er wanderte die gleichen Wiesenbäche entlang
wie Johann Peter Hebel, jeder kleinen
Schönheit achtend, aus gleichen Krügen trank er
den Oberländer Rebentropfen und liebte Boden
und Leute des deutschen Südwestendzipfels mit
gleicher lebenslanger Heimwehliebe. Was Wunder
, daß seine Lieder ähnlich denen des verehrten
Vorbilds klangen? Aber auch seinen Stücklein
schöpfte bauerngesunder Humor die Sahneschicht
ab, so daß nichts versüßlicht und verniedlicht
wurde, sondern alles echt und kernig blieb.
Eines seiner besten Bücher „Der Präzeptorats-
vikari", das Hebels Jugendliebe zu Gustave Fecht
frisch und doch zart nachzeichnet, beginnt: „Anno
siebenzehnhunderteinundneunzig Ausgang des
Augustmonats hat im ganzen Markgräflerland
gewiß noch kein gotziger Mensch ans Modene-
sischwerden gedacht. Ganz zu geschweigen, daß
der Frau Pfarrer Beckin in Mappach geschwant
hätte, sie würde noch einmal dem Erzherzog
Karl mit neubackenem Zwiebelwaihe aufwarten
oder ihm, dem Herrn Pfarrer, sein Sechsundneunziger
werde einmal zipfelräs in österreichische
Schläuche laufen".

Stehen mit so einer Ouvertüre nicht schon die
Figuren da in ihrer erdgebundenen Genüßlich-
keit, die, weil sie doppelseitige Grenzländer sind,
sich den Disput gern mit ein wenig „Politik"
würzen? Das schaut dann so aus: „Es verhält

sich mit dem Rebland wie mit dem Sozialismus,
dieser wäre ohne Zweifel das vortrefflichste aller
menschlichen Systeme, wenn die Erde statt mit
Menschen mit lauter Engeln bevölkert wäre".

Aber so ganz ins vergnügliche Malen kommt
unser Dichterpfarrer, wenn ihm ein „gattigs
Maidli" in die Feder gerät. Da lacht den Leser
das Modell durch die Zeilen hindurch an: „Sie
war gar ein freundlich und busper Pfarrfrauli
und trug ihrem Herkommen gemäß noch immer
ihre Landstracht; die blonden Zupfen waren auf
dem Wirbel in einen Knoten von schwarzem,
breitem Seidenband gebunden, und die vorderen
Enden des Bandes bildeten ein Letschli mit zwei
Flügeln". Daß aber die „Chünggis", wie die
Markgräfler Maidlis auch oft benannt werden,
nicht nur honigrosige Schelme sein können, das
erfuhren sowohl Hebel, als auch die Helden
unseres Hermann Albrecht. Solche, die „wild-
hirnig" sind, wie seine „Häfnetjungfrau", mögen
ihm begegnet sein, jedenfalls variiert er die
Schöpfung des weiblichen Teils der Menschheit
recht tiefgründig: Da dem Herrn, sein Adam ein
wenig kreuzdumm und schläfrig vorgekommen
sei, hab er sich gedacht: „Wart Kerli, dich will
ich aufwecken!" Und der Schöpfer hab mit der
rechten Hand in den Himmel gelangt und einen
Engel erwischt an seinen rosenfarbenen Flügeln,
mit der linken Hand aber sei er in die Hölle
gefahren und hab einen Teufel am Fledermausfeggen
gepackt, die zwei hab er zusammengeknetet
und Weihwasser über das Gebäck gespritzt
: ecce, da ward das Weib.

Und als in der Erzählung vom Leibmedicus
des Türkenlouis (in der Carl Wilhelm, der Karls-

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