Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0006
Emil Baader:

jÖzv „©djmieb am htm Seenreidj

An einem wolkengrauen Tag suchten wir den
Frühling. Maßliebchen, Anemonen und Scharbockskraut
hatten ihre Blütenköpfchen geschlossen
. Nur der Gundermann leuchtete in seiner
blauen Pracht.

Da wir uns dem Walde näherten, hörten wir
ein Vogellied: „Zilp, zalp, zilp, zalp, zilp, zalp"

Er ist da, seinen Namen rufend, der Bote
des Lenz: der Zilp - zalp. Aus Afrika oder aus
Spanien ist er heimgekehrt nach Deutschland.
Weidenlaubsänger (Phylloscopus collybita)
nennen ihn die Ornithologen. Freilich nistet er
kaum an Weiden, wohl aber in Wäldern mit
Unterholz, in Gärten, Parkanlagen und Friedhöfen
. „Collybita" heißt auf deutsch „Geldzähler".
In der Tat: er zählt seine lustige Tonreihe wie
Kupferpfennige hin.

Wir nähern uns dem Sänger. Er schlüpft und
hüpft von Zweig zu Zweig, flattert, fliegt auf,
wippt unermüdlich mit dem Schwanz. Neben
dem Zaunkönig ist er der kleinste unserer
Sänger; er wiegt, wie der Zaunkönig, nur neun
Gramm.

Schon Ende März ist er zu uns heimgekehrt,
als erster unserer Zugvögel. Freut man sich da
nicht über sein Liedchen, wenn es auch nur aus
zwei fast gleich hohen Tönen besteht?

Albert Eisele:

Die Menschen früherer Zeiten schrieben ihre
Akten schön gemütlich mit dem Gänsekiel. Und
wenn sie fertig waren, kam Streusand darauf.
Damit soll durchaus nicht gesagt sein, daß auch
alle Vorgänge gut leserlich sind. Aber man freut
sich immer wieder, wenn man zwischen trockenen
Verwaltungsangelegenheiten oder gar Streitigkeiten
einen gesunden Humor durchscheinen
merkt. Humor ist — nach einer bekannten Definition
— wenn man trotzdem lacht; besonders
dann, wenn man sich über sich selbst lustig
machen kann. Dann hat man die Lacher auf
seiner Seite, und man muß nicht fürchten, daß
andere uns lächerlich machen.

Unter den Akten über Jagdverpachtung und
Streitigkeiten darüber, über Wildschaden und
dergleichen sind zwei Briefblätter eingeheftet,
ein Beweis, daß man für Humor Verständnis
hatte damals. Da schreibt Paul Reinhard aus
Oberweiler: „Die Geschichte hat sich so zugetragen
im kalten Winter 1788 in Oberweiler mit
mir, also vor vollen 38 Jahren. Er hat die Geschichte
in folgende Verse gefaßt:

Hört, was zum Teufel hört man nicht,
wie teuer seynd jetzt die Hasen.
Es ist kein Spaß, 's ist fürchterlich
wie jetzt wird ausgeblasen.

Zehn Taler setzt man an zum Preis,
die, Kerl, mußt du bezahlen,
weil du die Sach nicht besser weißt
den Herren abzumalen.

In feinsinniger Weise hat Len Howard das
Lied des Weidenlaubsängers beschrieben:

„Für mich ist das Lied des Zilp-zalp mit
Erinnerungen an meine Kindheit verbunden.
Zum erstenmal hörte ich es zur frühen Morgenstunde
von meinem Bett aus. Das geheimnisvolle
„Zilp-zalp" verblüffte mich; ich kam zu der
Überzeugung, daß es von einem Schmied aus
dem Feenreich stammen müsse, der auf einem
Amboß winzige Hufeisen für Feenpferdchen
mache".

Wenn man Glück hat, kann man im Gebüsch
das Nestchen unseres Sängers sehen. Es sieht
kugelig aus, ist oben überdeckt und besitzt einen
Seiteneingang. Ein halbes Dutzend Eier legt das
Weibchen zweimal jeden Sommer. Die Jungen
gleichen den Alten und singen das „zilp - zalp"
ohne Unterricht. Von Insekten ernähren sich die
kleinen Vogelwesen, Schnaken haschen sie wie
die Schwalben im Flug. In seinem Revier duldet
der Zilpzalp keinen Artgenossen.

Verwandt mit dem Weidenlaubsänger ist der
Fitislaubsänger. Er ist seltener zu hören. Er
trifft einige Wochen nach dem Zilpzalp bei uns
ein und scheidet wieder im September, während
der „Schmied aus dem Feenreich" erst im Oktober
die Reise nach dem Süden antritt.

Zuvor dacht ich, was wollte denn
Mama mit mir vorrechnen;
die Sach läßt sich wohl reden aus
du darfst dich nicht so grämen.

Wär er geblieben in dem Wald,
wohin sein Schöpfer ihn weiste,
so wär er mir gelaufen wohl,
sein Pelz mich auch nicht beißte.

Halt Kerl, dacht ich, als ich ihn
in meinem Garten erblickte,
dir werd ich jetzt zum neuen Jahr
bald einen Wecken schicken.

Er straußte sich und sah mich an
und schüttelt Haut und Haare.
Ich steh allhier, schlag auf ihn dann
Prosit zum guten alten Jahre.

Wie freute mich die Beute nicht!

Mein Herz lacht mir im Leibe.

Hier sprach der Has: Sieh her, dein Kraut das

mein zartes Eingeweide. [Opfer ist

Dran wünsch ich dir zu leben wohl
bis dich wird einst gereuen,
wenn du einmal zehn Taler sollst
noch für mich Armen tayen.

Ein mancher will einen dummen Streich
von mir sehn so begangen.
Möcht wissen, wer an meinem Platz
was andres angefangen.

Ich las es, wie's im Sprichwort heißt,
wer mag es anders wählen,
wenn mich die Unschuld schuldig spricht:
Gelegenheit macht Schelmen!

Rumor in alten fflaßaften

4


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0006