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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0007
daß es mit der Dichtkunst nicht weit
lehr Glück hatte Reinhard mit seinen
Als er etwa 1826 seine Verse schrieb
en 38 Jahren), bemerkte er: „Die an-

_____^ J träfe von 10 Talern ist aber bis auf

5 fl vermindert worden, wo ich aber gänzlich
davon befreit worden, und hab dazumal noch 5 fl
dazu erhalten". Für sein Gedicht?

Aus ungefähr der selben Zeit stammt ein
weiteres Poem, in welchem einer (ein Jäger
wohl) sein Erlebnis mit dem Feuerbacher Roten
schildert:

Ich bin sehr gern bei einem Schmaus,
denn so was hab ich nicht zu Haus.
Nicht Kalbfleisch hab ich an der Soß,
denn meine Kasse ist nicht groß.
Zwar iß ich gern verbot'ne Speisen,
ums Schwarzwild tu ich mich nicht reißen,

es ist gar nicht nach meinem Gu. -

Forellen sind auch wirklich gut,

Zu Hasen habe ich auch Mut.

Auch Schunken iß ich mit Salat,

denn wer einen guten Magen hat,

kann alle diese Speisen essen.

Doch 's Trinken will ich nicht vergessen,

Hans Bachroth:

Man nennt das kleine Nest die Fauststadt
und hat dort allenthalben den Teufel an die
Wand gemalt oder in gebranntem Ton abgebildet.
Den Teufel in dem denkwürdigen Augenblick, da
er zum Heile einer mit der Sensationslüsternheit
der Zeit rechnenden Fremdenwerbung den armen
Doktor und Schwarzkünstler Faust von seinen
Tiegeln und Retorten wegholte. Indessen konnte
ich außer den verschiedenen teuflischen Konterfeien
in Staufen nichts Teuflisches mehr entdecken
. Es ist nichts Gespenstisches in dem alten
Städtchen, nur eine unsäglich zarte und ruhevolle
Verträumtheit, die sich auf dem gepflasterten
, von jahrhundertealten Häusern umstandenen
Marktplatz noch zu verdichten scheint, wenn
dort in die Stille der Nacht oder des Mittags nur
das Rauschen des Brunnens fließt. Man denkt —
steht man dort und läßt den Blick über gotische
und barocke Tür- und Fenstergewände gleiten,
an köstlich geformten Balkongittern des 18. Jahrhunderts
entlang und die steilen Dächer hinauf
in die Bläue des Tages — weder an den
Teufel nach — und das ist das gleiche — an
das vielfache Unglück, das die Geschichte der
kleinen Stadt aufzuweisen hat: an Pest und
Krieg, Brand und Wassersnot, und wieder Krieg
und Plünderung. Beileibe nicht. Und selbst die
Ruine der Burg auf dem Hügel, der aussieht, als
habe ein göttlicher Zecher da seinen geleerten
Becher auf die Erde gestülpt, — selbst die Ruine
schaut friedlich in die Hauptstraße des Ortes
herunter und krönt den rebenbewachsenen Berg,
als sei sie dort gerade so gewachsen, wie man
sie heute erblickt.

Der Teufel aber, so will die Sage, habe mitten
aus diesem geruhsamen Nest. . . Nun, ohne die
Existenz des dunklen Herrn anzweifeln zu

denn dieses muß hierbei auch sein

zu jedem Biß ein Glas voll Wein.

Doch Roter, zwar von Feuerbach,

der gab mir gestern auf das Dach.

Ich trank vier Schoppen in der Früh.

Dies machte mir zum Gehen Müh,

weil's glatt war auf der Straß nach Haus.

So lachten mich die Leute aus,

denn unsre Straße war zu schmal,

ich stieß an d'Häuser überall.

Dies macht mir wirklich keine Ehr,

Denn meine Kasse ist jetzt leer.

Und was hat meine Frau getan,

daß sie mir meinen Bra... *) nahm

mit anderthalben Gulden Geld.

Drum bin ich jetzt so schlecht bestellt.

Riedlingen 1830 Heiner Bas Anni

Dieses zweite Gedicht ist etwas gekürzt. Der Verfasser
nannte einmal einen Herrn Legrand, der
ihm bestätigen kann, daß ihm Champagner recht
süß schmecke. Auch dies läßt den Schluß zu, daß
es sich um ein Jagderlebnis handelt. Legrand ist
wohl ein Jagdfreund von auswärts. Aber wer
der Verfasser ist?

*) Das eine Wort Bra ... ist nicht leserlich.

wollen: Er kommt nie persönlich. Er schickt
andere. Einen Einzelnen, die Menge. Die Menge
am liebsten. Und da war in Staufen ein Mann,
der für sich lebte und bei Flammen und gläsernen
Kolben ein der Menge unbekanntes und
unverständliches Wesen trieb, wie er es zuvor an
vielen anderen Orten getan hatte. Und dieser
Mann wird an einem seiner Versuche gestorben
sein, — einsam, vielleicht verbittert und ein
wenig froh über das Ende der Lebensunrast,
vielleicht auch in dem Augenblick, da er den
Erfolg jahrelangen Bemühens zu fassen dachte.
Dort in dem alten Gasthaus am Markt mag das
geschehen sein. Daß er Faust hieß — was tut
das? Er war ein Mensch, irgend einer, und die
Leute, die er durch seine Eigenbrötelei, vielleicht
auch durch Verachtung verletzt hatte, schickten
ihm nach dem Tode noch den Teufel auf den
Hals, indem sie — genügend bekanntes Toben
der Machtlosigkeit gegen das ihrem Zugriff Entzogene
— sein Andenken mit dem Gerücht zu
beflecken glaubten, der Teufel habe ihn geholt.

Heute sind Faustgestalt und Teufel zum
historischen Requisit des Städtchens geworden;
sie verbreiten kein Grausen mehr um sich. Das
Faustzimmer im „Löwen" ist keine ehrwürdige
Stube mehr, in deren morschem Holzwerk der
Wurm tickt und die Gerüche der Jahrhunderte
hausen; es ist zum schmucken Gastzimmer geworden
, das in maßvoll die gotischen Formen
nachbildendem Mobiliar — dem Himmelbett mit
Zinnenbekrönung, dem kräftigen Bocktisch, der
blanken Täfelung eben noch die Bereitschaft
äußert, das Andenken an die Vergangenheit zu
ehren, mehr noch aber die, dem Wohlbefinden
des Gastes zu dienen.

Am Abend habe ich mich an Haus und Burg,

>öec Teufel am Radjtlofm

5


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