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an gotischem Kirchenschiff und barocker Skulptur
müde geschaut und gaßauf-gaßab die Füße
müde gelaufen. Mit dem Abendläuten, das in
einen klaren Abend aufsteigt, kehre ich im
„Löwen" ein. Die Stunde ist günstig: Ich finde
mich mit meinem sich immer wieder rasch
füllenden Glase Silvaner sehr bald in einer
kleinen Runde von Zechern, wie sie der Zufall
bisweilen zusammenführt. Am Kachelofen
— die drastische Faustszene, die auch ihn
schmückt, verliert vor der vom Wein geschaffenen
Lebenszuversicht binnen kurzem ihre
Schrecken — erzählt man sich. Gemeinsames
stellt sich ein und gibt immer neuen Stoff zum
Schwatzen. Von Faust kein Wort mehr. Oder
doch? — Das Menschentreiben, wie es sich da
in unseren Geschichten zeigt, ist doch das Treiben
des ewigen Faust! Der Wein macht einsichtig
und bringt die Dinge zusammen, stellen
wir fest. Und verklärt sie ein bißchen. Und gibt
uns die Zuversicht, daß unser eigener Teil am
Welttreiben einmal, und wie immer, gut, vollbracht
sein wird.
Emil Baader:
Der blaue Salbei
Indes die Mauersegler durch die Lüfte sausen,
haben an den sonnigen Hängen der heimatlichen
Fluren die tiefblauen Blüten des würzig duftenden
Salbei sich entfaltet: als Vorboten des nahenden
Sommers. Seine Hauptblütezeit sind die
Monate Juni, Juli und August.
An die fünfhundert Salbeiarten kennt man
auf dem Erdball. Bei uns ist der Wiesensalbei
(Salvia pratensis) die bekannteste Art. Der botanische
Name erinnert an die Heilkraft der
Pflanze. Sein Saft soll den Husten lindern; die
Blätter werden zu einem magenstärkenden Tee
und zu Bädern verwendet. Im Orient, auch in
Griechenland, wird aus Stengeln, Blättern und
Blüten einer besonderen Salbeiart ein Tee bereitet
, Fascomalia genannt, der morgens mit Honig
getrunken wird. Früher sah man in der Pflanze
sogar ein Mittel zur Verlängerung des Lebens.
Man glaubte an den Spruch „Wider des Todes
Gewalt wächst in den Gärten der Salbei" (Contra
vim motis crescit Salvia in bortis).
Die Blüte wird gern von den Hummeln besucht
. Die Staubgefäße sind so gebaut, daß sich
der Staubbeutel beim Insektenbesuch hebelartig
nach unten bewTegt und hierbei den Blütenstaub
auf den Rücken der Hummel entlädt. Beim Anfliegen
der nächsten Blüte wird der fremde Blütenstaub
auf die Narbe abgestreift und dadurch
die Befruchtung vollzogen.
Blühender Storchschnabel
In feuchten Wäldern und Gebüschen, an Zäunen
, Felsen und Ruinen blüht im Frühsommer
wie im Hochsommer der Storchschnabel. Der
Name erinnert daran, daß die Frucht einem
Storchschnabel ähnelt. Auf dem Erdball gibt es
an die 300 Arten von Storchschnabel. Die be-
Aber komme uns da am Fuß der zerstörten
Burg und in dem Hause, darin sich das Schicksal
des Dr. Faustus erfüllte, nicht ein ungemäßer
Hochmut an, gebe ich zu bedenken! Sei da ein
Pferdefuß? Der Teufel auf der Ofenplatte grinst.
Und zu meinen Zechgenossen, aber in die
tönerne Fratze am Ofen hinein erkläre ich, dem
möge sein, wie es wolle; man wisse das nicht.
Daß der Wein gut sei, wisse man, auch wenn er
dem Namen seiner Herkunft nach dem düsteren
Herrn recht benachbart wüchse, nämlich in
Finsterbach. Und daß man, da man schon nichts
weiter wüßte, sich an die Gegenwart halten
müsse.
Ich trinke und habe nun endgültig genug von
den alten Geschichten. Ich lasse die Runde
weitererzählen und beginne mit der jungen
Dame im Pepita-Kostüm, die sich am Nebentisch
langweilt, über den Rand unserer Gläser
weg einen kleinen Augenflirt, denn mir ist schon
wieder sehr nach einem Spaziergang zumute.
Natürlich nur, weil ich gerne den Mond über
den spitzen Giebeln aufgehen sähe.
kannteste, bei uns blühende Art ist der „stinkende
Storchschnabel" (Geranium Robertianum), er
wird auch Robertskraut oder Rupprechtskraut
genannt. Das Beiwort „stinkend" zu seinem Namen
will uns nicht gefallen. Zerreibt man die
Blätter, die Blüten oder den Stengel, so erkennt
man einen würzig - herben Duft. Dieser Duft
brachte der Pflanze auch den Namen „Moschuskraut
" ein. „Robertskraut" heißt die Pflanze zu
Ehren des hl. Robert von Molesme. Dieser Heilige
ist der Gründer des Cisterzienserordens. Der
Orden wurde 1089 in Citeaux gegründet. Der
hl. Robert von Molesme wurde um 1022 geboren
, er starb am 17. April 1110. Im Jahre 1222
wurde er heilig gesprochen. Sein Festtag ist der
29. April. Durch den hl. Bernhard von Clairveaux
kam der Cisterzienserorden zu hohen Ehren.
Unsere Pflanze, die reizvolle rote Blütchen
trägt, wird auch Gottesgnadenkraut genannt, der
ihr zugeschriebenen Heilkräfte wegen. Da Blatt
und Stengel im Spätsommer rot werden, gilt der
Storchschnabel als „Blutmittel" gegen Rotlauf,
Rote Ruhr und Nasenbluten. Man legt ihn zum
Blutstillen gern auf frische Wunden. Verwandt
mit unserem Storchschnabel ist auch das Wiesen-
geranium, sowie die Geranien, die wir als
Schmuck an unsere Fenster stellen. Das Wort
Geranium geht zurück auf das griechische Wort
Geranos, welches soviel bedeutet wie „Kranich".
Eine besondere Klasse der Storchschnabelgewächse
bildet der Reiherschnabel und seine Verwandten
, sowie der Kranichschnabel und seine
Verwandten. Alle haben als Merkmal die Vogelkopfform
der Früchte.
Am Rain blüht die Wolfsmilch
Wie anmutig sind die gelbgrünen Blütendolden
der Zypressenwolfsmilch, die im Mai und
bis in den Sommer hinein an Rainen und Weg-
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