http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0009
rändern blüht. Die schmalen Blätter erinnern
an jene der Zypressen. Ein Unkraut! Aber die
Raupen der Wolfsmilchschwärmer wissen dieses
Unkraut zu schätzen. Diese schön gelb getigerten
Raupen leben und schwelgen einzig und allein
auf der Zypressenwolfsmilch. Wer eine Raupe mit
nach Hause nimmt, um ihre Entwicklung zum
Schmetterling zu verfolgen, muß sie füttern mit
diesem Unkraut. Beim Abbrechen des Krautes
kann man die Bekanntschaft machen mit dem
weißen und scharfen, leicht blasenziehenden Saft
der Pflanze, der Wolfsmilch.
Wie schön ist es, wenn aus der Raupe und
Puppe ein Wolfsmilchschwärmer geworden ist.
Die Vorderflügel sind ledergelb und rosa bestäubt
. Sie besitzen einen olivgrünen Fleck und
keilförmige Striemen von gleicher Farbe vor
dem roten Saum; die hinteren Flügel sind bald
heller, bald dunkler rosenrot, am Saum schwarz;
innen findet man weiße Punkte.
Etwas später als Zypressenwolfsmilch blüht
die Gartenwolfsmilch, sowie die Sonnenwolfsmilch
. Diese wendet ihre Blüten, wie die Sonnenblume
, der Sonne zu. Auf dem Erdball gibt es
nicht weniger als etwa 4500 Arten von Wolfs-
Scheffelt:
Nachdem im Jahre 1789 in Sulzburg ein Bergamt
errichtet worden und das badische Bergwesen
dem tüchtigen, eifrigen Sachverständigen
Erhard anvertraut war, lieferten die Sulzburger
Gruben, Haus Baden und der Karlstollen dicht
über Badenweiler befriedigende Erträge an Blei
und selbst an Silber. Doch gegen die Jahrhundertwende
ließ die Ausbeute stark nach, der
Karlstollen wurde verlassen und in Haus Baden
nur noch schwach gearbeitet. Als das Bergamt
Sulzburg im Jahre 1807 aufgelöst wurde, verpachtete
der Staat die Grube Haus Baden an
zwei Unternehmer aus Winterthur, Dr. Sulzer
und Klais. Es scheinen das zwei tüchtige und
auch kapitalkräftige Männer gewesen zu sein
(Dr. Sulzer fabrizierte auch künstliche Mineralwässer
). In Haus Baden befand sich außer dem
Haus des Obersteigers keine Unterkunft für die
Bergleute. Deshalb pachtete die „Klais'sche Sozietät
" das Amtshaus zu Badenweiler, das spätere
großherzogliche Schloß, mit Mobiliar und Gelände
(Amtsgarten) um jährlich 270 Gulden. Auch
der Bergmeister, Ehregott Paul, wohnte im
Amtshaus.
Am Sonntag marschierten die Bergknappen in
ihrer schönen Tracht — schwarze, mit Silber
eingefaßte Jacken, Tschakos mit Busch, Gurt und
Arschleder — mit einer zwanzig Mann starken
türkischen Musik, der Obersteiger zu Pferd voran
, nach Neuenburg zur Kirche. Die Bergleute
waren überwiegend katholisch, aber daß viele
aus Sachsen eingewandert waren, ist ein Irrtum.
Sie kamen vielmehr aus der Schweiz, aus Tirol,
dem Hotzenwald und Münstertal. Aus dem erz-
milchgewächsen, teils als Kräuter, teils als
Sträucher, teils als Bäume. Manche liefern Öl,
andere Kautschuk, Farbstoffe, Gummilack und
Rhizinus. Viele davon sind giftig wie unsere
Zypressenwolfsmilch, andere heilkräftig. So benützen
die Hindus eine Wolfsmilchart als Mittel
gegen Asthma.
Holderblust
Im Mättli blüeiht der Holder.
I sieh nen vo mym Fenster nit,
doch schmeck en scho uf hundert Schritt.
Er blüeiht bis hoch in Dolder,
my lieben alte Holder.
Schön wie ne Brut im Schleier
isch d'Holderhurst im wyße Chlaid,
us tausig Sternli zämmeglait.
Si bschaut sich froh im Weiher,
my Hurst im Blüeteschleier.
Doch nachtet's um der Holder,
so chlüüslets in de Blüetestern:
„My Schätzli, o wie ha di gern,
un kainer isch der holder".
E Stern glänzt über em Dolder.
Ida Preusch - Müller
reichen Münstertal stammte auch der tüchtige
Obersteiger Burgert. Dieser bat im Jahre 1824
um die Erlaubnis, in seiner Wohnung Wein und
Bier ausschenken zu dürfen. Er dachte hierbei
weniger an den Durst der Bergleute wie an die
Bedürfnisse der Kurgäste, die aus dem nahen
Badenweiler oft nach Haus Baden spazierten, um
sich den Grubenbetrieb anzusehen und um am
Gottesdienst der Knappen teilzunehmen.
Burgerts vorgesetzte Behörde, die Bergwerks-
Inspektion Münstertal, befürwortete das Gesuch
(auch die verpachteten Bergwerke standen unter
staatlicher Kontrolle). Bergmeister Knittel gönnte
dem Obersteiger den kleinen Nebenverdienst,
aber die Bergwerkskommission wollte alsbald
Zins (Umsatzsteuer!) aus Burgerts kleinem Gästebetrieb
ziehen. Dieser machte geltend, daß sein
Geschäft nur drei Monate blühe, weil damals
Badenweilers Fremdensaison sehr kurz war. Doch
im Jahre 1826 mußte er sechs Gulden zahlen,
außerdem frug der Fiskus nach dem Ohmgeld
(Getränkesteuer!). 81 Gulden sind in vier Raten
an die Steuerdirektion Karlsruhe zu entrichten.
Auch muß er Feierabend bieten, wie das in anderen
Gaststätten geschieht. Er darf keinem
Bergmann am Zahltag seine Trinkschulden abziehen
. Während der Schichtzeit darf keinem
Bergmann ein Trunk verabreicht werden. Die
berufliche Tätigkeit des Obersteigers darf durch
den Betrieb der Gaststätte nicht Not leiden. In
der Hauptsache besorgte die Wirtschaft Burgerts
Frau.
Doch nun kamen schlechte Zeiten. Die Ausbeute
der Grube ging zurück, die Schweizer
jöw berittene öbecfteigec
unb bas <Snbe etnec &ü)waniwälbzt 25leigrube
7
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0009