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Pächter kündeten auf. So wollte der Staat im
Jahre 1830 das Werk schließen. Da dachte der
brave Bergmeister Knittel an Haus Badens
Steiger und Arbeiter, „die durch die Sistierung
in tiefstes Elend gestürzt werden". Er bat „das
Hochpreisliche Direktorium der Salinen, Berg-
und Hüttenwerke", diesem Personal anderweitig
Beschäftigung zu verschaffen, etwa im Münstertal
, wo alte Gruben wieder in Bau genommen
werden könnten. Den Obersteiger Burgert, der
inzwischen Vater von fünf Kindern geworden
war, empfahl er der Behörde ganz besonders
wegen seiner Rechtlichkeit und seiner Fachkenntnisse
. Obengenannte Hochpreisliche Direktion. . .
meint, die Bergleute könnten von einer neuen
„Administration" übernommen werden; man
dachte also an eine Neuverpachtung oder einen
Verkauf von Haus Baden.
Die Zukunft des Werkes wurde von Fachleuten
nicht schlecht beurteilt: es könnten neue
Erzmittel erschlossen und die Bergwässer durch
einen tiefen Stollen abgeleitet werden; dessen
Länge wäre 922 Meter, die Kosten sollten etwa
10 000 Gulden betragen. Aber der Staat will
kein Geld mehr in Haus Baden investieren, obwohl
Knittel sehr darum bittet, die Grube in
Staatsbesitz zu erhalten. Er schildert die Notlage
der achtzehn Arbeiter und wird schließlich ermächtigt
, bei einer kommenden Versteigerung
5000 Gulden zu bieten. Der erste Versteigerungstermin
war auf den 6. September 1830 angesetzt.
Es fanden sich mehrere Interessenten und Neugierige
ein; Massenkurator war der Engelwirt
Sutter von Badenweiler. Knittel bot (für den
Staat) 5000 Gulden .ohne die vorhandenen Erz-
vorräte. Die erste Versteigerung verlief ergebnislos
, bei der zweiten, am 4. Oktober 1830, kamen
auch die Gebäude und Erzvorräte im Vogelbach
zu Gebot. Dort war das Pochwerk noch ansehnlich
, es war zu 1200 Gulden geschätzt. Das
Zechenhaus Karlstollen war nur mit 66 Gulden
veranschlagt, obwohl vier Familien dort wohnten.
Der französische Bürger Francois Noblecourt
bot für die drei Betriebe 5905 Gulden; Knittel
hätte gern mehr geboten, aber er war dazu nicht
ermächtigt.
Unser Obersteiger war unglücklich, daß ihn
der Staat nicht mehr beschäftigen wollte und
schrieb: „Es kann nicht Intention des gnädigen
Fürsten sein, einen Familienvater einem Privatmann
und dessen Launen auszusetzen". Wir
fügen hinzu, einem Mann, der vom Bergbau gar
nichts verstand.
Schon im November 1830 fürchten die Bergleute
, stellenlos zu werden. Die Bergwerksdirektion
sorgt dafür, daß sechs Mann bei der Hüttenverwaltung
Kandern und zwar bei den Auggener
Bohnerzgruben unterkamen. Obersteiger Burgerl
sollte in Haus Baden die Aufsicht führen. Vom
Eisenwerk Kandern wäre zu sagen, daß es — wie
das Silber- und Bleibergwerk Haus Baden, auf
die Kelten zurückgeht.
Hier schleppte sich der Grubenbetrieb unter
unerfreulichen Umständen bis 1833 dahin. Der
Erlös für die gewonnenen Hafnererze reichte
nicht aus, die Arbeiter zu bezahlen. „Wir säumen
nicht, ihr Unglück und ihre Wünsche zur Kenntnis
einer hochpreislichen Direktion zu bringen",
schrieb Bergverwalter Schmidt aus Münstertal,
der Nachfolger Knittels. Und Bergpraktikant
Bausch berichtet, die Inhaber von Haus Baden
hätten nicht einmal die Mittel für den Fuhrlohn,
um das Erz auf die Schmelze zu bringen. Als
Noblecourts Teilhaber Guignot einmal durch
Badenweiler fuhr, arretierten ihn die Arbeiter,
bis er Geld herausgab.
Weiter schreibt Bausch: „Die Unternehmer
tun nichts für den Versuchsbau, sie zeichnen sich
aus durch gänzlichste Ignoranz in der Bergbaukunde
, und es wäre schrecklich, wenn auch der
Münstertäler Bergbau in die Hände dieser
Aventüries geriete. Gewisse Leute treiben nur
Bergbau, weil sie wähnen, ihre zerrütteten Vermögensverhältnisse
wieder ordnen zu können.
Sie suchen ihre Lage einige Zeit durch Windbeuteleien
zu bemänteln; sie schämen sich nicht,
bei ihren hungernden Arbeitern sich zu zeigen.
Das gilt nicht nur für Noblecourt & Co., sondern
auch für einige „Unternehmer" aus unserem
Land". Im Jahre 1839 wird dann der Betrieb in
Haus Baden wegen dauernder Gefährdung der
Arbeiter durch das Bezirksamt geschlossen.
Im März 1833 künden die Inhaber dem Obersteiger
und zwei Steigern die Wohnungen in
Haus Baden — sie wollten eine Porzellanfabrik
dort gründen. Sie rieten diesen Männern, nach
Schönau zu gehen, wo die gleiche Gesellschaft
auch eine Grube betrieb. Burgert bat noch einmal
um Beschäftigung im Staatsdienst, nach
Schönau ging er nicht. Im Jahre 1834 berichtet
Bausch, das ganze Holzwerk in den Stollen sei
morsch, drei Leitern (der Bergmann sagt „Fahrten
") seien unter ihm zusammengebrochen. Der
Obersteiger zog sich in seine Münstertäler Heimat
zurück.
Da nun der Unternehmer Gignot die Zimmerung
der Stollen ausbessern ließ und auch
versprach, Versuchsbau nach Norden hin zu
treiben, konnte noch gearbeitet werden bis
Dezember 1836.
Dann bildete sich eine neue Gesellschaft, aus
Schweizern und Franzosen bestehend. Der erste
großherzogliche Badearzt von Badenweiler, Dr.
G. Wever, schreibt im Jahre 1843 über Haus
Baden: „Das Werk ist Eigentum einer Privatgesellschaft
, unter welcher es jedoch teils wegen
der unzweckmäßigen Betriebsart, teils, da es
schon ziemlich ausgebeutet war, seinem Zerfall
immer näher kam und jetzt nicht mehr betrieben
wird. Öde und verwaist stehen die Gebäude da,
die schönen, von glänzenden Stufen (Mineralien)
aufgeführten Pyramiden sind zerfallen und beraubt
, die Gartenanlagen sind kümmerlich besorgt
und verwildern, und es ist nur geblieben,
was die Natur schon vorher gegeben hatte. Einen
eigenen, wehmütigen Eindruck macht der Anblick
auf den, der den früheren Glanz gesehen,
und dennoch ist es hier noch immer schön und
angenehm. Weit verschieden von den lieblichen
Punkten Haus Badens sind die wilden, schauerlichen
Partien, die hinter und über dem früheren
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