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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0011
Wohnhaus des Steigers, das gleich einem alten
Försterhaus dicht in Wald und Felsen steckt, sich
zeigen. Kahle und schroffe Felsen, ungeheure
Steinmassen, tiefe frostige Schluchten, ehemalige
Schächte und Stollen, nunmehr der willkommene
Aufenthalt für Eulen und Füchse, bilden eine
romantisch wilde Landschaft, wo das schwache
Geräusch der Tritte nur selten durch den Flügelschlag
eines Vogels unterbrochen wird".

Zu der Privatgesellschaft, die im Jahre 1858
noch zwei Arbeiter beschäftigte, gehörte auch ein
Elsässer namens Mähly. Er wird zunächst als
Schmied bezeichnet, dann als Ingenieur. Wahrscheinlich
hat er noch kleine Einnahmen gehabt
vom Verkauf der Haldenbestände. Zeitweilig beschäftigte
er zwei Arbeiter. Mähly soll Beziehungen
gehabt haben zum „Bürgerkönig" Louis
Philippe von Frankreich und dann, als dessen
Stern im Sinken war, zu Louis Napoleon. In
Badenweiler wurden vor 25 Jahren noch Aquarelle
gezeigt, die der junge Thronprätendent angefertigt
haben soll.

Mähly wohnte im „Schlößle" oder „Jagdschloß
" von Haus Baden, einem Bau mit viel
Holzwerk und Türmchen. Als die Grube gar
keine Erträge mehr lieferte, verlegte er sich auf

Theodor Seidenfaden:

Wer bis zu diesem Augenblick dem Berichteten
aufmerksam zuhören konnte, der weiß, daß
dem Kühnen das Unternehmen glücken werde,
weshalb es tunlicher ist, ihm in die nächsten
Tage nicht zu folgen, sondern dem zu lauschen,
was er selber, vier Tage später wohlbehalten
zurückgekehrt, dem Major erzählte. Er tat es um
die fünfte Mittagsstunde, immer noch als korsischer
Bauer; aber mit einem Gemisch aus Wage-
und Wehmut, das Iselin bisher bei ihm nicht
wahrgenommen hatte. Sie saßen, derweil er
sprach, auf Feldstühlen vor dem Zelt des Majors,
und ein kleiner Kreis von Eingeweihten stand
oder lag rundum und horchte gespannten Blickes.

„Fünf Stunden war ich", sprach Johann Jakob
Hebel, „durch die Macchien westlich der Küste
gestreift: da kam ich an die Lichtung vor einer
Höhle. In ihrem Eingange saß ein Vierziger, der,
als er mich merkte, aufsprang und die Pistole
aus dem Gurt riß. Ich hob beide Hände, ging auf
ihn zu und sagte: ich sei ein verirrter korsischer
Bauer und unterwegs, den mit den roten Zähnen
vor dem zu warnen, was ihm bevorstehe; ob er
mir nicht den Weg zu ihm weisen könne.

Es gibt Augenblicke der Gefahr, in denen
der dem Menschen mitgegebene Schutzgeist sich
derart stark vergegenwärtigt, daß dem Gefährdeten
das Rettende als ein Selbstverständliches
ins Handeln springt.

Einen solchen erlebte ich während dieser
Sekunden; denn daß der Mann im feuerroten
Wams und der ebenso gefärbten Hose, des wilden
Kopf- und Barthaares der Bandit sei, wußte

die Fremdenindustrie, denn der nahe Kurort
Badenweiler ward mehr und mehr besucht und
Haus Baden konnte auf leicht ansteigenden Spazierwegen
bequem erreicht werden. Im Jahre
1873 erbaute Mähly das herrlich gelegene Hotel
„Schloß Haus Baden"; er starb aber schon 1874.
Sein Schwiegersohn Brandt verpachtete das Anwesen
an mehrere Gastwirte; im Jahre 1895
wurde es von einem tüchtigen Hotelier käuflich
erworben. Er und seine Nachfolger beherbergten
viel prominente Gäste, z. B. die Königinnen von
Holland, die deutsche Kaiserin mit ihren jüngsten
Kindern, später die Reichskanzler Marx
und Brüning, den Bundespräsidenten Theodor
Heuss und bekannte Schriftsteller und Künstler.

Im Jahre 1921 erwarb der Caritasverband das
Hotel und verwandelte es bald in ein Sanatorium.
Das romantische Schlößchen mußte einem Neubau
weichen mit einer schönen Kapelle und
Wohnungen für die Schwestern. Die Stollen
wurden zugemauert und die Halden in Gartenanlagen
verwandelt. Ab und zu findet man noch
ein Stückchen silberhaltigen Bleiglanz; schöne
Mineralien von Haus Baden besitzen die Universitäten
Freiburg und Basel, sowie die naturkundliche
Sammlung Karlsruhe.

(1. Fortsetzung)

ich, als er stand, die Pistole anschlug und ich den
roten Schimmer seiner Zähne sah.

Da ich, wie männiglich weiß, die korsische
Mundart dieser Gegend beherrsche, die Not meinen
Worten dazu letzte Hingabekraft verlieh, ließ
er, kaum zu meinem Verwundern, die Pistole
sinken und gebot mir, näher zu kommen. Es war
seltsam wie wir einander verstanden, sobald sich
unsere Augen wirklich getroffen hatten.

Bei hellem Tage, sagte er, scheine Geisterstunde
zu sein, an deren Sternhaftes der ehrfürchtige
Mensch gebunden bleibe; ein solcher
stehe im Gesetz des Herkommens, dem für jedes
Volk bedeutendsten Gesetze. Mein blauer Blick
künde ihm, daß ich, nicht anders als er, die
Frühzeit der Ahnen glaube; der, den ich suche,
stehe vor ihm; er sei der Korse mit den roten
Zähnen!

Ich erschrak einen Nu, den Schimmer seiner
Zähne schärfer gewahrend, straffte mich jedoch
und reichte ihm die Hand. Er hängte die Pistole
an den Gurt, legte seine Rechte in meine Rechte
und saß bald mit mir vor der Höhle im Gras
der Lichtung, wie wenn wir uns Jahrzehnte
kennten.

Es gibt Verzauberungen zwischen Menschen
von Strahlungskräften, die einander anziehen. Sie
stammen aus dem Unbewußten, darin übrigens
für die kommenden Völker ein mächtiger Vorrat
an ungehobenen Bildern ruht: an Bildern, die
anziehen, überzeugen, überwältigen. Die Mutter
Erde wird nur von Menschen verändert, die nicht
von ihr verändert werden: die Natur, die ohne

Z>ec Rot\z mit bzn roten ^ätjnen

Eine Anekdote

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