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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0014
die arbeitende Mannschaft zu entlassen seye. Der
Abend war da, und schon um die halber 5 Uhr:
ich entließ die Arbeiter mit dem Auftrage zu
Grüssen zu übernachten, und Morgens so lang
sich daselbst aufzuhalten, bis ich selbe zur Arbeit
werde vorberufen lassen. Wir, der Herr Fähndrich
, und ich, verfügten uns auf dem Wasser
nacher Neuenburg, erzehlten den Nachmittägigen
Vorgang dem Herrn Gränz - Commissarius
Schuh, und baten, die Sache sogleich an seine
hohe Behörde einzuberichten. Dieser getreue und
im allerhöchsten Dienste unermüdete Eiferer
fertigte alsobald einen Geschwindreutte ab an
des Herrn Regierungs Praesidenten Freyherrn
von Ulm Excellenz, und

Donnerstags den 8ten dieses in der Frühe um
ein Viertel nach 6 Uhr war schon der Dragoner-
Rittmeister Herr von Riedler bey uns in Neuenburg
. Dieser versicherte uns, daß wirklich der
Herr Hauptmann Graf von Seau, und Herr Oberlieutenant
Freyherr von Girardi mit ihrer unterhabenden
Mahnschaft im Anmärsche seyen; auch
daß er unterdessen, bis zu derselben Ankunft
mich und meine Arbeiter genugsam decken
könne und wolle. Ich trug kein Bedenken die
Arbeiter vorberufen zu lassen, ließ die von Freyburg
mitgenommene Chaise anspannen, Herr
Rittmeister von Riedler und ich fuhren zu Lande
neben Zienken vorbey auf unsern Posten. Die
arbeitende Mannschaft von Grüssen erschien,
und das Holzfällen ging bestermaßen von statten.

Freytags den 9ten erschienen die Arbeiter wie
das beygerückte Verzeichnis vorweiset, und, weil
in dem Großgrüne ein schöner Vorrath gebundener
und an das Wasser gebrachter Faschinen zur
Abfuhr schon bereit stunden, so daß die Neuen-
burgischen Schiffleute für mehrere Tage genugsam
zu laden hatten, ließ ich den Angriff im
Stohrenkopfe wagen, ein Bedeckungspiquet, und
Feldwacht jenseits des Gutleutgrabens postieren,
und bey der Grüssenheimer Bannscheide den
Holzabbau fortsetzen: ich verordnete dieses um
den auf den löten dieses bestellten Altbrey sachischen
Schiffleuten genügsame Ladung, wie bey-
gebogenes Verzeichnis anzeiget, zu verschaffen.

Samstags den lOten dieses besichtigte ich die
äußersten Gränze dieser so schönen, und großen
Rheininseln, benanntlich des Storenkopfes, Großgrüns
, Hugokopfes, und Teufelsgrüns, durchaus
dem Wasser nach, und als ich zwischen dem
Großgrüne, und dem Stohrenkopfe gegen einen
Bezirk von ungefär 100 Jocharten, urbar gemachten
Feldes kam, traf ich auf der Wasserseite
klafterweise aufgestellte Mauersteine an, ich
sah mich um, und erblickte in dem vorgedachten
urbaren Felde einen Markgräflichen Bauer von
Zienken, welcher mit Erdaepfel ausmachen sich
beschäftigte, diesen fragte ich: wem gehören
diese Steine? Die Antwort war: sie gehören ins
Elsaß; unsere Fischer haben über abgewichenen
Sommer viele Waidling voll zu einem Kirchenbaue
über den Rhein geführt. Ich schwieg, und
gieng davon. Da ich weiter landauf kam, traf ich
einen gleichen Vorrath an Steine an, und dachte
bey mir, auch diese werden über Rhein geführt:
wer bezieht den Kaiserzoll? Ich sah mich weiter

um und fand zween große Fahrwaidlinge, welche
zum Fischen nicht tauglich sind, und weiter oben
in etlichen Posten sieben Fischerwaidlinge. Ich
erwog bey mir, wie leicht es wäre, daß einige
ungetreue Soldaten von dem ausgestellten Be-
deckungs Commando mittels dieser Waidlinge
desertiren könnten, ließ selbe zusammen aufsuchen
, nacher Neuenburg in Verwahr führen,
und daselbst bis auf weitere Verordnung aufbehalten
.

Die schönen großen lagerhaften Mauersteine
aber als eine verbottene Waar, wodurch das allerhöchste
Zollregale verschmälert worden, ließ ich
auf der Axe mit Wägen, weil das Wasser in dieser
Gegend allzu niedrig war, daß man selbe in
Schiffe laden und fortbringen hätte können,
nacher Neuenburg führen und sogleich auf den
Wasserbaue verwenden.

Montags den 12ten October kam ich mit dem
Holzfällen und Faschinenmachen bis an das
große Kühelager, woselbst nichts, als eine Menge
ungeheuer großer Saarbäume stunde; ich erwog,
wie dieser Baum, voll der Aeste, im Wasser
wegen seiner Fette, und Harz, sehr gute Dienste
leisten, auf diesem großen Platze aber, wo das
Viehe wirklich lagerte, zum Nachstande eines
bessern Holzaufwachses nicht stehen bleiben
könne, und verordnete, das Viehe abzutreiben,
und die Saarbäume vom Boden wegzuhauen: die
gefällten Bäume ließ ich abaesten, die Aeste in
Faschinen binden, und die Stammen so ausstocken
, daß selbe auf der Axe weggeführt werden
könnten.

Die großen dicken Stammen der Saarbäume
widmete ich sogleich für die an dem Neuenburgi-
schen Wasserbaue anzulegende Sporn, und den
sogenannten Wolf grünsgiessen, woselbst der volle
Rhein einen sehr gefährlichen Einriß androhet,
mit zweenen Ettern zu verwuhren.

Das Holzfällen gieng mit großer Muth, und
ohne das mindeste Unglück in bester Ordnung
vor sich vom 12ten bis 16tenn October. Die Luft
erscholl von einem angenehmen Getöße der
Aexte, krachen der gefällten Bäume, und untermengten
jauchzen der frohlockenden Baursame,
welche das hohe Lob, und den niemals genug zu
preisenden allerhöchsten Diensteifer unsrer mildesten
Landes Regierung unermüdet anstimmten.

Den 16ten October erschienen die Wägen, wie
beygehendes Verzeichnis ausweiset, die gefällten
Stammen der Saarbäume wurden nacher Neuen-

„Die Markgrafschaft'

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