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bürg an den Wolfgrünsgiessen geführt, und an
den zweenen von mir daselbst ausgestellten
Orten, wo nämlich die beyden Wuhretter angelegt
werden müßen, abgeladen. Die Abfuhr
geschah unter Bedeckung des k. k. militaris, welchem
zu Fuß gewisse Posten angewiesen worden,
da indessen die Hußarn den ganzen Wagenzug
cotoyirten. Dieses war für die Zienkemer erbärmlich
, für uns aber annehmlich anzusehen,
beynahe wie jener Zug, da die Russen dem
Großveziere seine Feldequipage wegnahmen.
Alles gieng in bester Ordnung, und guter Mannszucht
vorbey.
Samstags den 17ten auf spaten Abend verfügte
ich mich nacher Freyburg, um über einige
Gegenstände, benanntlich den Viehtriebe auf die
Waide und zum Tränken, die Rheinüberfahrt,
und das Recht zu fischen an eine Hohe Behörde
die gehorsame Anzeige zu machen, und begab
mich sogleich Montags in aller Frühe wieder auf
meinen Posten. Die Fuhren erschienen in größerer
Anzahl, und die Abfuhr wurde zu Wasser
und zu Lande mit allem Ernste fortgesetzt.
Eben an diesem Tage besichtigte ich weiteres
den Stohrenkopf, und traf mitten in dieser Halbinsel
einen Bezirk von ungefär 100 Jocharten
schönsten Wießwachses oder Mattfeldes an, wo
alles Holz ausgestocket worden. Ich dachte bey
* mir, wie es sehr nützlich, und dem Allehöchsten
aerario einträglich seyn därfte, wenn daselbst ein
Jägerhauß, oder zween Meyerhöfe erbauet, und
gegen einem Jährlichen Bestandsgelde ausgeliehen
würden. Der Jäger, oder die Meyer könnten
ein wachtsames Aug über das ihnen anver-
traueten Feld weit besser als jemand anders
haben, und dabey, weil sie die Nutzniessung von
100 Jocharten in Akern, und eben so viel in
Matten bekämen, einen beträchtlichen Bestandsschilling
bezahlen. Dadurch aber würde zugleich
die Gefahr eines ferneren Einschleichens von der
Gemeind Zienken auf das sicherste gehoben.
In dieser Gedanke gieng ich fort, und kam
ganz unvermerkt bis an den Hugokopf, eine Insel,
welche im dritten Laube war, ich besichtigte diesen
jungen Aufwachs, und verboth daselbst
Faschinen zu machen, weil das Holz noch unzeitig
, zu jung, und zu klein war. Ich beobachtete
in dieser Gegend, daß wider die natürliche Ordnung
anderer Inseln lauter Schwarzerlen gewachsen
, da doch in allen andern Inseln am ganzen
Rheinstrome alle Holzarten von Saaren, Aspen,
Weißerlen, Girlen usw. untereinander angetroffen
werden. Als ich der Sache weiters nachsann,
erinnerte ich mich, daß die Schwarzerle ein bitteres
, und die anderen Holzarten ein süßes Laub
und Keimen führen: das Viehe das letztere liebe
und das erstere stehen lasse: daraus machte ich
den Schluß, daß das Zienkemer Viehe diese Gegend
gar oft besucht haben müße. Ich sagte bey
mir, wenn dieser so schöne und große Bezirk
Landes, welchen ich auf 1000 Jocharten schätzte,
meiner Aufsicht gnädigst anvertrauet werden
sollte, so müßten in kurzen Jahren alle Holzarten
darinn erfindlich seyn, so daß daraus, wenn auch
wirklich zween Meyerhöfe aus dem bereits urbar
gemachten Felde angelegt werden wollten, dennoch
Holz genug für die Altbreysachischen und'
Neuenburgischen Wassergebäude aufwachsen
könnte. Was für ein beträchtlicher Nutzen wäre
dieses nicht für die sämtlichen Rheinlande, da
solchergestalt ihre Waldungen gänzlich, oder
wenigstens größtentheils geschonet blieben?
Dienstags den 20ten October erhielt ich über
meine unterm 18ten mündlich gemachte Anzeige
den hochgnädigen Auftrag das gedruckte Rheininseln
patent vom 20ten aprilis 1763 behörig zu
publiciren, und auf desselben Befolgung ein
wachtsames Aug zu haben. Die ganze Woche verstrich
, und es wollte sich keine geschickliche
Gelegenheit, diese publication vorzunehmen,
hervorthun. Endlich erschien am Samstage den
24ten dieses der gesuchte Zeitpunkt, als ich den
Stabhalter von Zienken nebst ungefär 16 bis 20
Baursame, Burgern, Mägden und Knechten in
dem Großgrüne, und dem daselbst urbar gemachten
Felde, wie oben gemeldet worden, erblickte,
und sah wie selbe mit Erdaepfel und Rueben
ausmachen sich beschäftigten. Ich verfügte mich
dahin, ließ den Stabhalter, und alle daselbst
erfindliche Baursame, groß und klein, vorberufen
, laß ihnen das hohe patent mit lauter Stimme
vor, erklärte den Inhalt, und setzte hinzu, daß
dieses nur geschehe, damit sich männiglich vor
Schaden und Unglücke hüten, und Niemand mit
der Unwissenheit sich entschuldigen möge. Gab
dem Stabhalter das gedruckte patent zu handen,
mit dem Zusätze: ich rathe euch, Herr Nachbar,
dieses patent alle Jahr einmal vor öffentlicher
Gemeind abzulesen, und die sämtlichen Mitbürger
vor Unglücke zu warnen; denn ich habe 20
Aufseher bestellet, welche in meinem Name die
genaueste Aufsicht über euer Vieh haben werden.
Dieses ist nun, was ich zu Vollziehung hochgnädigen
Auftrages 4ten October gehorsamlich
habe berichten sollen in tiefester Ehrfurcht all-
stets harrend
Euer Excellenz und Gnaden
unterthänig gehorsamer
Johannes Baptista Eberenz
Wasserbaues Director, und
Rheininseln Inspector."
Aus 23 Orten hatte man die Faschinenhauer
aufgeboten. Am ersten Tage waren es 136 Mann.
Die Zahl der Beschäftigten steigerte sich bis zum
letzten Tage auf 458. Im ganzen wurden 4607
Tagewerke geleistet. Gehauen wurden rd. 40 000
Faschinen, die wohl größtenteils auf dem Wasser
weggeschafft wurden. Es waren aber außerdem
noch 806 Fuhren zu Lande notwendig. Am 20.
Oktober waren allein 120 Wagen eingesetzt.
Professor Eberenz hatte damit seine Aufgabe
abgeschlossen. Feldmesser Eberle reichte am 14.
November 1772 seine Rechnung ein. Sie beträgt
für die Vermessung des Neuenburger Bannes
336 f 30 kr. Die hohe Summe begründet er mit
der „hierinfahls ganz besonderen Mühewaltung,
Fleiß und Wassergefahr".
Es setzt auch sofort wieder der Strom der
Rechnungen ein für die Einquartierungskosten
der Bedeckungsmannschaft. Sie betragen rund
500 Gulden. Gefroren hatten die Soldaten in
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