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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-06/0017
und waren von der Wahrhaftigkeit ihrer Sache
überzeugt. Zur Klärung der wirklichen Besitzverhältnisse
hätte vielleicht folgende Urkunde
den Ausgangspunkt bilden können:

„Der Hochwürdigsten Fürsten und Herrn,
Herrn Joann Baptist, des Ritterlichen
Johanniter Ordens Obristen Meisters in
Teütschen Landen des Heyligen Römischen
Reichs Fürsten pp.

Wir zu dero Obrist Meisterlichen Regierung
verordnete Statthalter Canzler und Räthe attesti-
ren auf beschehenes ansuchen Löbl. Statt Neüen-
burg hiermit, gestalten der zu hiesigem fürstl.-
Haus gehöriger Ort Grißheim unter denen hohen
Rhein gestaden mit gemelter Statt Neüenburg
unmittelbahr und nicht mit denen füstl. Marggräflichen
Durlachischen Orthen Hügelheim und
Zienken bahnstößig zu seyn, die in hiesigem
Archiv vorhandene alt und jüngere Beschreibungen
deren mit gedachter Statt Neüenburgischen
deputirten /: so offt es beyderseith guth befunden
worden :/ rühig vorgenohmener Berichtigungen
dasiger beyderseithiger Bahnscheiden auch Bahn-
steinsezungen, und deren Zurückstellungen, wan
und wohe es wegen dem anfallendem Rheinfluß

nötig gewesen, unstreitig zeigen, urkundlich hier
nach getruckten gewohnlichen Canzley Insigels.

Geben Heytersheim den 2ten May 1765.

(Insiegel) V. J. Frembgen, Canzler."

Zu einem alle Teile befriedigenden Ergebnis
gelangte man nicht. Schuech rühmt zwar in
einem Zwischenbericht vom 25. Oktober 1772,
mit welch großem Nachdruck die Regierung „die
Allerhöchste Territorial Gerechtsame unter der
hohen Ryse bey Ziencken mit so ohnauslösch-
lichem Ruhm und Nuzen des Landes zu behaupten
geruhet".

Friede war damit keineswegs geschaffen. Das
älteste vorliegende Schriftstück, das sich mit
Bannstreitigkeiten zwischen Neuenburg, Müllheim
und Hügelheim beschäftigt, in dem auch
Zienken erwähnt wird, datiert vom 8. April 1400.
Dieser Streit zog sich über vier Jahrhunderte
hin. In allen Urkunden und Schriftstücken, auf
unzähligen Seiten ist von Recht und Gerechtsamen
die Rede, und doch gelang es nicht, ein
beständiges Recht zu finden.

Recht muß geboren sein aus dem Frieden und
der Stärke des Herzens.

J. Helm:

kleine (Sfeleien

Aus Badenweiler und seiner Umgebung

Jede Zeit hat ihr besonderes Gepräge, auch in
einem Kurort. Heute wandert man — und das
ist gut so. Früher bestieg man die Postkutsche
oder mietete eine Chaise. Und auch das war
recht vergnüglich. Die ältere Generation aber
weiß noch, wo sich in Badenweiler der „Eselsweg
" befindet: zwischen Schwarzwald-Hotel und
Hotel Engler. Dort und an verschiedenen anderen
Orten standen die Esel bereit, mit denen man
vor hundert und mehr Jahren — zum Blauen
oder auf die Sirnitz oder wo man sonst hin
wollte — reiten konnte. Unser erster Badearzt,
Dr. Wever, weist darauf hin, daß die Einrichtung
solcher Reittouren zur Bequemlichkeit, zur Belustigung
, insbesondere aber zur Erleichterung
für Kranke und Gebrechliche dienen solle. Man
könne sich sorglos dem geduldigen Rücken dieser
Tiere anvertrauen, da sich Geschick und Ausdauer
in ihrem Wesen vereint fänden. Auch sei
jedem Tier ein Führer beigegeben. Um einem
unlauteren Wettbewerb zu steuern, wurden die
„Eselstaxen" nach Entfernung oder Zeitaufwand
geregelt — „zur Verhütung unangenehmer Begegnungen
".

Wichtig waren die Esel aber auch für ärztlich
verordnete Kuren. Eselinnenmilch wurde
von Dr. Wever vielfach verordnet, und in den
seinem Büchlein „Badenweiler mit seinen Umgebungen
" beigegebenen Krankengeschichten berichtet
er über Heilerfolge bei Hirnentzündung,
nervösem Schleimfieber sowie „katarrhalischen
und gastrischen" Zuständen, auch über Anwendungsmöglichkeiten
zur Regulierung der Verdauung
und Verbesserung der „Nutrition" (Ernährung
). Dabei wird die Milchkur oft mit der
damals beliebten Molkenkur gekoppelt oder auch
mit Trink- oder Badekuren mit Thermalwasser
verbunden. Wer damals Esel hielt, sorgte dafür,
daß die Milchesel von den Reiteseln gesondert
wurden. Die Kranken kamen in den Stall und
tranken die Milch dort — den Schoppen (also
wohl einen halben Liter) zu 48 Kreuzern, nach
heutigem Geld etwa 1,15 DM. In besonderen
Fällen aber wurden die Eselinnen auch vor das
Absteigequartier des Kurgastes geführt, dort gemolken
und die Milch frisch ins Zimmer serviert.

*

Esel gehörten also damals zum Bild des Kurortes
wie heute der Mercedes 200 oder der Opel-
Rekord. Kein Wunder, wenn da eines Tages ein
Kurgast, der gerade angekommen war, einen
Jungen anhielt und ihn fragte: „Sag mal, wieviel
Esel gibt es denn hier in Badenweiler?"
Einen Augenblick überlegte der Bursche, aber
dann kam die prompte Antwort: „Je mehr Kurgäste
kommen, desto mehr Esel haben wir!" Das
war ein starkes Stück, meinte wohl der Kurgast,

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