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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-07/0005
A. Eisele:

©djliengen

Ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung des Dorfes

Schliengen nimmt unter den Dörfern der Umgebung
in mehrfacher Hinsicht eine besondere
Stellung ein. Für die Erklärung des Namens
liegen zwei Deutungen vor: Krieger schreibt „bei
den Angehörigen des Slio, Sliu"; Fecht dagegen
deutet das Wort als das keltische Slinghe, was
soviel wie Eingang, Zugang bedeutet. Jedenfalls
ist der Ort sehr alt; schon früh wurde der Jaspis
aus der Umgebung zu Pfeilspitzen und allerlei
Gerät gesucht. Römische Münzen und die Bezeichnungen
„ze Hochstraße" im 13. Jahrhundert
und „zum Altweg" im 14. Jahrhundert deuten
auf die Verkehrslage hin. Das Dorf liegt am Eingang
in das Gebirge, wo die alte Straße vom
Rheintal über Kandern und die Scheideck ins
Wiesental ihren Anfang hat. Südlich des Dorfes
aber beginnt jener steile Aufstieg der Nord-Süd-
Straße, der einst, wie Fecht vor rund hundert
Jahren zu berichten weiß, den Einwohnern manchen
Verdienst brachte: „Ehe die Eisenbahn gebaut
war, gewährte ihnen die Einkehr der Reisenden
, welche in dem berühmten Gasthaus
„zum Baselstab" regelmäßig zu Mittag blieben,
sowie der Vorspann für Frachtfuhren den Berg
hinauf vielfachen Verdienst". Inzwischen haben
sich die Zeiten geändert; heute kehren die Fahrer
der Lastkraftwagen dort ein, bis mit der Vollendung
der neuen Hauptverkehrsstraße vielleicht
wieder ein Wandel eintritt.

Der Name der Wirtschaft „zum Baselstab"
deutet auf Beziehungen zu Basel hin. Im allgemeinen
ist bekannt, daß Schliengen lange Zeit
der Hauptort der rechtsrheinischen Besitzungen
des Bistums Basel war. Es fällt auf, daß schon
999 der Bischof von Basel von König Rudolf III.
von Burgund für seine treue Unterstützung die
reiche Abtei Münster-Granfelden im Jura erhalten
hatte. Derselbe Bischof erwarb zusammen
mit dem Bischof von Straßburg 1002, also zu
einer Zeit, in der Basel noch dem Königreich
Burgund zuzurechnen ist, für König Heinrich II.
die Stadt Breisach. Dr. Günther Seith hat in
einer eingehenden Untersuchung „Die rechtsrheinischen
Gebiete des Bistums Basel und ihr
Übergang an Baden" in Heft 2 des Jahrgangs
1951 „Das Markgräflerland" dargestellt. Wir
lesen dort: „Ob der Erwerb der hochstiftischen
Dörfer Schliengen, Mauchen, Steinenstadt, Huttingen
und Binzen, die einige Zeit später (nämlich
nach dem Erdbeben von 1356) und durch
mehrere Jahrhunderte den Kern des bischöflichen
Besitzes auf dem rechten Rheinufer darstellen
, erst im 13. Jahrhundert oder schon
früher erfolgt, ist nicht genau nachzuweisen".
Es kann hier nicht auf die ganzen Besitzungen
des Bistums Basel auf unserer Rheinseite eingegangen
werden. Es soll nur erwähnt werden,
daß für J. Baders Behauptung, daß diese Orte
„seit unvordenklichen Zeiten" dem Bistum zugehörten
, keine Unterlagen zu finden sind. Urkundlich
werden die Dörfer Schliengen, Mauchen und
Steinenstadt erstmals gegen 1300 als Lehen des

Hochstifts in der Hand des Ritters von Üsenberg
genannt. Daneben treten in Dorf und Bann die
Johanniter von Heitersheim, das Stift Säckingen
und die Abtei Murbach im Elsaß als Grundherren
auf.

Die älteste Erwähnung des Ortes im Jahre
820 finden wir im St. Gallener Urkundenbuch.
1282 verlieh der Abt Berthold von Murbach den
Murbacher Hof mit dem Kirchensatz zu Schliengen
, den vorher die Pfalzgrafen zu Tübingen
lange Zeit als Lehen der Abtei besessen hatten,
an Johann Snewelin, der einem angesehenen, im
Breisgau mit zahlreichen Zweigen verbreiteten
ritterlichen Geschlecht angehörte. Ein Hinweis
auf die Zugehörigkeit zum Kloster Murbach ist
der Kirchenpatron, der Heilige Leodegar, der
in Bellingen als Patron verehrt wird. Am Hintergebäude
des Schliengener Pfarrhauses befindet
sich das Wappen des Ordensmeisters von Heitersheim
, Adam von Schwalbach (nach Angabe in
den Kunstdenkmälern). Um 1300 tauschte Johannes
Snewelin seinen Hof zu Schliengen gegen die
Burg Landeck an die Johanniter. Neben den
Johannitern erscheint in Schliengen auch das
Kloster Säckingen als Grundherr, das einen Freihof
hat, von dem 1306 zu lesen ist: „ein rihter
ze Sliengen, in dem hofe, der do hoeret ze dem
gotzhuse ze Sekingen". Auch ein Ortsadel ist
nachzuweisen: 1278 „wird Diether von Sliengen
ritter", 1287 „her Johannes und her Dietrich von
Sliengen gebrüdere rittere und Heinrich von
Sliengen irs bruder sun" und dann 1298 „her
Diethelm von Sliengen, der meiger von Liela",
um nur einige aufzuzählen, im Basler Urkundenbuch
genannt.

Im Verlauf des 12. Jahrhunderts waren aus
den als Beamten des Königs mit der Verwaltung
des Kirchenguts betrauten Bischöfen Lehensträger
des Reiches geworden. Als solche hatten
sie aber die früher übertragenen Hoheitsrechte
behalten, darunter das Bannrecht und die hohe
Gerichtsbarkeit. Der Markgraf von Hachberg-
Sausenberg, der die Dörfer Schliengen, Mauchen
und Steinenstadt zu seiner Landgrafschaft Sausenberg
rechnete, betrachtete sich als Inhaber
des Blutbanns in diesen Dörfern. Zu einer Einigung
kam es 1509 zwischen dem Markgrafen und
dem Bischof, nachdem 1443 die Schliengener sich
ihrem Bischof widersetzt hatten und sich unter
einer Stange, auf der ein Bundschuh steckte, versammelten
, um gegen steuerliche neue Belastungen
zu protestieren. Es war dies am Oberrhein
der erste Fall von offenem Widerstand der
Bauern gegen die von ihrem Herren verlangte
Steuerlast. Der Markgraf mischte sich ein, weil
er ein Weitergreifen verhüten wollte. In dem
oben erwähnten Vertrag von 1509 mußte sich der
Bischof verpflichten, das Dorf steuerlich zu entlasten
. Der Markgraf überließ dem Bischof das
Obergericht innerhalb des Dorfetters, woraufhin
die 16 um den Ort aufgestellten Ettersteine auf
der Feldseite mit dem markgräflichen, auf der

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