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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-07/0009
Stegemann faßt hier die gesamte Linie der
bastionartig gegen den Rhein vorgeschobenen
Vorbergzone von Schliengen bis Efringen unter
diesem Namen zusammen, doch mag auch der
bekannte Felsvorsprung des Isteiner Klotzes
während des Rückzuges eine Rolle gespielt haben,
worauf eine Volkssage aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts hinweist.

Wir finden sie zuerst bei J. Bader in seinem
Bericht „Meine Fahrten und Wanderungen im
Heimatlande", der 1853 erschien: „An die luftige
Brücke am Isteiner Klotze knüpft sich folgende
Überlieferung: Während des Moreau'schen Rückzuges
von 1796 hatte sich eine Truppe französischer
Reiter, des Weges unkundig, vom Kaiserstuhl
her, bei Bellingen zwischen das Felsgebirg
und den Rheinstrom verloren. Ohne Ahnung,
wohin er führe, verfolgten sie den Felsenpfad bis
zu jenem äußersten Vorsprung, wo sich plötzlich
der tiefe Abgrund auftat. Was war hier zu beginnen
? Zurück durften die verirrten Reiter nicht
mehr, und vor ihnen lag nur ein schmaler Steg
über die Kluft! Doch die Not macht erfinderisch
— sie stiegen ab, verbanden ihren Pferden die
Augen und führten sie einzeln über den Steg
nach Istein, von wo aus die Passage längs dem
Rheine hin wieder frei ist".

C. G. Fecht bringt diese Sage in dem 1859
erschienenen Buch „Die Großherzoglich Badischen
Amtsbezirke Waldshut, Säckingen, Lörrach,

Schopfheim". Sie hat hier folgenden Wortlaut:
„Die mündliche Volksüberlieferung erzählt, es
sey im Jahre 1796 eine Abtheilung versprengter
französischer Reiter von Kleinkems her auf dem
beschwerlichen Bergpfade an die Brücke gekommen
, über welche damals nur ein schmaler Steg
führte; hinter ihnen der verfolgende Feind, vor
ihnen, über den schauerlichen Abgrund, das
schmale Brett, — entschlossen sie sich, abzusteigen
, den Pferden die Augen zu verbinden,
und kamen so, jeder das seine am Zügel hinter
sich herführend, glücklich über die lebensgefährliche
Brücke".

BITTE

Erst noch gestern wehte durch den Raum
Seltsam schön ein Hauch vom Lebenstraum.

Heute abend grüßt er mich so fern;
Doch umstrahlt von einem lichten Stern.

Und er lächelt, lächelt weil er weiß:
Längst gerundet liegt der Stunden Kreis.

Fragend tickt die Uhr der Zeit ans Ohr:
Bist du Träumer oder bist du Tor?

Beides bin ich. Darum laß mich sein,
Herr der Zeiten: Ziel zu dir allein.

M. Marga Vogel

Konstantin Schäfer:

Vom feligen ©tecben beö Hantoogtee von Tlzvzn

In Schliengen, dem rebenumflankten, an wichtiger
Straßengabel gelegenen Flecken, hatte der
Bischof von Basel seinen Krummstab aufgerichtet
. Seine Landvögte führten in seinem Namen
ihr weltlich Regiment. Es lag in den dreißiger
Jahren des 18. Jahrhunderts in den gestrengen
Händen von Franz Antoni Freiherr von Neveu.

Ihm war unterm 27. November 1734 „inhibieret
" worden, sich nicht aus seinem ihm anvertrauten
Oberamt ohne hochfürstlich Wissen und
Befehl zu begeben. Die Zeiten waren nicht dazu
angetan, die Herde lange Zeit ohne Hirten zu
lassen; auch die Herde selbst war wenig vertrauenswürdig
, wie die vielen Akten über Wirren
und Streitigkeiten zeigen.

Man könnte durch dieses gnädigste Dekretum
auf den abwegigen Gedanken kommen, Baron
von Neveu hätte seine Pflichten vernachlässigt,
wäre in der Gegend umhergeschweift und hätte
eines Zügelrucks bedurft. Dem war keineswegs
so. Man kann sich keinen pflichtbewußteren,
treueren Mann denken als ihn. Wir dürfen wohl
auch hier das Wort anwenden: an den Früchten
sollt ihr sie erkennen. Nicht nur was wir an
greifbaren Werken hinterlassen, kann unter diesen
Früchten zu verstehen sein. Die köstlichste
Frucht, die wir zur Reife bringen müssen, ist
unsere eigene Persönlichkeit. Wie die reife
Frucht am süßesten ist, wenn die erntende Hand
sie pflückt, so die Seele, wenn die Hand des

Todes sich um sie schließen will. Vom Sterben
dieses Edelmannes soll hier die Rede sein.

Seit September des Jahres 1734 fühlte der
Landvogt von Neveu, daß er sich „Unbaß befinde
". Es ging den bekannten Weg: er versuchte
mit Knurren darüber wegzusehen, seufzte
und hielt sich die Seiten, wenn er allein war;
bellte, wenn man eine sorgende Bemerkung über
sein verändert Wesen und Aussehen anbrachte;
schließlich schluckte er ein Kräutchen, trank,
während er im Keller den Wein in den Fässern
reifen wußte, einen altbewährten, weibbereiteten
Tee und duldete schließlich auch einen Wickel,
heißer als es ihm paßte, um seinen zwickenden
Bauch, während es ihm in Wirklichkeit ganz wo
anders fehlte.

Er hatte keine Zeit krank zu sein. Er war ja
unentbehrlich und mußte auf dem ihm anvertrauten
Posten stehen, wie es das Dekret ihm
befahl. Darüber war es Winter geworden. Es ließ
sich nicht mehr vermeiden, nachdem Hausmittel,
duldende Pflege und Landmedicus erfolglos
geblieben waren, in Freiburg einen berühmten
Professor aufzusuchen.

Es war dies Dr. Johann Friedrich Blauw,
Professor und Stadtphysikus. Der untersuchte
ihn gründlich und verlangte von dem erschrockenen
Freiherrn, daß er bei seinem Bischof Urlaub
einreiche und nach Freiburg komme. Als Beilage

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