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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-07/0015
Außerordentlich reich waren auch die Beziehungen
von Klöstern beiderseits des Rheins. Wir
erinnern hier an die Verbindungen religiösen und
kulturellen Charakters zwischen den Abteien
Reichenau und Murbach, an die Güter, die Heitersheim
und Beuggen, die beiden Komtureien,
im Elsaß hatten, an St. Märgen, das durch Bruno
von Hohenberg, Bischof von Straßburg, im Jahre
1118 gegründet worden war, an das von der
Zisterzienser-Abtei Lützel gegründete Klösterlein
Marienau bei Breisach, an jenes von Rhein-
tal bei Müllheim, das der Abtei Lützel im Jahre
1509 einverleibt wurde.

Die berühmte Benediktiner-Abtei Murbach,
die zur gefürsteten Reichsabtei wurde, besaß
reiche Güter rechts des Rheines. Seit dem achten
Jahrhundert Kirche und Fronhof in Heitersheim,
wo sie noch im 13. das Patronatsrecht ausübte;
in Schliengen einen Dinghof, Güter in Wasenweiler
am Kaiserstuhl, in Bellingen, Staufen,
Bamlach, Schopfheim, Rötteln, Todtnau. Die
Benediktinerinnen von Ottmarsheim, die im
Laufe der Jahrhunderte durch Stiftsdamen ersetzt
wurden, hatten Güter in Heitersheim, die
sie den dortigen Johannitern um 1200 verkauften
. Sie standen in Beziehungen zum Kloster
Günterstal und unter den adligen Stiftsdamen
von Ottmarsheim (bekannt ist ja die Oktogon-
Kirche von Ottmarsheim) treffen wir manchen
Namen rechtsrheinischer Adelsgeschlechter.

Das alte Etichonen - Kloster St. Stephan in
Straßburg war begütert in Münzingen, die Abtei
Ebersmünster, die auch zurückgeht auf die
Etichonen, die Herzöge des Elsaß, im breis-
gauischen Weißweil. Hatte Schönensteinbach, der
elsässische Mittelpunkt der Reform des Dominikaner
-Ordens zu Beginn des 15. Jahrhunderts,
diese Reform in Adelhausen und in den Freiburger
Klöstern dieses Ordens durchgeführt, so
spielte St. Georgen dieselbe Rolle für elsässische
Klöster. So reorganisierte St. Georgen das im
Weilertal gelegene Kloster Hugshofen, eine alte
Stiftung Werners von Ortenberg, so wandelte es
auch das heruntergekommene Vogesenkloster
St. Marx im Jahre 1105 um, gründete bei Zabern
das Kloster St. Johann und leitete das Klösterlein
Grauftal in derselben Gegend. Abt Theoger
von St. Georgen wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts
Bischof von Metz und Organisator des
Klosters Lixheim.

Um das Jahr 727 wurde auf einer Rheininsel
b>ei Drusenheim das Kloster Arnulfsau gegründet
, das später auf das rechte Rheinufer zu liegen
kam und Schwarzach hieß. Der Besitz des Klosters
lag beiderseits des Rheins, auf elsässiseher
Seite um Drusen- und Sesenheim, um Tränheim,
Dossenheim, Küttolsheim, Dangolsheim, Schwindratzheim
. Schwarzach lag, wie Schuttern, Gengenbach
, Ettenheimmünster, im Bistum Straßburg
, das hier rechtsrheinisches Gebiet, die
Ortenau, umfaßte und dieses bis zum Konkordat
Napoleons mit Rom (1801) besaß. An der Spitze
des Klosters Schwarzach standen mehrfach
Elsässer, so u. a. ein gewisser Konrad von Sigols-
lieim. So erinnert der Cympanon der Sigols-
heimer Kirche stark an jenen der Schwarzach er.

Die Klosterkirche von Schwarzach, die man als
das letzte Beispiel der Hirsauer Bautradition in
der Anlage bezeichnet hat, zeigt starken elsässi-
schen Einfluß im romanischen Formencharakter,
im mächtigen Vierungsturm, in der Schwere der
Säulen des Langhauses, vielleicht auch in der
Westfront.

St. Tudpert, das älteste rechtsrheinische Kloster
, war schon um 900 durch Schenkung der
Liutfride im Elsaß begütert, so in Burgheim,
Königshofen, Egisheim, Colmar, Blodelsheim,
Sausheim. In Sunthofen bei Colmar hatte
St. Trutpert Zehnten und Kirchensatz; 1305
wurde die Dorfkirche in St. Trutpert inkorporiert
, und erst 1644 verkaufte die Abtei den
letzten Besitz im Dorf Sundhofen. Auch die
Abtei St. Blasien war im Elsaß begütert, vor
allem in der Gegend von Rufach, Sulzmatt, Hatt-
statt — meistens Rebgüter —, aber auch im
Sundgau, in Oltingen und Sierenz. Und wenn in
Leimbach bei Thann im 15. Jahrhundert eine
weit bekannte St. Blasius-Wallfahrt entstand, so
hatte die Kirche von Leimbach dies dem Heil-
tum Sancti Blasii zu verdanken, das sie über die
Propstei Ölenberg (bei Mülhausen) aus der berühmten
Schwarzwald-Abtei erhalten hatte.

Die Abtei Ettenheim-Münster war in Rufach
begütert, wo heute noch ein Weingut den Namen
St. Landelins trägt. Der Straßburger Bischof
Heddo hatte sie organisiert, — das besagt noch
der Name „Ettonis monasterium", — von hier
kam St. Landolins Kult in das Elsaß, und als die
Revolution in Frankreich ausgebrochen, flüchtete
das Straßburger Domkapitel nach Schuttern und
Ettenheimmünster, hielten sich die Professoren
des Straßburger Seminars hier und im Kloster
Allerheiligen auf (das zahlreiche Elsässer unter
seinen Mitgliedern aufwies und in Straßburg
eine Niederlassung besaß, Allerheiligen, nach der
sich noch heute die Krankenschwestern von
Allerheiligen nennen). In Ettenheimmünster
starb auch 1801 Bischof Louis Rene de Rohan
von Straßburg.

Wie Adel und Klöster beiderseits des Stromes
in Verbindung standen, so pflegten auch die
Städte politische und wirtschaftliche Beziehungen
. 1274 schloß die Stadt Neuenburg mit Colmar
ein Schutz- und Trutzbündnis, Colmar
schickte Wein und Lothringen Salz nach Freiburg
, Breisach wird immer wieder genannt in
Verbindung mit elsässischen Städten. Diese Beziehungen
sollten sich vor allem auch im geistigen
und künstlerischen Leben deutlich zeigen,
als in Straßburg, Freiburg, Thann die gotischen
Münster entstanden, von denen jedes den feinsten
, den schönsten Turm besitzen wollte, als
Meister Martin Schongauer in Colmar und Breisach
arbeitete, als der aus dem Unterelsaß stammende
Künstler Baidung Grien den Hochaltar
im Freiburger Münster schuf, als das Land am
Oberrhein von Osten und Westen auf dem Gebiete
der Kunst nehmend und gebend beeinflußt
wurde und die Kunst sich beiderseits des Stromes
zur höchsten Blüte entfaltete.

Geistiger Mittelpunkt war die 1457 gegründete
Freiburger Hochschule. Erzherzog Albrecht

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