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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-07/0016
inkorporierte ihr u. a. die Pfarrkirche von Ensis-
heim. Unter den 1457 immatrikulierten Studenten
zählte man viele Elsässer, — noch gab es
keine Universität in Basel und Straßburg, — vor
allem Straßburger und Kaysesberger. In Freiburg
finden wir als Studenten, später als Dozenten
der Albertina den berühmten Geiler von
Kaysersberg, der 1476 die Würde eines Rektors
bekleidete, später Jakob Sturm, Mathäius Zell
aus Kaysersberg, Wolfgang Capito, Caspar Hedio
und Thomas Murner, Peter Wickgram und Til-
mann Limpurger, die hier studierten oder
dozierten und in der Geschichte des Humanismus
una der Refomation hervortraten. Zahlreiche
Elsässer waren Professoren an der Freiburger
Hochschule. Dr. Georg Meyer, ein Straßburger,
war im ausgehenden 16. Jahrhundert zehnmal
Rektor, Dr. Johannes Fautsch aus Dammerkirch
gar 22 mal! Er dozierte Poesie und Philosophie,
aber auch Physik und Medizin, schrieb zahlreiche
Schuldramen, meistens Mysterienspiele.
Keine Fakultät, an die nicht Elsässer berufen
waren und um sich Studenten sammelten. Einer
der größten Wohltäter der Albertina war der aus
alter Gebweiler Familie stammende Dr. Theo-
baldus Bapst (1496—1564). Er war Professor der
Rhetorik, Doktor der Rechte, und stiftete 1564
für wenig bemittelte Studenten ein Stipendium,
von dem gar mancher Gebweiler Student Gebrauch
machte. Bapsts Denkmal ist in der Freiburger
Universitätskapelle zu sehen. Mit Bapst
verdient auch Henning aus Dammerkirch genannt
zu werden; er stiftete 10 000 Gulden als
Stipendium für einen Studenten seines Heimatdorfes
. Mit Vorliebe schickten die elsässischen
Adelsfamilien ihre Söhne an die Albertina, so
z. B. die Klötzlin von Altenach, die Rust, die
Jestetten, die Schüz von Traubach und die
Andlau-Wittenheim.

Als im Jahre 1620 die Freiburger Jesuiten die
Lehrstühle der Theologie und Philosophie übernahmen
, erhielten sie bald darauf (1626) durch
die österreichische Regierung die ausgestorbenen
Priorate St. Morand, St. Ulrich und Ölenberg im
Sundgau. Ölenberg und St. Ulrich kamen nach
Unterdrückung des Jesuitenordens (1774) als
Ertragsgut an die Freiburger Universität, doch
ging diese durch die bald darauf ausbrechende
Revolution ihrer Rechte verloren. Ölenberg war
durch die Jesuiten in der Barockzeit zu einem
religiösen und kulturellen Mittelpunkt geworden.
Durch sie kam auch der Maler Pfunner, ein
Tiroler, der in Freiburg und im Breisgau gearbeitet
hatte, nach Ölenberg und schuf im Auftrag
der Jesuiten Gemälde für die ihnen unterstellten
Pfarrkirchen in Obersulzbach und Reiningen,
Gemälde, die den Barockcharakter trugen und
leider heute verschwunden sind, ersetzt durch
andere oder vernichtet durch den ersten Weltkrieg
(Reiningen). Am Pfarrhaus von Reiningen
sieht man noch Reste des alten Wappens der
Albertina, St. Hieronymus.

In der Barockzeit arbeiteten die beiden
Künstler Karl Stauder aus Konstanz, Vater und
Sohn, in der Abteikirche zu Lützel sowie in
jener der Propstei St. Apollinaris bei Volkerns-

berg. Noch sind ihre Altarbilder in Sundgaukirchen
zu sehen. Peter Thumb, der Vorarlberger
Baumeister, ist beiden Landschaften am Oberrhein
gemein: er arbeitete in St. Peter und
St. Ulrich, in Lichtental und Birnau, in Etten-
heimmünster und St. Trutpert, aber auch in den
elsässischen Klosterkirchen Ebersmünster, Altdorf
, Königsbruck und für die Abtei Murbach in
Gebweiler. Aus dem Sundgau stammte die
Künstlerfamilie Hauwiller; einer dieses Namens
war im 18. Jahrhundert ein geschätzter Porträtist
am Hofe zu Rastatt.

Gemeinsam beiden Landschaften ist auch der
bekannte Lazarus von Schwendi, Feldherr,
Diplomat, politischer und Militärschriftsteller im
16. Jahrhundert, der durch kaiserliche Gunst die
Herrschaft Hohlandsberg bei Colmar, im Breisgau
Schloß Kirchhofen und am Kaiserstuhl
Burkheim erhielt. Er förderte in seinen Gebieten
den Weinbau, — gilt er doch in der Tradition
als trinkfester Haudegen, — aber er gab auch
den Städtlein, z. B. Kienzheim, eine „Ordnung"
und war ein tüchtiger Verwaltungsmann. Als er
1583 in Kirchhofen ans Sterben kam, äußerte er
den Wunsch, in Kienzheim bestattet zu werden,
wo noch heute sein Grabmal zu sehen ist.

Rosenau und Chalampe (Eichwald) gehören zu
den jüngsten Siedlungen des Elsaß. Beide lagen
meistens rechtsrheinisch, Eichwald noch im
Jahre 1648; damals gehörte es zu Neuenburg.
Rosenau, Ende des 17. Jahrhunderts entstanden,
hing von Istein ab, bis dann der Rhein seinen
Lauf einmal wieder änderte und die beiden jungen
Siedlungen links des Stromes zu liegen
kamen. Erst der Friede von Luneville (1801)
brachte die politische Grenzziehung, aber noch
lange fuhren die Rosenauer in die Fridolinskirche
von Istein. Erst 1870 errichten sie auch eine
Fridolinskirche.

Zum Schluß dieser Skizze, die ja nichts Abgeschlossenes
sein kann und sein will, möchten
wir noch erinnern an den dem Elsaß, dem Mark-
gräflerland und der Nordschweiz gemeinsamen
Dichter Johann Peter Hebel. Dieser besaß im
Elsaß zahlreiche Freunde, mit denen er in regem
Briefwechsel stand, z. B. mit der Familie Schneegans
in Straßburg, die er auch dort aufsuchte.
Der Straßburger Verleger Cammerer übernahm
den Verlag eines zweiten Teiles der Alemannischen
Gedichte (1805); mit Ehrenfried Stöber
verband ihn literarische Freundschaft, in dessen
„Alsatisches Taschenbuch" und „Alsa" ließ Hebel
mehrere Beiträge erscheinen. In Straßburg wurden
auch die Holzschnitte für die ersten Jahrgänge
seines „Rheinländischen Hausfreund" angefertigt
. Im „Elsässischen Samstagsblatt" veröffentlichte
der Mülhauser Dichter Friedrich Otte
1857 eine Schilderung einer Wanderung durch
das Wiesental, wobei er das Haus Hebels in Hausen
aufsuchte und des Dichters gedachte. Dieser
Aufsatz erregte im Elsaß großes Aufsehen, und
August Stöber, der mit dem schwäbischen Dichterkreis
Uhland, Kerner, Schwab eng befreundet
war, dankte Otte brieflich: „Hebel ist auch uns
Elsässern lieb und wert. Seine Schwänke er-

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