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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-08/0004
Richard Nulzinger:

j&\z Utcmung bzn f>ebeleltecn von 200 Jatyvm

Im Kirchenbuch der evang. Gemeinde Hauingen
findet sich unterm 30. Juli 1759 folgender
Trauungseintrag:

„Joh. Jacob Hebel, von Simmern aus der Chur-
Pfaltz gebürtig, Reformierter Religion, weyl. Joli.
Nicolai Hebels Burgers und Leinwebers daselbst
hinterbliebener ehel. lediger Sohn, gleichen Handwerks
, (verehelicht sich) mit Ursula, weyl. Georg
Oertlins, Bürgerl. Inwohners in Haußen nachgelassener
ehel. lediger Tochter."

Wenn die Gemeinde Hauingen, zusammen mit
Hausener und Basler Freunden dieses 200jährige
Jubiläum feiert, so eröffnet sie damit den gewiß
großen Reigen der auf den Mai des nächsten
Jahres zu erwartenden Feste und Feiern zu Joh.
Peter Hebels 200. Geburtstag. Immerhin mußte
bei einem anständigen jungen Paar die Eheschließung
der Geburt des ersten Kindes vorangegangen
sein. Und die Eltern Hebels waren
gewiß solche jungen Menschen mit Sitte und
Zucht- Denn es war auch in jener Zeit nicht
selten, wenn auch nicht so landläufig wie heute,
daß bereits ein Kindlein zur Zeit der Trauung
unterwegs oder schon geboren war, so daß dann
die Hochzeit am späten Abend „ohne Gepräng
und Kränzlein", wie es bei solchen Hochzeitseinträgen
heißt, also in aller Stille stattfand. Die
Bedingungen zur Eheschließung waren damals
für ärmere junge Paare hart, es mußte von beiden
Teilen 60 Gulden Heiratsgut vorgewiesen
werden. Man lese nur einmal Hebels Kalendergeschichte
„Einer Edelfrau schlaflose Nacht", um
sich mit den Hochzeitsbedingungen jener Zeit
vertraut zu machen. Auch die Hebeleltern mußten
diese Summe Heiratsgut vorweisen, ehe sie
die Genehmigung zur Verehelichung erhielten,
aber die sparsamen Bediensteten hatten es bei-
samen. Auch sie hatten wie jenes Paar in der
Kalendergeschichte lange warten müssen bis zur
Hochzeit, aber daran war die Ursula schuld. Auf
gar manchen Urlaub war Jacob Hebel, der
„Dragunerjobbi" genannt, mit seinem Herrn,
dem Major Iselin, heimgekehrt ins Basler Herrschaftshaus
, wo die Ursula Dienstmädchen war
— mit Fritz Wolfsberger zu sprechen: „Numme
ne Magd" —, aber die Ursel widerstand seinen
Werbungen, und es bedurfte schon des Zuredens
der Frau Major, ehe sie sich entschloß, dem
Jobbi Ja und Hand zu geben. Aber dann erhob
sich ein neues Ehehindernis: Die beiden Verlobten
waren verschiedenen Bekenntnisses: Johann
Jacob Hebel war reformiert und die Ursula als
Markgräflerin lutherisch. Nach der reformierten

Ehegerichtsordnung von Basel war aber solche
Eheschließung unmöglich, denn damals gab es
ja noch keine standesamtliche, sondern nur eine
kirchliche Trauung. Man mußte sich also in der
lutherischen Markgrafschaft umsehen, und auch
da war die Erlaubnis zu solcher Heirat nur durch
ein entsprechendes Gesuch zu erwirken, das
dann auch genehmigt wurde. Natürlich hatte
man zuerst an Hausen, den Heimatort der Braut,
gedacht. Dort aber war gerade ein neuer Diakon
aufgezogen, der von Schopfheim aus Hausen
versah. Der bisherige, der der Ursula wahrscheinlich
wohlbekannte Jacob Christoph Frie-
senegger, war Ende Mai 1759 als Pfarrer nach
Hauingen „gnädigst voziert" worden. Darum
entschloß sich wohl das junge Paar für Hauingen
. Das war den Herrschaftsleuten Iselin nur
recht, weil Hauingen viel näher lag und man
im dortigen Bad, das den meisten Baslern als
Kurquelle wohlbekannt war, das Hochzeitsmahl
halten konnte. Immerhin muß es eine sehr
kleine, bescheidene Hochzeit gewesen sein; schon
der Wochentag — der 30. Juli war ein Montag —
läßt darauf schließen.

Das Glück der jungen Eheleute währte, wie
wir wissen, nicht lange. Fast genau auf den Tag
nach zwei Jahren verstarb der Jobbi offenbar an
einer bösen Krankheit, die er sich auf den
Kriegsläuften zugezogen hatte. Zwölf Jahre später
ist dann auch die Ursula heimgegangen. Aber
in diesem Dutzend Jahren hat sie das Wesen und
Leben ihres Hanspeter bestimmend und nachhaltig
beeinflußt. Wir haben in der „Markgrafschaft
" schon eingehend über diese brave Mutter
und Erzieherin gehandelt. Nicht ganz unbeteiligt
mag dabei auch der Traupfarrer Friesenegger
gewesen sein, mit dem sie wohl seelsorgerlich
verbunden blieb, wenn sie auf ihren Reisen von
Hausen nach Basel und umgekehrt im Hauinger
Pfarrhaus einkehrte. Denn der Pfarrerssohn gleichen
Namens spielt später bei Hebel in den
Briefen eine wichtige Rolle. Er hat ihn im
„Spinnlein" verewigt mit der Bemerkung:

„Un 's Pfaarers Christof het no gsait,
's seig jede Fade z'semegleit."

Am Sonntag, den 26. Juli, enthüllten wir in
einer Feierstunde eine kleine vom Hebelbund
gestiftete Sandsteintafel in der Traukirche zum
Gedenken an diese braven Hebeleltern, die es
wahrhaftig wert sind, daß man ihr Andenken
wachhält.

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