http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-08/0006
erwähnen, folgendes: „1687, den 1. Oktober, ist
Stopfel Michelbacher, ein 70jähriger Mann von
Candern, welcher seinem Sohn allda in dem
Forsthaus des Herrn Einnehmers Magd während
der Kirchen hat ermorden und herrschaftliche
Gelder stehlen helfen, zu Loerrach mit dem
Schwert gerichtet, der Körper aber auf den
Schliengener Berg geführet und auf das Rad
gelegt worden. NB! Der Sohn hat sich mit Gift
vergeben, dessen Frau aber, die mit interessiert
ward, hat man mit Ruten ausgehauen."
Und nun soll zum Schluß noch Johann Peter
Hebel das Wort haben, er, der 1809 in der merkwürdigen
Gespenstergeschichte von Schliengen
„so ein schöner, braver Ort ist" und 1815 in der
Erzählung „Der Bock" vom Schliengener Berg
schrieb, den er wohl kannte. Als die Neuordnung
Europas unter Napoleon begann, setzte allenthalben
eine Flut von Gerüchten ein. Hebel
schrieb unter dem 24. Oktober 1801 an seinen
Freund Engler: „ . . das Breisgau aber der Markgraf
von Baden mit der Bedingung erhält, daß
die Oberbadische Regierung nach Neuenburg
verlegt, der Schopfheimer Hurlibaus aber zur
Vermeidung aller künftigen Kriege vernagelt
und in den Ruhestand versetzt werde — also,
wie gesagt, weder aus Verwöhnung noch aus
diätetischen Absichten schwebt meine Lippe, die
kürzlich noch von Nektar triefte, nun an der
Urne der Najade, sondern rein aus Bußandacht,
denn als ich von der Höhe des Schliengener Berges
herab aus der dichten Wolke, die auf ihm
lag, und leider abermals an Auggen vorbei, dem
Unterland entgegenwallte, fiel es mir schwer
aufs Herz, daß trotz der Tendenz unseres Geistes
nach Oben hinaus unser aller irdische Gang und
Wandel ein Gang ins Unterland ist, und daß wir
alle nur dort enden und zusammenkommen. Da
fielen mir alle meine Sünden, es fiel mir das
Blutgeld ein, das ich in Weil wenige Tage vorher
erzwickt hatte und noch im Sacke trug. Da
brachte ichs dem Fideli in Schliengen, oder vielmehr
seiner Witwe, denn wie ich hörte, ist er
auch schon im Unterland, weihete mich zur
Läuterung der Flammen eines halben Schoppens
Kirschenwassers und war eben im Begriff, mir
vom Hausknecht die Stiefel ausziehen zu lassen."
Und Dr. Zentner, der Herausgeber der Hebel-
Briefe, meint, er sei im Baselstab zu Schliengen
eingekehrt, wo damals Joseph Waltz wirtete, an
den ein Steinkreuz auf der Höhe des Galgen-
bucks erinnert, das von Waltz gestiftet ist.
Wir wollen aber diese Zeilen über den „schönen
, braven Ort" nicht mit der Erinnerung an
den Galgen schließen, sondern mit einigen Zeilen
aus Hebels Schreiben an Hitzig aus dem Jahre
1794, wo es anläßlich der Übersendung eines
Jaspis heißt:
„Diß als Prolog zum Jaspis hier.
Sechs gegen Eins! — Er schmeichelt dir.
So glatt ist er, so spiegelhell und rein,
Und ist doch nur ein Feuerstein,
Wie sie dem Hertinger Bauern beim Pflügen
Zum Dutzend vor den Füßen liegen.
War er nicht nach K. Ruh spatzirt,
Hätt' ihn nicht der Steinschleifer Meyer
Um einen Zweyer oder Dreyer,
Zum schönen Schaustück polirt,
So lag er bey Schliengen rauh und eckigt,
Unbesehn und dreckigt.
Jetz sucht er seines gleichen unter den Steinen..."
Und damit wären wir wieder beim Anfang,
wo vom Jaspis die Rede war, von dem Stein, der
in der Vorzeit Werkzeug und Waffe gab, der
aber heute noch als schön poliertes Schmuckstück
geschätzt wird wie zu Hebels Zeiten.
2luf Wk\z, Selb unö am Höegeöcanfc...
Emil Baader:
Die Schafgarbe
Auf trockenen Wiesen, an Weg- und Ackerrändern
blüht die Schafgarbe den ganzen Sommer
, bis weit in den Herbst hinein. Die weißen,
oft rosa überhauchten Blüten drängen sich zu
einem anmutigen Schirm zusammen, der die
Bienen anlockt. Viele Menschen gehen achtlos an
der Schafgarbe vorüber. Und doch ist sie —
neben Pfefferminz und Kamille — eine unserer
bekanntesten Heilpflanzen. Zerreibt man Blatt
oder Blüte, so bemerkt man ein köstliches
Aroma. Es rührt von einem ätherischen Öl her,
das die Schafgarbe enthält. Es ist ebenso heilkräftig
wie der in der Schafgarbe enthaltene
Bitterstoff. Der botanische Namen „Achillea"
erinnert an Achilles, einen Arzt des Altertums,
der als erster die Heilkraft der Schafgarbe erkannte
und sie als Wunderheilmittel benützte.
Im Mittelalter hielt man sie für ein Mittel
gegen die Pest. In Österreich nennt man sie
Leibwehkraut. Den Schafgarbentee verwendet
man bei mancherlei Magenbeschwerden, auch
zur Vertreibung von Würmern, wobei der
Bitterstoff zur Wirkung kommt. Wie schon der
Name sagt, wird die Schafgarbe von den Schafen
gern gefressen. Es wird berichtet, daß sie früher
auch gegen die Drehkrankheit der Schafe angewendet
wurde. Der Bitterstoff dieser Pflanze
wird in nordeuropäischen Ländern auch als
Bierwürze gebraucht.
An die hundert Arten von Schafgarbe gibt
es auf der Erde. Bei uns ist die gemeine Schafgarbe
(Achillea millefolium) weit verbreitet. Auf
feuchten Wiesen und an Sümpfen findet man
auch die Sumpfschafgarbe, die auch Dorant genannt
wird (Achillea ptarmica). Sie gleicht der
Kamille, doch sind die Scheiben gelblich - weiß.
Von ihr gibt es auch zahlreiche gefüllte Gartenformen
, wie die „Goldgarbe", die „Schwefelblüte
" und die weiß gefüllte „Edelgarbe".
Die Wegwarte
„Es wartet ein bleiches Jungfräulein den Tag
und die dunkle Nacht allein auf ihren Herzliebsten
am Wege . . . "
Die Wegwarte hat in ihrer Erscheinung etwas
Geister- und Märchenhaftes. Die großen Blüten,
die nur in den Vormittagsstunden geöffnet sind,
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