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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-08/0014
des touristischen Interesses war. Der Feldberg ist
auch nicht erst durch die Erbauung des Friedrich-
Luisen-Turmes als Ausflugsziel bekannt geworden
, sondern war es schon vorher; der Turm verlieh
ihm in den Augen des romantisierenden und
„vaterländisch" gesinnten Nachbiedermeier nur
größere Anziehungskraft. Der Schwarzwald hatte
— nach den Worten von C. W. Schnars in seinem
1865 erschienenen Schwarzwaldführer (S. VIII)
„den Ruf unwirthlicher Einsamkeit oder gar
räuberischer Unsicherheit längst verloren." Wanderlust
und Streben nach schwärmendem
Naturerleben trieben ebenso wie echtes naturwissenschaftliches
Interesse Jahr für Jahr immer
mehr Touristen auch auf die höchsten Berge des
Schwarzwaldes.

Ein Besuch auf dem Feldberg war jedoch damals
ein recht langwieriges Unterfangen. Ging
man von einem der Hauptorte des noch spärlichen
Eisenbahnnetzes aus, so kam am ehesten
Freiburg oder vielleicht noch Schopfheim als
Ausgangspunkt in Frage. Von dort aus bediente
man sich der Post oder der Mietkutsche. Schnars
schreibt 1865 in dem erwähnten Schwarzwaldführer
:

Beförderungsmittel. Das Reisen mit gemieteten WTa-
gen ist dem mit der Post weit vorzuziehen, weil
man Herr seiner Zeit und seines Willens ist. Glücklicherweise
ist die Lohnkutscherei im Schwarzwalde
noch zu keinem so raffinierten Erwerbszweige ausgeartet
wie anderswo. Wenn vier Personen einen
Wagen nehmen, so zahlt der Einzelne kaum mehr
als die Posttaxe beträgt. Fast überall sind bequeme
Zweispänner und Einspänner mit kräftigen Pferden
und zuverlässigen Kutschern zu haben. Die Preise
des Fuhrwerks sind nach dem Terrain verschieden;
sie variieren für Zweispänner von 7 fl. 30 kr. bis
10 und 11 fl. täglich, Beköstigung und Trinkgeld für
den Kutscher inbegriffen; für Einspänner 5 bis 6 fl.
täglich. Einverständnisse zwischen Wirten und Lohnkutschern
zum Nachteil der Fremden kennt man im
Schwarzwald nicht. Das Post- und Eisenbahnwesen
ist gut organisiert und zwischen allen nur einigermaßen
belebten Ortschaften (besonders für die
Bäder) bestehen tägliche Postverbindungen. Das
Coupe ist dem Langwagen weit vorzuziehen, kostet
aber etwas mehr als ein Platz im Innern. Einige
Wagen haben die Banquette, d. h. einen Sitz über
dem Coupe. Extraposten auf allen Posthaltereien.
Beschwerden, welche man etwa bei höheren Stellen
einzureichen sich veranlaßt fühlt, finden anerkennenswerte
Berücksichtigung ...

Bergpferde. Maultiere, Esel kommen als Beförderungsmittel
im Schwarzwald bis zur Stunde nur
selten vor ...

Auch die Frage der ortskundigen Führer wird
von Schnars in diesem Zusammenhang angeschnitten
:

Führer sind fast an allen Orten, besonders in der
Gegend des Feldbergs, Belchen, Kandels usw. zu
haben. Für kleinere Touren werden für die Stunde
12 kr., für den Tag 1 fl. 30 kr. bis höchstens 2 fl.
bezahlt. Kann man dem Führer keinen anderen
Reisenden zuweisen, so zahlt man ihm den Rückweg
. Die Führer tragen das leichte Reisegepäck.
Einverständnisse zwischen Führern und Wirten zum
Nachteil des Fremden kommen nicht vor. (S. 7 u. 9.)

Für einen Ausflug auf den Feldberg von Freiburg
aus setzt Schnars mindestens anderthalb
bis zwei Tage an; der Reisende benutzt dabei die
Post durch das Höllental und muß einmal übernachten
, üblicherweise auf dem Feldberg. Schnars

weiß aber noch einen anderen Weg zum Feldberg
zu empfehlen:

Wer es sich recht bequem machen will, fahre von
Freiburg über Oberried die neue Todtnauer Straße
bis zum Notschrei und von hier, links abbiegend,
bis zur Todtnauer Viehhütte hinauf. Der Weg führt
fast immer durch Wald und ist bis zur Höhe des
Stübenwasen ohne Interesse... Es ist sogar möglich
, den Wagen mit einiger Hilfsmannschaft zum
Stützen bis zum Turm hinauf und auf der anderen
Seite zum Feldbergerhof und ins Bärental bergab
zu bringen, um am Titisee vorüber durchs Höllental
zurückzukehren... Den Fußgängern sind die schönen
genußreichen Wege durch das Zastlertal oder das
Wilhelmstal zu empfehlen.

Soweit gut. Wo aber übernachtete der Tourist
auf und um den Feldberg? Schnars konnte im
Jahre 1865 bereits auf den Feldberger Hof hinweisen
, der erst 1863 errichtet worden war. Wie
aber stand es mit den Unterkünften im Jahre
1859 und vorher? — Hier kann uns C. G. Fecht
Auskunft geben (in: Der südwestliche Schwarzwald
, Abt. 2 Bd. 2: Der großh. badische Amtsbezirk
Schönau. Lörrach etc. 1860, S. 94 u. 95).
Er gibt an:

An den Abhängen des Feldberges, etwa eine halbe
Stunde unter dessen Kuppe, befinden sich die sogenannten
Viehhütten ...

Fecht zählt sie auf, unter Angabe ihrer Höhenlage
. Es sind die Todtnauer, die St. Wilhelmer,
die Zastler, die Baldenweger, die Lenzkircher,
die Menzenschwander, die Erlenbacher und die
Stollenbacher Hütte. Fecht fährt nach der Aufzählung
fort:

Die ersten sechs Hütten, worunter die Todtnauer die
wohnlichste ist, werden nur des Sommers von Hirten
bewohnt, welche die Hut des nicht milchgebenden
Rindviehs der Gemeinde und anderer Nachbarorte,
sowie auch junger Pferde besorgen. Nachts kommt
das Vieh in die geräumigen Ställe bei den Hütten;
die beiden letzten Hütten sind das ganze Jahr
bewohnt.

In allen findet der Reisende, welcher den Feldberg
besteigen will, zu seiner Erquickung Milch,
Butter, Käse, Wein, Kaffee, sowie ein, wenn auch
bescheidenes, doch immerhin hochwillkommenes
Nachtlager...

Nun aber endlich zurück zum Einweihungsbericht
. Sein Schreiber hatte auf der Halde übernachtet
, das heißt in dem alten Haldenwirtshaus
,.Zum Rößle", das an der alten Straße Freiburg-
Todtnau lag und liegt. So hatte er am Festtag
selbst mit geringerer Mühe über Notschrei und
Stübenwasen zur Feldbergkuppe hinaufgelangen
können. Hören wir seinen Bericht weiter:

Als die zehnte Stunde gekommen war, setzten sich
dem Programm gemäß die Festzüge gegen die Bergspitze
in Bewegung. Der Zug von der Todtnauberger
Hütte traf zuerst oben ein, voran die Feuerwehrcorps
von Todtnau, Schönau, Zell, und deren
Gesangvereine unter Trommelschlag und Musik und
mit ihren Vereinsfahnen; sodann die anwesenden
großh. Beamten, den großh. Herrn Regierungs-
Direktor, Geheimrat Schaaff an der Spitze, die Vorstände
des Landamts Freiburg und des Bezirksamts
Schönau, denen sich die Beamten noch anderer, benachbarter
Bezirke angeschlossen hatten, endlich die
Bürgermeister der verschiedenen Schwarzwaldgemeinden
in Amtstracht und mit ihren Gemeindefahnen
, um welche sich die anwesenden Gemeindeangehörigen
scharten. Oben angelangt sah man vom
Seebuck her sich den Festzug von St. Blasien in einer
ungeheuren, schwarzen Menschenmasse heran bewe-

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