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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-08/0015
gen, voran eine Anzahl Hauensteiner in ihrer malerischen
Tracht und mit Hellenbarden versehen, während
andere prachtvolle Fahnen trugen. Mehr als
4000 Menschen waren um den Turm versammelt, als
die Feierlichkeit mit einer Feldmesse, der ersten auf
des Feldbergs Höhen, begann, welche durch den
Herrn Pfarrer von Todtnau celebriert ward, und
während welcher die anwesenden Vereine passende
Gesänge vortrugen.

Sodann ergriff der Vorstand des Bezirksamtes
Schönau, Herr Amtmann Hätz, das Wort, erinnerte
in schöner Rede an die Feier des 20. September 1856,
an die Segnungen, welche dem badischen Volke durch
die Verbindung der Stämme der Zähringer und
Hohenzollern erwachsen, an die Bedeutung des Turmes
als des Sinnbildes der Treue, Liebe und Dankbarkeit
der Erbauer gegen unser Fürstenpaar, und
schloß mit einem dreimaligen Hoch auf dasselbe; die
Berge gaben den Jubel donnernd wieder und vom
Seebuck und dem fernen Herzogenhorn antwortete
das Geschütz den Böllersalven beim Turme. So
wurde wohl dem größten Teile des Schwarzwaldes
dieser erhebende Augenblick kund — hätte doch das
Echo bis zur fernen Mainau dringen können, um
den Gefeierten Kunde zu geben von der begeisterten
Liebe ihrer Untertanen, welche gern das hohe
Fürstenpaar auf dem König des Schwarzwaldes
selbst gesehen und ihm ihre Huldigung dargebracht
hätten.

Nach der erwähnten Festrede vollzog der großh.
Amtsvorstand von St. Blasien, Herr Amtmann Sachs,
auf der Höhe des Turmes, dessen weltliche Taufe
als „Friedrich - Luisenturm", indem er an seinem
Mauerkranze eine Flasche mit Wein, der am Fuße
des Feldbergs gewachsen, zerschellte und die Flagge
aufhißte. Unter tausendstimmigem Jubel ordnete sich
der Zug nun zu einem Gang nach dem Seebuck.
Berichterstatter war dahin vorausgeeilt, um die Ankunft
des Zuges zu sehen. Es war ein wundervoller
Anblick; die blinkenden Helme der Pompiers, die
zahlreichen Fahnen und die kleidsamen Trachten der
Schwarzwälder, das alles im Sonnenglanz und auf
einem Fleck Erde, von dem man nach allen Seiten
hin die großartigsten Fernsichten hatte, das mußte
einen wahrhaft erhebenden Eindruck machen. Der
Himmel begünstigte wirklich das Fest mit dem herrlichsten
Wetter — klar und deutlich lagen die
Schwarzwaldberge und Täler vor dem bewundernden
Auge — das ferne Höhgau streckte seine Berggipfel
wie zum Gruße herüber und der Bodensee und
der Zürichersee glänzten gleich Silberstreifen in
dem Blau der Gebirge. Nicht weniger schön ist die
nächste Umgebung des Seebucks — der Feldsee im
grauen Gestein zwischen dunkeln Tannen, bei dem
unwillkürlich die Sagen von Nixen und Seefräulein
einfallen, der ferner gelegene Titisee, alles unten in
tiefer freundlicher Stille und als Gegensatz oben das
frohe, laute Getriebe der Menschenmenge, der Schall
der Musiken und das Krachen der Böller. Nur ungern
konnte man sich trennen von diesem herrlichen
Punkte. Doch die Zeit mahnte an den Heimweg. Der
Zug bewegte sich zurück gegen die Todtnauer Hütte,
wo er sich auflöste und jeder sich ein Plätzchen zur
Erquickung suchte. Da trafen sich lang getrennte
Freunde, alte Bekannte, aus allen Schwarzwaldgegenden
hatten sie sich zusammengefunden und
rasch war ein Stündchen verflossen. Nun noch ein
herzlicher Abschied, ein Händedruck und hinab gings
wieder die steilen Gebirgswege hinunter, bei denen
man erst einsehen lernte, wie hoch man gestiegen
war ...

So schnell wie er es beschreibt, kann der Berichterstatter
jedoch noch nicht Abschied nehmen von
seiner Festfreude; noch zwei Absätze hängt er
an, die nichts Neues mehr sagen, aber — wes das
Herz voll ist, des läuft der Mund über. Hören
wir also geduldig weiter bis zum Ende zu:

Fragt man nach dem Eindruck, den dieses schöne
Fest hervorbringen mußte, so lautet die Antwort
gewiß dahin, der Eindruck war ein großer, erhebender
und lieblicher zugleich!

Die aufrichtige, innige Verehrung und Liebe,
welche sich allenthalben für das hohe Fürstenpaar
aussprach, dem dieses Fest galt, die gemütliche Fröhlichkeit
, welche auch durch nichts im geringsten
gestört wurde, alles mußte in eine zufriedene, dem
Augenblick angemessene Stimmung versetzen und
gewiß trägt jeder eine angenehme Erinnerung daran
in sich — es war ein schöner Tag! (Abdruck nach der
„Freiburger Zeitung" im „Oberländer Boten" Nr. 106
vom 7. Sept. 1859.)

So also war die Einweihung auf dem Feldberg
vor sich gegangen. Was aber hatte man in der
Rheinebene unten davon wahrgenommen? Auch
hierzu weiß — wie es sich gehört — die Zeitung
etwas zu berichten. Der „Oberl. Bote" Nr. 107
vom 9. Sept. 1859 trägt nach:

Freiburg, 6. Sept. Zu unserem gestrigen Bericht über
die Feldbergfeier tragen wir nach, daß die bengalischen
Flammen der Beleuchtung auf dem Feldberg,
sowie die lodernden Feuersäulen auf dem Schauinsland
und Belchen, ohngeachtet der weiten Entfernung
, dahier wahrgenommen und auch stark leuchtende
Gegenfeuer auf dem Schonberg und den Vorhügeln
des Kaiserstuhles gesehen wurden. So gab
sich weithin die freudige Zustimmung zu dieser
seltenen Festlichkeit kund.

Die Böllerschüsse der Einweihung waren auf der
Mainau doch gehört worden, desgleichen die
Hymnen der Festredner auf das großherzogliche
Paar; natürlich nicht physisch, sondern aus den
Zeilen der Berichte. Jedenfalls konnte der „Oberländer
Bote" Nr. 108 vom 12. September 1859
bereits mit Genugtuung eine erwünschte Reaktion
des Großherzogs verzeichnen:

Freiburg, 9. Sept. Nach einem soeben an die Vorstände
der Ämter St. Blasien und Schönau und des
Landamtes Freiburg erlassenen Schreiben des Herrn
Directors der Oberrheinischen Kreisregierung läßt
Seine Königliche Hoheit der Großherzog den bei der
Gründung und dem am letzten Sonntag vollzogenen
Einweihungsfest des Friedrich - Luisen - Turmes auf
Feldbergs Höhen beteiligten Gemeinden etc. herzlich
danken für die freundliche Gesinnung, welche sie
durch die Stiftung dieses Turmes betätigt, sowie für
die schöne Feier, welche dieselben zu Ehren der
höchsten Herrschaften veranstaltet haben. Ihre
Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin
würden den ersten Anlaß benutzen, den
Turm zu besuchen, um bei dieser Gelegenheit den
betreffenden Gemeinden selbst danken zu können.

(F. Z.)

Ob und wann der versprochene Besuch ausgeführt
wurde, gehört auf ein anderes Blatt.
Ebenso, was der 1859 eingeweihte Turm alles
erlebte, bis er im Jahre 1912 — allzu bescheidenes
Überbleibsel einer noch bescheidenen Zeit,
das in die Großspurigkeit der Aera Wilhelms II.
nicht mehr paßte — wegen „Baufälligkeit" abgerissen
wurde, um dem klotzigen Neubau Platz
zu machen, der heute noch auf dem Höchsten
steht. H. Bachroth

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