Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-09/0011
Hier hört sie zum erstenmal
von der Entdeckung
der Goldgruben
. Sie möchte am
liebsten weinen und zu
ihrem Vater zurückkehren
. Herr Dardel weiß
nicht genau, um was es
sich handelt, aber er hat
gehört, daß alle Taugenichtse
von Europa nach
Kalifornien auswandern
und daß man sich dort
schlägt und mordet. Er
rät ihr, nicht weiter als
Le Hävre zu fahren und
sich dort bei seinen Kollegen
ernsthaft zu erkundigen
, bevor sie sich
aufs hohe Meer wagt.

Auf dem Schiff, das
die Seine herunterfährt,
bilden einige Leute mit
Galgengesichtern eine
kleine Gruppe abseits
von allen andern Reisenden
. Sie hocken auf
ihrem Gepäck und sprechen
leise miteinander. Zuweilen bricht eine
wilde Diskussion aus, wobei man unter andern
Schreien und Flüchen die Worte Amerika, Kalifornien
und Gold heraushört.

Die Herren Pury, Pury & Fils trauen ihren
Augen und Ohren nicht, wie sie Frau Anna
Suter in ihr Büro treten sehen und von ihr erfahren
, daß sie nach Neu-Helvetien hinüber will.

„Aber gewiß, Madame, Herr Johann August
Suter ist uns sehr wohl bekannt, wir sind seit
Jahren seine Kommissionäre und vermitteln
große Geschäfte für ihn. Vor sechs Monaten erst
haben wir ihm einen großen Flügel zugesandt.
Aber nun soll es Neues geben. Wir wissen noch
nicht genau, um was es sich handelt, aber man
behauptet, daß er heute der reichste Mann der
Welt ist. Er soll Goldgruben, ganze Goldberge
entdeckt haben. Wir wissen nicht genau, wieviel.
Aber jedenfalls raten wir Ihnen dringend ab,
jetzt hinüber zu fahren, es ist jetzt nicht die
Zeit, sich nach Kalifornien zu wagen.

Seit ungefähr drei Monaten ist Le Hävre von
allerlei Abenteurern und Vagabunden überflutet
, die mehr als einen Streich auf dem Gewissen
haben. Es ist jetzt nicht ratsam, Ihre
Söhne und vor allem Ihre junge Tochter solchen
Gefahren auszusetzen. Und man fährt überhaupt
nicht mehr über New York, das wäre zu
lang. Wir haben selbst drei Dampfer ausgerüstet,
die direkt nach Chiagres fahren. Das geht viel
schneller und alle nehmen jetzt diesen Weg.
Diesen Monat haben wir 712 Passagiere. Aber
überlegen Sie, Madame, welchen Gefahren Sie
sich in solcher Gesellschaft aussetzen. Haben Sie
noch einige Monate Geduld, bis wir genaue
Instruktionen von Herrn Johann August Suter
erhalten haben. Sie können ..."

Fort S u 11 e r

Aber vor der ruhigen Entschlossenheit der
Frau Suter drängen die Herren Pury, Pury &
Fils nicht weiter. Sie tun für sie die nötigen
Schritte. Anna Suter besteigt mit ihren Kindern
einen ihrer drei Dampfer, „La Ville de Brest",
einen Schraubendampfer, der bisher den Verkehr
mit Jersey aufrecht erhalten hat und jetzt
auf der neuen Seelinie zum Transport der Goldsucher
dient.

Die Überfahrt dauert 41 Tage. Elf Mann Besatzung
und 129 Passagiere besorgen zusammen
den Schiffsdienst. Frau Suter und ihre Tochter
sind die einzigen Frauen an Bord. Die Passagiere
kommen von allen Herren Ländern, vor
allem aber sind es Franzosen, Belgier, Italiener
und Spanier. Fünf Schweizer, neun Deutsche
und ein Luxemburger geben Frau Suter über
ihr Unterfangen genauen Aufschluß. Nein, von
Suter haben sie noch nichts gehört, aber sie
wissen, daß es in Kalifornien viel Gold, Perlen
und Diamanten gibt. Man braucht sich nur zu
bücken. Der, der und der sind bereits dort, sie
kommen nach und es werden noch viele andere
nachfolgen. Mehrere sollen schon Millionäre
sein. Man findet Gold überall, Madame. Man
braucht es nur zu schaufeln. . .

Aspinvall. Hitze, Feuchtigkeit, Feuchtigkeit,
Hitze. 17 Dampfer mit den Flaggen von neun
Nationen liegen im Hafen. Aus New York,
Boston, Philadelphia, Baltimore, Portland,
Charleston, Orleans sind die Amerikaner gekommen
und nahmen die kleine Eisenbahn von
Panama im Sturm. Geschrei, Geheul, Gedränge,
die Lokomotive quält sich durch die Sümpfe
hindurch. Längs an der Eisenbahnlinie hocken
scheeläugige Indianer und von Krankheiten zerfressene
Neger in ihren Erdhütten. Ein mäch-

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-09/0011