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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-09/0013
Emil Baader:

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Der botanische Name für unser „Gemeines
Zittergras", auch mittleres Zittergras genannt,
lautet „Briza media". Seine Ähren bestehen aus
fünf bis neun Blütchen, während das „Kleine
Zittergras" (Briza minor) fünf- bis siebenblütige
und das „Große Zittergras" (Briza maxima)
neun- bis siebzehnblütige Ähren besitzt. Das
„Große Zittergras" findet man als Ziergras in
unseren Gärten.

Den Franzosen, die das Zittergras „Amourette"
nennen, ist es ein Sinnbild der Liebeständelei,
während es in unserem Volk ein Sinnbild der
Liebe ist.

Von den schier unzählbaren Grasarten — es
sei erinnert an Trespe und Honiggras — ist das
Zittergras, vom Volk Zitterle genannt, gewiß
das bekannteste und lieblichste. Beim leisesten
Windhauch beben die tausend „Herzchen" dieses
Grases.

I hock am stille Matterand,

e Zittergräsli i de Hand.

Do wischplet's us de Flöckli

mit wunderfine Glöckii,

wie vom e Schellebaum is Land.

So hat Richard Gäng in seinem Gedichtband
„De Sunntigmorge" das Herzzitterle besungen.

Immer hatten die Menschen eine besondere
Sympathie für das Zittergras. Bereits Hieronymus
Bock, einer der Väter der Botanik (er
stammt aus Heidersbach im Odenwald), schreibt
in seinem im Jahre 1539 erschienenen „Kräuterbuch
", daß die Maidlin ihre besondere Kurzweil
am Zittergras hatten. Sie gebrauchten es als
Liebesorakel. Waren nicht die an haarfeinen
Ästchen hängenden herzförmigen Ähren dazu
besonders geeignet? Auch der Botaniker Schim-
per sang das Lob dieses Grases:

Nein, herzlich ist der gute Halm,
und herzlich wächst er auch heraus,
trägt nicht ein Gras auf seinem Halm
aus Herzen zart den schönsten Strauß?

Die Bauernkinder pflücken das Zittergras. Sie
stellen es in Vasen. Das ganze Jahr über

Dr. Scheffelt:

Nahe bei Basel liegen die Reste der alten
Römerstadt Augusta Raurica oder Rauricorum,
heute ein schweizerisches Dorf, Äugst oder
Kaiser Äugst genannt. Die befestigte Siedlung
wurde im Jahre 43 v. Chr. als Colonia Raurica
gegründet, dann von Kaiser Augustus zur Stadt
erweitert und mit Tempeln, Bädern und einem
Theater geschmückt. Auf die prächtigen Kleinfunde
, die in dieser Römerstadt seit Jahrzehnten
immer wieder gemacht werden, können wir hier
nicht eingehen; sie geben uns einen lehrreichen

A. Dürer: Großes Rasenstück (-1503)

schmücken Zittergrassträuße den Herrgottswinkel
in der Bauernstube.

Von altersher hat man aber das Zittergras
nicht nur als Liebesorakel verwendet, sondern
auch zum Losen, wobei es darauf ankam, daß man
nicht den kürzeren zog. Ein alter Vers lautet:

Ziehen wir zwei Gräslein
ohne allen falschen Wank,
das eine kurz, das anre lang;
wer auch immer mag ziehen an,
das längere soll gewunnen han!

und reizvollen Einblick ins Leben einer römischen
Provinzstadt. Daß diese Stadt auch Badegäste
nach Badenweiler geschickt hat, steht
außer Zweifel.

Vom römischen Badenweiler aber wissen wir
nicht einmal den Namen. Mit „Aquae" wird er
wohl begonnen haben, etwa wie Aquae Grani
(Aachen; Gran war ein keltischer Gott); oder
Aquae Helveticorum (Baden in der Schweiz), die
Thermen der Helveter. Da in Badenweiler die
keltische Göttin des Waldes, Abnoba, verehrt

Wenig brannte Sunöe unb Hadjrirtjten

vom uömtfdjen 2$abznwz\lzt

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