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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-09/0014
wurde, der dann die Römer ihre Diana zugesellten
, könnte man wohl an Aquae Abnobae
denken. Ich nehme (mit Büchler) gerne an, daß
der erste Statthalter der Provinz Obergermanien,
L. Javoninus Priscus, sich zur Zeit der Kaiser
Vespasian, Titus und Domitian Verdienste um
das Emporkommen Badenweilers erworben hat.

Unsere Badruine wurde im Jahre 1784 sorgfältig
ausgegraben. Der Sohn des Ortsgeistlichen,
der Kupferstecher Gmelin, hat sogleich einen
schönen, klaren Grundriß von dem Gemäuer
gezeichnet. Er sah damals noch die Bodenbeheizung
, den hübschen Plattenbelag der Baderäume
und einige Wandmalereien. Man merkte alsbald,
daß die Ruine zum Schutz gegen Witterungseinflüsse
überdacht werden müsse. Bei diesem
Geschäft aber wurde in den ehrwürdigen Räumen
vieles zerstört. Auswärtige Besucher nahmen
Heizkacheln als „Souvenirs" mit, geschliffene
Platten wurden gestohlen.

Die Archäologen sagen übereinstimmend, es
sei verwunderlich, daß so wenige Gegenstände
des täglichen Gebrauchs und auch wenig
Schmuck gefunden worden sei. Bei der Ausgrabung
des Baues und bei der Wegräumung
des Schuttes hat man die Arbeiter ermahnt, alle
Kleinfunde abzuliefern. Man bewilligte auch
Prämien für die Fundsachen und ließ die Vorarbeiter
einen Eid schwören, daß sie für getreuliche
Ablieferung aller Gegenstände sorgen würden
. Doch sind wahrscheinlich Gegenstände veruntreut
worden. In Oberweiler, wo die Arbeiter
aßen und nächtigten, sollen nach mündlicher
Überlieferung Althändler „am Werk" gewesen
sein. Eine Aktennotiz des bad. Innenministers
von Edelsheim bemerkt dazu: „ . . . weil, solange
die Juden mehr als Serenissimus zahlen, dem
Verheimlichen kein Ende gemacht werden kann".

Ins Museum nach Karlsruhe wurden Gefäße
und Scherben sowie eine stattliche Zahl von
Münzen gebracht. Im Einzelnen (nach Wagner,
Funde und Fundstätten): Bruchstücke von Terrazzoböden
und von bemaltem Wandverputz,
sechs Konsolsteine, Eisenklammern, Glas, Bleiröhren
, Bronzeplatten, Randstücke von einer Tür,
Werkzeuge und Beschläge von Eisen, ein Dolch,
eine Schutzhülle für beschädigte Pferdehufe,
ein Eselshufeisen, ein Röhrenausgußstück aus
Bronze, Beschläg eines Trinkhorns, eine Bronzelampe
mit Kettchen, ein Glöckchen, mehrere
Schreibgriffel aus Bronze, Löffel, Haarnadeln,
eine Bronzeplatte mit farbigem Email verziert,
zwei Fibeln, Glasperlen und bunte Glasscherben
und Fläschchen, schön verzierte Scherben von
Terra nigra und Terra sigillata, eine hübsche
Vase mit Efeuranken, eine Gemme aus bläulichem
Stein („ein Steinlein, darauf ein Bild
gegraben", heißt es in den Fundakten) und ein
dünnes Silbertäfelchen mit einer Beschwörungsformel
in griechischen Buchstaben, wonach ein
Luciolus und eine Mercussa vor Dämonen geschützt
werden sollen.

Über die Münzen, die zum Teil auch von
Privaten gesammelt wurden und nur zum Teil
aus der Badruine und ihrer nächsten Umgebung

stammen, soll an anderer Stelle noch etwas gesagt
werden.

In späteren Jahrzehnten fanden sich dann
noch manche Dinge, die das Bild vom römischen
Badenweiler zu ergänzen im Stande sind, von
der kleinen Münze bis zur massiven Mauer.

Beim Bau des offenen Thermalschwimmbades
fanden Arbeiter im Jahre 1872 ein Bleirohr und
verkauften es um einen Gulden und eine Maß
Wein an einen jüdischen Handelsmann. Beim
Bau der Villa Hedwig (Bürgermeister und Gartendirektor
Krautinger) fanden sich Münzen und
sehr schöne Scherben von Terra sigillata. Etwas
liefer am unteren Kirchweg stieß man auf ein
ganzes Lager von großen Gefäßen (Amphoren),
die wohl in Beziehung standen zur nahen
römischen Töpferei; vielleicht stand auch eine
Schenke dort. Ein Bauführer soll Befehl gegeben
haben, die Gefäße zu zertrümmern. Beim Bau
des Hildakrankenheims am mittleren Kirchweg
wurde eine Plakette mit einer obszönen Darstellung
entdeckt (Gipsabdruck im Museum für Ur-
und Frühgeschichte in Freiburg). Der Garten
des Parkhotels lieferte eine prächtige Gemme
aus hellviolettem Stein, auf dem ein Vogel
(Gans?) geschnitzt ist (Privatbesitz).

Aus meiner Tätigkeit als Bezirkspfleger für
Ur- und Frühgeschichte (1929 bis 1950) wäre
folgendes zu berichten: Bei einer Erweiterung
des offenen Thermalschwimmbades kam eine
römische Mauer zum Vorschein, doch die Arbeit
eilte, die Mauer verschwand. Das oben erwähnte
Bleirohr und die Mauer scheinen aber doch darzutun
, daß zwischen Thermalquelle und Römerbad
ein Zusammenhang bestand. Jetzt ist es
allerdings nicht mehr möglich, die Zuleitung des
warmen Wassers zu den Bädern aufzufinden.
Beim Bau einer Thermalwasserleitung hinüber
zum Friedrich - Hilda - Genesungsheim fand sich
eine starke römische Mauer im mittleren Kirchweg
. Eine ähnliche Mauer liegt quer unter dem
Straßenniveau am Beginn des unteren Kirchweges
.

Anläßlich einer Erweiterung des Gewächshauses
(Warmhauses) hinter dem Musikpavillon
fand man vier tönerne, von einem feinen Kanal
durchbohrte Gebilde, die ich als Phalli erkannte.
Es sind dies Symbole der Fruchtbarkeit, die
unter obszönen Gesängen und Tänzen bei Frühlingsfesten
mitgetragen wurden, besonders beim
Kult des Dionysos, der dem römischen Weingott
Bacchus etwa gleichzusetzen ist, und des Hermes,
bei den Römern meist Mercur genannt, dem Gott
des Handels, Götterbote und Traumspender. —
Auch bei vielen Naturvölkern wird der Phallus
als zeugende Naturkraft durch Gesänge und
Tänze verehrt. Die zwei besterhaltenen Exemplare
befinden sich im Museum in Freiburg.

Ich erwähne noch eine große Amphora, an
der Ostseite des Markgrafenbades gefunden, ferner
eine Münze von Kaiser Antoninus Pius, die
in einem Badesaal fast offen, nur von etwas
Moos bedeckt, von der Spitze meines Wanderstabes
bloßgelegt wurde. In meinem Garten steht
eine römische Brunnenschale, die in der alten,
evangel. Kirche als Taufbecken benützt ward.

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