http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-09/0015
Am unteren Kirchweg fand man anläßlich des
Neubaues Koger einen römischen Brennofen sowie
Scherben. (Beschrieben in den Bad. Fundberichten
; 19. Jahrgang, 1951.)
Eine andere Quelle bietet uns eine kleine
Schrift, die betitelt ist: „Aus J. Vetters Nachlaß.
Materialien zu einer Geschichte des Römerbades
zu Badenweiler. Gesammelt durch und Eigentum
des Archivregistrators Johs. Vetter zu Karlsruhe
". Sie ist in den 70er Jahren des vorigen
Jahrhunderts entstanden. Der Beobachter gibt
zunächst Einzelfunde bekannt, die dank der Bautätigkeit
der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts
ans Tageslicht gekommen sind.
Man stieß damals beim ehemaligen Buß'schen
Haus auf einen römischen Mosaikboden, für den
im Jahre 1870 französische Sammler Interesse
hatten und ihn vermutlich für einen Spottpreis
erwarben. Daselbst fand sich auch ein großes
irdenes Gefäß, das zerschlagen wurde, das Heft
eines eisernen Schwertes und ein gemauertes
Grab (?). Das Haus stand da, wo viel später
Sattlermeister Dörflinger sein Anwesen erstellte,
an der Gabelung Luisen- und Wilhelmstraße.
Beim Bau des Sutter'sehen Hauses — jetzt
Malermeister Burckhardt — wurden Münzen der
Kaiser Vespasian, Domitian, Nerva und Trajan
entdeckt, dann verschiedene messingene (?) und
kupferne Schnallen, ein hohler Glasgriff, wahrscheinlich
von dem Deckel eines römischen Glasgefäßes
herrührend und eine 10 cm lange Speerspitze
. Ebenso wurden dort die Grundmauern
eines römischen Gebäudes aufgedeckt mit zahlreichen
Räumen, ca. 12 Fuß im Geviert (das ist
eine Zimmergröße von 3,6 zu 3,6 m, wenn wir
Vetter recht verstehen). Das Mauerwerk bestand
aus Bruchsteinen, die mit ausgezeichnetem Mörtel
verbunden waren. Es war zu unseres Gewährsmanns
Zeiten noch sichtbar. Es fanden
sich auch mehrere Wagenladungen römischer
Leistenziegel mit Inschrift, die in einem Gemach
schichtenweise aufeiandergelegen haben sollen.
Auf dem Platz des jetzigen Thermalschwimm-
bades wurden römische Münzen gefunden, die
ein Ingenieur an sich nahm.
Im neuesten Teil des Kurparks, um den
Schwanenteich herum, fand sich römisches Gemäuer
, sogar Feuerungsvorrichtungen mit angebrannten
oder zerschmolzenen Gegenständen und
ein kreisrundes Bassin, das mit Schutt angefüllt
war. Dr. Wevers Chronik berichtet über die Anlage
des Schwanenweihers im Jahre 1864: „Bei
diesen Umgrabungen, wie bei den früheren,
sind wieder Kupfermünzen von Vespasian, Titus,
Domitian und Nerva gefunden worden".
Vetter schreibt: Auf dem Platz des Kurhauses fand
man ganz alten Kalk, vielleicht eine Mörtelgrube;
in der Nähe des Pächterhauses oder Maschinenhauses
(das „Pächterhaus" war später die Wohnung
des Kurparkverwalters; darunter stand das Maschinenhaus
mit Wäscherei; beide Gebäude mußten dem
Bäderneubau weichen) wieder Grundmauern und
beim Bau des Glashauses der Gärtnerei eine mit
Kalksteinen gefüllte Trichtergrube mit Kohlen und
Knochen. Man darf in der Nähe der Gärtnerei ein
Gebäude vermuten, vielleicht einen kleinen Tempel
(siehe meine Phallusfunde an der selben Stelle!).
Endlich soll noch ein Brunnengewölbe an der Römerstraße
erwähnt werden, das man das „Jungfern-
Brünnlein" nannte, ferner ein Brünnelin in der
Wiese am Schloßgäßle, gegenüber dem untersten
Rebstück. Es soll dies die Öffnung eines Kanals
gewesen sein, der von einem römischen Haus herkam
, das an Stelle des Hotels Römerbad stand.
Wenn man die freie, beherrschende Lage dieses
Hotels sieht, darf man wohl annehmen, daß
dort auch ein römisches Gebäude gestanden hat.
Vetter weiß auch davon zu berichten:
„Beim Bau des Hotels zum Römerbad 1823 entdeckte
man auf den Schloßmatten drei gewölbte Gräber, in
welchen sich Skelette, Waffen und Münzen befanden
. Die Aufgrabungen zum Behufe von Neubauten
brachten im Anfang der 60er Jahre noch viel mehr
ans Tageslicht. Insbesondere erschien 1865 im östlichen
Teile ein Stück Befestigungsmauer mit den
Resten eines Turmes."
Diese Angaben sind ziemlich unklar, wenn
wir auch annehmen dürfen, daß „etwas Römisches
" auf jenem aussichtsreichen Platz gestanden
habe. Der alte, phantasievolle Hofdiakon
Preuschen, der im Jahre 1787 ein bemerkenswertes
Buch über die Vorgeschichte unseres
Oberlandes schrieb, beklagt bereits, daß die
Begräbnisstätte des römischen Badenweiler noch
nicht entdeckt sei. Hat man sie beim Bau des
Römerbad-Gasthofes gefunden? Ich glaube kaum,
eher scheint es sich dort um frühalemannische
Gräber gehandelt zu haben, vielleicht um die
Gräber von Kriegern, die bei einem Handstreich
auf die hiesige Römerniederlassung gefallen
sind. Auch beim Bau der neuen evangelischen
Kirche, die am Platz eines großen römischen
Gebäudes steht, fand man eine alemannische
Waffe, einen Sax.
Die Fundamente dieses Römerbaues sind im
Jahre 1892/93 genau studiert worden, trotzdem
weiß man nicht, ob es sich um einen Tempel,
ein Forum oder ein Verwaltungsgebäude gehandelt
hat. Es gibt Kenner, die behaupten, das
Gebäude sei unvollendet geblieben. Die sehr
sorgfältig ausgeführten Mauern waren auf einem
Pfahlrost aufgesetzt, denn das Gelände Badenweilers
ist für massive Bauten nicht günstig.
Der Boden besteht aus Keuperletten, aus braunen
oder blaugrünen Mergelbänken, die zum
Teil von Wasseradern durchzogen sind. Kleinfunde
(außer Eisenklammern) wurden beim
Kirchenneubau nicht gefunden. Einige mit Bildhauerarbeit
verzierte römische Steine werden in
der Badruine aufbewahrt. Das römische Baumaterial
fand dann Verwendung zum Bau einer
Basilika der romanischen Periode und später für
eine stattliche gotische Kirche.
Badenweiler besitzt weiterhin noch die deutlichen
Reste eines ziemlich stattlichen Römerbaues
: wir meinen die römische Geschirrfabrik.
In den Jahren 1784/86 scheinen unterhalb der
Römerstraße auf einer Wiese nördlich der Badruine
noch Mauerstümpfe sichtbar gewesen zu
sein, die auf ein größeres römisches Gebäude
hindeuteten. Preuschen erklärt es als Töpferei;
später sagte man „Geschirrfabrik". Der eifrige
Forscher glaubt in den Räumen folgendes gefunden
zu haben: abgenutzte Schmelztiegel zur
Glasur, Teller um Erde zu drehen (Drehschei-
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