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ben?), Marmorkugel, um Farben oder Glasur zu
reiben, Silber- und Bleistufen (eine „Stufe" ist
ein Handstück eines Minerals), zwei kleine
Laborier-Öfen, Brennöfen und zerbrochene Gefäße
. Die gemeinste Sorte (der Gefäße) besteht
aus gelbem und rotem Ton, der geschwind fest
wird. Glasuren aus Blei, Silber, Gold und einem
roten Material. Das Wasser aus dem Teich unterhalb
des Badegebäudes diente zum Schlämmen.
Die Gesamtlänge der Töpferei betrug etwa 72 m,
die Badruine ist 74 m lang. Der Platz wurde mit
dem immer noch anfallenden Schutt aus letzterer
allmählich eingeebnet und als Wiese genützt, auf
der auch einige Obstbäume gedeihen.
Im März 1942 entschloß ich mich mit Erlaubnis
der Wieseneigentümerin, der Staatl. Bäderverwaltung
, zu einer Grabung. Die Garnison
Müllheim stellte mir drei Soldaten zur Verfügung
; etliche Einheimische halfen gelegentlich
mit. Es dauerte nicht lange, bis wir die Mauerköpfe
fanden, so wie Preuschens Plan sie zeigt.
Wir fanden auch Eisenteile, Scherben und Holzkohle
. Professor Dr. Georg Kraft, der Leiter des
Instituts für Ur- und Frühgeschichte (Universität
Freiburg), freute sich so sehr über unser Unternehmen
— daß er es einstellen ließ. Wir mußten
die Wiese einebnen. Das klingt sonderbar. Aber
Professor Kraft hatte folgenden Plan: er wollte
nach dem Kriege hier eine „Mustergrabung" vornehmen
, zu welcher er die Freiburger Studenten
, die Lehrerschaft des Bezirks und die Primaner
des Gymnasiums Müllheim aufzurufen
gedachte. Der Professor, ein Freund und guter
Kenner unseres Markgräflerlandes, fiel dem
Fliegerangriff auf Freiburg zum Opfer; unser
Plan ruht.
Vetter und nach ihm Martini stellen sich an
Hand von Mauerresten den Plan des römischen
Badenweilers folgendermaßen vor. Die obere
Straße führte vom jetzigen Hotel Römerbad
durch Kaiser- und Friedrichstraße nach Osten.
Die zweite unter dem Kurhaus, aber über der
Badruine vorbei etwa zum Haus Burkhardt und
Hotel Saupe. Die dritte entsprach etwa der heutigen
Römerstraße. Eine vierte, die tiefste, muß
die Gebäude auf der Brudermatt und auf dem
Kabisbuck erschlossen haben, sie wird wohl mit
dem Reuteweg und Marzellerweg identisch sein.
Martini rechnet bestimmt mit der Existenz
einer römischen Befestigung auf unserm Schloßberg
und schreibt:
„Ich wenigstens behaupte ganz fest, daß da, wo das
Schloß steht, ein römisches Kastell stund. Allerdings
wurde es ebenso wie das römische Badegebäude
zerstört, später aber wieder, und zwar wohl in anderer
Form, aufgebaut. Daß sogar Dynastenschlösser
auf römischer Substruktion erstanden, dafür gibt
das Badener Schloß den eklatantesten Beweis. Im
Souterrain, da wo man zu den sogenannten Fehm-
gerichtsgewölben gelangt, erblickt man zuerst ein
Badbassin, welches denjenigen aufs Haar gleicht,
welche in den Badener und Badenweiler römischen
Badgebäuden sich finden. Oder will man etwa behaupten
, daß das Mittelalter dieselben erst konstruiert
habe? — Der südwestliche Turm des Badenweiler
Schlosses wurde ja längst als römisch erkannt
und beim Ausbau des Rundtürmchens ist eine
tiefe Cisterne entdeckt worden."
Nicht nur Martini, sondern auch andere Forscher
haben vermutet, daß Teile der Burg, besonders
die untersten Partien der großen Schildmauer
, römischen Ursprungs seien. Daraufhin
wurde der Mörtel beider Bauwerke von Fachleuten
untersucht; die Ergebnisse sind nachzulesen
in „Kunstdenkmäler Badens". Abschließend
sagt dazu Oberbaurat Dr. Dürrn: „Die Annahme,
daß der Mörtel der Burg die gleiche Zusammensetzung
habe wie der der Römerbauten, ist somit
auf diesem Wege widerlegt und die Gründe,
welche allenfalls noch für die Burg als einstige
römische Warte sprachen, fallen weg".
Grabungen im Bereich der Burg selbst, wie
solche im Rötteler Schloß stattgefunden haben,
könnten aber doch zu anderen Ergebnissen führen
. Es ist schon vermutet worden, der Schloß -
berg habe zuerst einen keltischen Ringwall getragen
zum Schutz der Bergwerke, dann einen
römischen Wartturm, später eine alemannische
Befestigung und Signalstation. Bevor die Römer
die Rheingrenze aufgaben, machten tatkräftige
Herrscher mehrfach Einfälle in rechtsrheinisches
Gebiet; man darf wohl annehmen, daß die Alemannen
Abwehrmaßnahmen getroffen hatten.
Nun noch einige Bemerkungen zur römischen
Götterverehrung. In dem erwähnten Phallus-
dienst mag ein Überrest aus primitiver Vorzeit
stecken. Jupiter- oder Gigantensäulen fehlen bei
uns; Mithraskult wird vermutet. Doch wir wollen
uns an das halten, was durch Funde erschlossen
und erwiesen ist. Da wäre zu sagen, daß
man (nach Mylius) eine Statue der Göttin Diana
Abnoba in der halbrunden Nische der Basilika
thermarum, also im Quellheiligtum, annehmen
darf. Als dieser Raum anderen Zwecken dienstbar
gemacht wurde, errichtete man einen Altar
am westlichen Eingang des Badegebäudes, er
trägt die Inschrift DIANAE ABNOBAE und trug
ein Götterbild, vermutlich eine Sitzfigur, von
der sich leider keine Spur mehr gefunden hat.
Wir finden die Doppelgottheit Diana Abnoba
auch anderwärts im badischen Schwarzwald. Ihr
Standbild fand sich beispielsweise in der Alb.
Die Göttin trägt dort ein kurzes Gewand und
hat wohlgeformte, fast kräftige Arme und Beine.
Den rechten Arm streckt sie nach oben und
etwas rückwärts, um dem Köcher einen Pfeil zu
entnehmen. Die linke Hand stützt sich auf einen
Baumstumpf und hält zugleich ein tannenzapfenartiges
Gebilde. Hinter den Füßen der Gestalt
sitzen zwei Hasen. Die Schrift auf dem Sockel
lautet: „Der Göttin Abnoba (Deae Abnobae) löst
Lucilius Moderatus sein Gelübde..." Weitere
Weihesteine in Baden-Württemberg zeigen, daß
im ehemaligen Zehntland die Verehrung der
Diana Abnoba allgemein war.
In Badenweiler fanden sich Bronzestatuen
der Göttinnen Minerva und Isis, die in der
Literatur bisher nicht erwähnt sind. Minerva
trägt Lanze und Schild, das rechte Bein ist vorgestellt
. Sie entspricht der griechischen Göttin
Pallas Athene und ist Patronin der Handwerker,
Dichter, Musiker und Schauspieler, Beschützerin
von Kunst und Wissenschaft. Die ägyptische
Göttin Isis hat den Horusknaben, das Sonnenkind
, auf dem Schoß. Mit der rechten Hand faßt
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