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sie die linke Brust, mit der linken stützt sie den
Kopf des Knaben. Über die Stirn windet sich
die Uräusschlange, auf dem Kopf sieht man die
Sonnenscheibe zwischen zwei Kuhhörnern. Isis
ist die Himmelskönigin der alten Ägypter und
Gattin ihres Bruders Osiris. Die Uräus- oder
Brillenschlange ist ein Reptil, das die afrikanischen
Zauberer noch heute zu allerlei Kunststücken
abrichten.
Die kleinen, zierlichen Figuren standen sicherlich
nicht im Badegebäude, sondern als „Hausgötter
" in römischen Privathäusern. Nähere Auskunft
geben die Fundprotokolle des Museums
für Ur- und Frühgeschichte leider nicht.
Wie schön wäre es, wenn man einmal eine
römische Villa auffinden würde. Man wird zwar
kein Dach und keine hohen Mauern mehr sehen,
aber auf einen Boden mit Mosaikeinlagen stoßen,
vielleicht auch auf Wandbemalung und auf
einiges Hausgerät. Pompeji ist mit großer Plötzlichkeit
von der Asche des Vesuv zugedeckt worden
, so daß einige Bewohner nicht einmal das
nackte Leben retten konnten. Die Alemannen
hingegen überfielen das römische Badenweiler
nicht blitzartig, man wußte, daß sie kommen
werden und hatte Zeit, sich und seine Habe in
Sicherheit zu bringen. Wahrscheinlich ging die
Flucht nach Augusta Raurica. Von dieser Stadt
wäre noch zu melden, daß heute dort kein Stück
Land zur Bebauung freigegeben wird, wenn es
nicht bis zu einer Tiefe von 3,5 Metern durchforscht
ist.
Diese Regelung erheischt große Geldmittel,
schreibt die „National-Zeitung" (Basel). Aber die
beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Land
sowie der Verein der Gönner „pro Augusta
Raurica" stellen stets Mittel zu weiteren Grabungen
und Forschungen bereit.
Ein Forscher, Dr. Karl Büchler, schrieb im
Jahre 1909:
„Leider wissen wir über das römische Badenweiler
so gut wie nichts. Zu so bedeutenden Badeanlagen,
die nahezu dem Betrieb des Markgrafenbades gleichkommen
, gehörte sicherlich eine größere Niederlassung
; sei es nun, daß das Publikum nur für den
Sommer aus den umliegenden Orten heraufkam,
oder auch einige Bevölkerung für den Winter dablieb
. Jedenfalls mußte für die Unterkunft der Anwesenden
gesorgt werden; bequeme Räumlichkeiten
für die Kurgäste, Verkaufsbuden für die Geschäftsleute
usw. Davon ist bis heute verhältnismäßig wenig
gefunden worden, so daß man sich unwillkürlich
Luise Honold:
Auf der Kuppe von Badenweilers Schloßberg
ragen, umgeben von einem gepflegten Park, die
Reste mächtiger Mauern empor: Die ehemalige
„Vesti" Burg Badenweiler. Von der ersteigbaren
Schildmauer bietet sich dem Besucher das Bild
einer lieblichen, fruchtbaren Landschaft, und der
gehetzte Kurgast aus der lärmenden Großstadt
gibt sich beglückt dem Zauber hin, den diese
reiche Landschaft zwischen Schwarzwald und
Vogesen ausstrahlt. Der Wind trägt zuweilen
den Duft und das Rauschen der Tannen vom
nahen Hang des Blauenmassivs herüber, ein
frägt: wo liegt denn all das versteckt? Der Grund
wird einem klar, wenn man die Umstände bedenkt,
unter denen die bisherigen Funde gemacht worden
sind. Sie lagen alle sehr tief und traten nur dann
zutage, wenn ein modernes Gebäude besonders tief
fundamentiert werden sollte. Der ganze Ort steht
auf breiten Schichten von Mergel und Ton (Keuper,
Lias und Opalinuston), der vom Berge stetigen Zuwachs
erhält. Wer Gelegenheit gehabt hat, einen
Wettersturz (Wolkenbruch) hier zu erleben, wenn
sich alle Bäche einen neuen Weg suchen und bald
metertief auswühlen, anderwärts wieder anschwemmen
, der wird diese völlige Verschüttung des römischen
Badenweiler begreiflich finden ... Möglicherweise
kommt bei einer solchen Gelegenheit, wenn
die Sturzbäche einen Querschnitt durch die verschiedenen
Erdschichten legen, auch noch dieses oder
jenes römische Stück zum Vorschein. Immerhin sind
bis jetzt einige Spuren zu verzeichnen."
Wir beneiden die Schweizer, die unter der
Leitung von Prof. R. Laur-Beiart so ungestört
ihre Römerstadt ausgraben können.
Wir müssen dem eifrigen Dr. K. Büchler
recht geben, wenn er sagt, daß auch in unserem
Lande noch viel römisches Bau- und Kulturgut
in und bei Badenweiler verborgen liegt.
Einige Angaben über das benützte Schrifttum:
Leibnitz, H.: Die römischen Bäder bei Badenweiler im
Schwarzwald. Leipzig, T. O. Weigel, 1856. Mit schönen
Tafeln. Die erste wissenschaftliche Bearbeitung, immer
noch lesenswert.
Vetter, J. Er schrieb 1864 einen Aufsatz in der „Badenia"
über römische Befestigungen am Hochrhein. — Zu
unserem Thema sind zwei Aufsätze in der „Badischen
Landeszeitung" von 1863 und 1870 von Bedeutung, in
denen Vetter Funde aller Art aufzählt.
Martini, Ed. Chr. Über das römische Bad in Badenweiler.
Müllheim 1877. Nach größtenteils handschriftl. Quellen
zusammengestellt. Bücheler urteilt: Gibt zum ersten
Mal eine Darstellung, die sich auf Fundberichte und
Akten stützt, auch sonst eigenes Material. — Bei jeder
Bearbeitung heranzuziehen.
Fabricius, E. Die römischen Bäder in Badenweiler. In
„Korrespondenzblatt der deutschen Geschichts- und
Altertumsvereine"; Berlin 1903.
Wagner, E. Fundstätten und Funde im Großherzogtum
Baden. 1908.
Büchler, K. Das Römerbad Badenweiler. Eine erläuternde
Studie. Straßburg 1909.
Mylius, H. Die römischen Heilthermen von Badenweiler.
Römisch-germanische Forschungen, Bd. 12, Berlin 1936.
Mylius, H. Badenweilers Kurbad zu römischer Zeit, 1953.
Mylius hat in den Jahren 1929 bis 1933 die Badruine
studiert und vermessen. Es war ihm hauptsächlich
darum zu tun, deren Baugeschichte zu klären, was ihm
auch restlos gelungen ist, während Leibnitz, Fabricius
und Büchier mit diesem Problem nicht fertig geworden
sind.
Vogel singt im Gehölz des Parks, in der Ferne
blinken die Wasser des Rheins im lichten Schein,
der Nähe und Weite füllt. Wir atmen befreit
Ruhe und Frieden dieser Stätte und stehen doch
auf Trümmern. Auch hier war einst Kampf und
Streit um Macht, bis diese Mauern das wurden,
was sie heute sind.
Doch wurde in Burg Baden viel friedliche
Arbeit geleistet; sie war nicht nur „Vesti", sondern
vor allem Verwaltungssitz der Herrschaft
Badenweiler.
Unter Kaiser Heinrich III. (1039 deutscher
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