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den sind, wie sich in den geschliffenen Fagetten
das Licht bricht, bestimmt den Wert des Edelsteins
.
„Fern von allem Zeitgeist und -ungeist hat
sie ein Lebenlang gerungen, gewogen, gelitten,
gewagt und geschrieben. Innerlich aufrecht und
klar wie eine Schwarzwaldtanne beugte sie sich
keiner Konvention, blieb sie sich selbst treu,
eine lyrische Begabung, die auch dort jegliches
Konstruktive vermeidet, wo sie vom Realen ins
Geistige, vom Einzelfall ins Gültige übergeht".
So schreibt Richard Gäng im Nachwort ihres
Gedichtbändchens. „Ein vollklingenderes und ergreifenderes
Gedicht zum Preise der Heimat als
ihr Bekenntnis »An mein Wiesental« mit der
poesie- und gedankenschweren Wendung »Wer
Chind blibt, trait der ebig Bluest im Chranz«,
An mein Wiesental
O Heimet, gimmer nomol alli Nämme
wie amig, wo mi gchennt hesch bis ins Bluet;
lüt nonemol mit alle Glocke z'sämme,
so würdi wieder jung, un alls isch guet!
My Wiesetal, chumm zue mer spot am Obe
un überschütt mi mit dym Morgeglanz,
so wüßti nüt, was me sott höcher lobe:
Wer Chind blibt, trait der ebig Bluest im Chranz...
Hedwig Salm
findet sich nur selten im alemannischen und
auch deutschen Sprachschatz".
In feiner Deutung, aus persönlicher Freundschaft
und tiefem Verstehen hat Richard Gäng
ihr Wesen gezeichnet.
„Aus der Tiefe ihrer Seele, durch die sie uns
wie durch ,e Somechörnli' schauen läßt, bietet
sie ihre Dichtungen in einer klaren, geschliffenen
Art dar, frei von irgend einem Zweck. Indessen
liegt jegliches und alles in ihnen beschlossen
. Hedwig Salm ist in Art, Ton und auch von
Geblüt alemannisch und dennoch im Geist, in
der Wahl der Probleme räum- und zeitlos. Die
Dichterin ... fühlt und gestaltet aber in einer
noch festgefugten und geschlossenen Weise, nur
um der Berufung willen, sich im Wort zu erlösen
und zu erfüllen. Dabei führt eine herbe, innere
Kraft, eine aus seelischem Schmerz gereifte
Emil Baader:
Die letzte Garbe ist gebunden. Nun rüstet
man zum Erntetanz und zur „Sichelhenke".
Die letzte Garbe des Jahres hat in den verschiedenen
Gegenden ihren besonderen Namen.
Am Bodensee spricht man von Haberhengst,
auch von der Roggen- und Weizensau; im
Kraichgau vom Kornbock oder der Hafergeiß.
Diese Namen werden auch gern auf den übertragen
, der die letzten Halme schneidet. Die
Namen entspringen dem alten Glauben an den
Korndämon, der durch das Getreide geht, der
bei der Ernte von einem geschnittenen Acker
Hedwig Salm
Überlegenheit ihre Feder. Es gibt ein zerstörendes
und ein schöpferisches Leiden. Schon Plato
trennt im Phaidros die menschliche, organische
Krankheit von jener, die die Götter sandten, und
nur dieses gottgewollte Leiden ist ihm heilig
und eine Begnadung. Die Gedichte von Hedwig
Salm nun sind gestalteter, nicht nur gelebter
Schmerz, sie sind gelebte und gestaltete Wahrheit
."
Es ist klare Luft, die wir atmen. Ob die
ahnungsvolle Süße des Frühlings sie durchwebt,
ob die Fülle des Sommers sie schwellt, der Duft
des Vergehens, das nur eine ewige Wiederkehr
ist, sie durchgeistigt oder die auf ihre Abstraktheit
befreite Linie uns der ewigen Idee näher
bringt, immer gegenwärtig ist die kristallene
Klarheit der Höhe.
Sie stehen alle auf dieser Höhe mit ihrer
Weitsicht hinab und hinauf, Hedwig Salm, Lina
Kromer und Hans Thoma. Es ist Erntezeit und
damit Erntedankzeit.
zum andern flüchtet, um endlich doch gefangen
zu werden. In Norddeutschland heißt die letzte
Garbe auch Muttergarbe. In Westfalen wird sie
mit Blumen geschmückt. Im badischen Oberland
nennt man sie Glücksgarbe oder Glückshampfle.
Je kleiner sie ausfällt, desto größer wird die
Ernte im kommenden Jahr sein, das ist alter
Glaube. Bei Waldshut bindet man die Glücksgarbe
mit anderen zusammen. Man heißt sie
dort auch Waage oder Wiege. Die Glücksgarbe
ist auch in Schlesien bekannt. Der letzten Binderin
ruft man dort zu: „Du kriegst die Wiege!"
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