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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-10/0014
Der letzte Erntewagen wurde früher bei
Rust, aber auch bei Meßkirch und Pforzheim
und anderwärts mit einem „Erntemaien" geschmückt
, anderorts mit Haselzweigen oder
Blumen. Erntegans heißt der letzte Wagen im
Bauland. Die heimkehrenden Schnitter tranken
schon auf dem letzten Wagan den Erntewein.
Bei Wiesloch mußte sich auf die letzte Garbe im
Erntewagen ein Kind setzen und zwar mit
einem Strauß in der Hand; im Taubertal mußte
dies eine Frau tun.

Das Erntefest heißt im Alemannischen die
Sichelhenke. Der Name erinnert an die Zeit, da
man das Korn statt mit der Maschine oder der
Sense noch mit der Sichel schnitt. Nun wurde
die Sichel wieder zur Winterruhe auf den Speicher
gehängt. In Ettenheim spannte man eine
Schnur über die Straße, von einem Haus zum
andern; daran hängte man die Sicheln. In
Föhrental bei Freiburg dauert die Sichelhenke
drei Tage. Im Markgräflerland überreichten die
Mägde dem Bauern einen Ährenkranz. Er wurde
um das Kruzifix gehängt, wo er bis zur nächsten
Ernte blieb. Wichtig war beim Erntefest der
Erntebraten und der Erntetanz. In der Baar hat
sich lange Zeit der Hahnentanz erhalten. Man
tanzte in einer Scheune. Die Brotisgiger (Bratengeiger
), die ein gutes Essen erhielten, spielten
auf. Über den tanzenden Paaren war ein Wasserglas
aufgestellt. Gelang es einem Tänzer, dreimal
das Glas dadurch umzustoßen, daß er seine
Tänzerin während des Tanzes in die Höhe hob,
so gehörte der Hahn dem Paar und wurde gemeinsam
verzehrt. Neben dem Braten durften
auch die Küchle und der Gugelhupf nicht fehlen.

Wieviel Wehklagen wird an jenem 23. Oktober
1676 zum Himmel gestiegen sein; welch bittere
Not mag die Bewohner von Brombach bedrückt
haben, noch Jahre, Jahrzehnte lang! Die
Häuser lagen in Schutt und Asche, nur sieben
davon standen noch mehr oder weniger aufrecht
und bewohnbar, dazu die Kirche und das Schloß
(heute Villa Großmann). Mit dem Dach über dem
Kopf stürzte den Leuten auch die innere Zuversicht
zusammen. Wenn das Gesetz ausgeschaltet
und der Schutz der Gemeinschaft ohnmächtig
wird, so werden auch die solidesten Häuser baufällig
. Die europäischen Majestäten waren damals
in langwierige Kriege verwickelt. Vor allen
der „Aller ehr istlichste König", dqr Sonnenkönig
Ludwig XIV. von Frankreich wollte seine Macht
erweitern auf Kosten der Nachbarn, sonderlich
des „Beschützers der Christenheit", des habs-
burgischen Kaisers.

Solcher Ehrgeiz der Machthaber wird nach
ältesten und neuesten Erfahrungen auf dem
breiten und lastbaren Rücken der Völker befriedigt
. Die deutschen Untertanen hatten die
namenlosen Greuel des Dreißigjährigen Krieges
kaum ein wenig verschmerzt, noch lange nicht
überwunden, da kamen die Heimsuchungen der
Raubkriege und Erbfolgekriege über sie.

Die fremden Schnitter wurden mit einem
Taschentuch oder einem Halstuch beschenkt. In
der Ortenau erhielten die Kinder das Ährengeld.
Dafür konnten sie sich im Wirtshaus Wurst,
Brot, Käse und Bier kaufen.

Wenn die Mägde im Frankenland dem Bauern
beim Erntefest den Erntekranz überreichten,
sangen sie ein altes Lied. Der Anfang lautet:

Wir bringen euch den Roggenkranz

mit weiß und grauer Seide.

Wir bitten heut um Spiel und Tanz,

und Lustbarkeit und Freude.

Schöner gr.auer, schöner grauer Roggenkranz.

Der erste Tanz wurde vom Vorschnitter und
der Vorschnitterin getanzt. Schön waren die
alten Erntefestbräuche in Schlesien. Der schle-
sische Erntekranz hatte die Form einer Krone.
Er bestand aus Weizenähren, die mit Blumen
und grünen Reisern durchwunden, mit roten
Beeren der Eberesche, mit Flittergold und
Äpfeln geschmückt wurden. In feierlichem Zug
wurde die Erntekrone von den beiden schönsten
Mädchen des Dorfes abgeholt. Das schlesische
Lied beim Erntefest begann:

Im lauten Jubel bringen wir
den schönen Erntekranz;
mit vollen Ähren prangt er hier,
viel mehr als Goldesglanz.

Durch scharfen Sens- und Sichel-Stahl
ist nun das Feld geleert;
geerntet ist nun abermal,
was Gott uns hat beschert.

Schön und sinnig sind die alten Volksbräuche
bei der Sichelhenke und beim Erntedankfest.

am btv <$z{ü)\ü)tz

Auch das Wiesental hinauf zogen jahrzehntelang
immer wieder französische Heerhaufen,
trieben Kontributionen ein, brandschatzten, plünderten
und trieben all den Unfug, den die Menschen
aller Völker und zu allen Zeiten verübten
und verüben, wenn sie „Politik mit anderen
Mitteln'' machen. Wenn dann vor dem Druck der
Kaiserlichen der Marsch retour ging, verdoppelte
sich die Plage.

Bei solch aufwendigen Kriegsspielen sank
1678 das Röttier Schloß in Trümmer. Schon zwei
Jahre zuvor war das Unglück über die Brombacher
hereingebrochen. Pfarrer Mulsow, der
Brombacher Chronist, zitiert darüber aus dem
Kirchenbuch: „Anno 1676, den 23. Oktobris, ist
das hiesige Dorf Brombach in Wehrendem französischen
Krieg von den Lothringischen Soldaten
Wegen versagter übergab des hiesigen Schlosses
von den darin wohnenden Junkern geschehen,
biß ohngefähr auf sieben Bau Verbrant und eingeäschert
und die kleine Glocke geraubet worden
". Die herrschaftlich Reichensteinische Besatzung
des Brombacher Schlosses widerstand
hinter den dicken Mauern den Angreifern; ihr
Verbündeter war der „General Winter". Wegen
der vorgerückten Jahreszeit mochten die Invasoren
keine längere Belagerung mehr beginnen»

Helmut Nübling.

6in ffauö plaubect

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