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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-11/0007
Da faltete er die Hände: „Dein Wille", sagte er
leise; und dann kam der Friede auch über ihn.

Er erwachte vor dem Hause, ging leise hinunter
und sorgte für den Wagen. Als er an der
Gaststube vorüberkam, hörte er den leichten
Schritt des Mädchens; die Kellertüre knarrte; sie
mochte eben hinuntereilen. Ein Lächeln glitt
über sein Gesicht — ähnlich dem Lächeln vielleicht
, das über die Gesichter seiner Spitzbuben
ging, wenn sie fühlten, daß ihnen ein Streich
gelingen werde; er legte ein Geldstück auf den
Tisch und sprang in den Wagen, schneller, als es
seine angehende Beleibtheit zuzulassen schien.
„Es soll dich nicht reuen, wenn du heute noch
in Karlsruhe bist", rief er zum Schlag hinauf,
indem er die Tür zuwarf; die Pferdehufe schlugen
Funken beim Anziehen; bald wehte der Regen
von den Bergen und verhüllte den Wagen
und das Land, und sein Schleier lüftete sich nicht,
bis das Gefährt in die nüchternen Straßen der
Hauptstadt rollte. Dort erwartete den Reisenden
die Nachricht, daß sein Fürst ihn in der Residenz
für ein besonderes hohes Amt zu erhalten
wünschte. Er empfing sie, indem er seine Pfeife

Konstantin Schäfer:

Im Friedensschluß zu Basel 1795 war durch
das Ausscheiden Preußens die Waffenbrüderschaft
gegen die französische Revolution in zwei
Lager zerfallen: ein friedliches unter Preußen
und ein kriegerisches unter Österreich, dem englische
Subsidien den Mut stärkten. Erzherzog
Karl, der Bruder des Kaisers, hatte 1796 sein
Hauptquartier in Offenburg aufgeschlagen. Die
Kämpfe bei Amberg und Würzburg waren bereits
siegreich bestanden, die Franzosen unter
Jourdan in heller Flucht über den Rhein. Moreau,
der auf München vorgedrungen war, wurde dadurch
zum eiligen Rückzug genötigt, den er
durch das Höllental und über Schliengen und
Friedlingen vollführte. Trotz dieser günstigen
Lage fand Erzherzog Karl bei den übrigen deutschen
Regierungen wenig Unterstützung. Württemberg
und Baden waren dem Beispiel Preußens
gefolgt und hatten Frieden mit Frankreich
geschlossen; auch die bayerische Regierung hatte
sich trotz der Bedrängnis Moreaus für Geld und
Sachlieferungen den Frieden erkauft. Es dürfte
unter diesen Umständen verständlich sein, daß
Erzherzog Karl voll Mißtrauen überall Verrat
witterte. Dies ist der geschichtliche und psychologische
Hintergrund, vor dem sich folgende
Vorkommnisse abspielten.

In der Nähe des Bodensees, im Herzen des
Hegaus, liegt das Städtchen Stockach. Von dort
war eine Estaffette durch das Land nach Rhein-
felden gehetzt. Sie brachte der v.ö. Regierung
eine wichtige staatspolitische Meldung des Obersperrkommissars
v. Kraft. Der Regierungspräsident
Freiherr v. Summerau hielt die Angelegenheit
für so wichtig, daß er unverzüglich folgendes
Schreiben an den Reichsfeldmarschall Erzherzog
Karl nach dessen Hauptquartier zu
Offenburg schickte:

ausklopfte und die Geschenke für die Freunde
auspackte mit demselben Lächeln, mit dem er
den Gasthof so eilig verlassen hatte.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags entnommen
aus dem im Herder-Verlag erschienenen Buch: Reinhold
Schneider, Der ferne König. Erzählungen. Oktav, 298 S.,
geb. in Leinen 15,80 DM.

... Ich habe glückliche Menschen kennengelernt, die
es nur sind, weil sie ganz sind; auch der Geringste,
wenn er ganz ist, kann glücklich und in seiner Art
vollkommen sein. Goethe

... Innere Freude und Genugtuung ist süßer und
beständiger als alle lärmenden Vergnügungen dieser
Welt, die müde machen und nichts als eine schreckliche
Leere zurücklassen. Maria Theresia

... Du liebster Gott, und wenn man auch allen Sonnenschein
wegstreicht, so gibt es doch noch den Mond
und die hübschen Sterne und die Lampe am Winterabend
. Raabe

„Soeben erhalte ich mittels Estaffette von
dem Landrichter und Obersperrkommissar von
Kraft zu Stockach den in originali beigehenden
Bericht, vermög welchem ein gewisser Fromann
von Seite des schwäbischen Kreises mit den
ebenfalls beigehenden Depechen als Kurier nach
Frankreich geschickt werden sollte.

Da ich diese Depeschen von der größten Wichtigkeit
halte, so getraue ich mir nicht, solche zu
erbrechen, sondern erachte es meine Pflicht zu
sein, sie Eurer Königl. Hoheit unverletzt, so wie
ich sie empfangen habe, untertänigst zu Füßen
zu legen, und dem Obersperrkommissar nebst
Belobung seines hieruntigen Diensteifers aufzutragen
, den besagten Fromann bis auf einlangende
höchste Befehle in genauester Verwahr
zu nehmen, damit er nicht entfliehen könne." Er
bat den Erzherzog um Weisung, was weiterhin
zu geschehen habe. Am gleichen Tage, dem
7. Dezember 1796, ging ein entsprechendes
Schreiben nach Stockach.

Die oben geschilderte politische Lage legte
die Vermutung nahe, daß dieser Kurier verräterische
Meldungen seiner schwäbischen Auftraggeber
an die französische Regierung zu überbringen
habe. Vielleicht spann sich hier eine gefährliche
Koalition gegen Österreich an. Der Tag
sei gepriesen, an dem es gelang, diesen Kurier
abzufangen, der zwar keineswegs — wie es sich
für einen Spion geziemt — auf Schleichwegen
seinem Ziele zugestrebt, sondern offen als ehrlicher
Reisender mit der Postkutsche seine
Straße gezogen war.

Erzherzog Karl hielt nicht allzuviel von den
zivilen Behörden. Er hatte keine guten Erfahrungen
mit ihnen gemacht. Während er erfolgreich
kämpfte, hatten die Staatsmänner seine
Sache verkauft. In seinem umgehenden Antwort-

j&zt Zuriet am Otfjumben

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