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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-11/0011
rastet eine Frau aus Schuttern. Es ist keine
Wallfahrerin, sie arbeitet im Reisschlag in der
Nähe der Stätte.

Ungezählte wallfahrteten im Laufe der Jahrhunderte
zu dieser Kapelle. Es ist die Brudertalkapelle
, die von Kuhbach betreut wird.

Den Wald verlassend, sind wir hocherfreut,
daß am Waldrand noch letzte Glockenblumen
blühen, auch eine letzte zähe Kartäusernelke.
Auch das Habichtskraut blüht noch, trotz November
. Wer ein Pilzfreund und ein Pilzkenner
ist, dem bietet der Spätherbstwald reiche Gaben.

Karl Willy Straub:

f)ebtüi'g ©alm, b\t ^enrTpielerin

Innerhalb der beim Verlag Schauenburg in
Lahr erscheinenden „Silberdistel - Reihe", die
sich unter der verdienstvollen Leitung von Professor
Dr. Karl Friedrich Müller zur Aufgabe
gemacht hat, den bodenständigen Dichtern des
oberrheinischen Raumes Sprachrohr und Forum
zu sein, nimmt Hedwig Salm eine besondere
Stellung ein. Unstreitig zu denen gehörend, die
dem Janusgesicht der Reihe Niveau und Maßstab
verleihen, pflegt Hedwig Salm stilistisch und
inhaltlich die schwerblütig - gedankliche Seite,
während andere unter den alemannischen Heimatdichtern
der heiter-spielerischen Maske dienen
. Beide Richtungen vereinen sich im Programm
des Verlages. Das Instrument, das Hedwig
Salm im Konzert der „Silberdistel-Reihe"
spielt, hebt mit seinem tragenden Klang Ansehen
und Gewicht der oberrheinischen Dichtung.

1954 legte die Dichterin zum ersten Male
ihre bis dahin zerstreuten alemannischen Gedichte
in einem Bande gesammelt der Öffentlichkeit
vor. Schon damals entwaffnete sie die
landläufige Meinung, die Mundart eigne sich
nicht für rein Gedankliches. Wo gar das Gedicht
zum Spruch verdichtet war, erreichte der Gedanke
die letzte Zuspitzung und Verfeinerung,
so daß man ohne zu übertreiben sagen konnte,
Hedwig Salm habe es in der Spruchdichtung zur
unbestrittenen Meisterschaft unter ihren dichtenden
Landsleuten gebracht und komme mit
ihrer Kunst in die nächste Nähe des großen
schlesischen Mystikers, des Angelus silesius.

Mit ihrem neuen, vor kurzem wiederum in
der „Silberdistel-Reihe" erschienenen Bändchen
„Aus des Herzens Fülle", das in hochdeutscher
Sprache eine Sammlung ausgefeilter Sprüche
•enthält, beweist Hedwig Salm, daß ihre sprachschöpferische
Begabung auf dem Umweg über
die Mundart der Hochsprache zugute gekommen
ist. Sie, die als geborene Wiesentälerin den alemannischen
Dialekt beherrscht, wie nur wenige,
ist auch im Hochdeutschen Meisterin der Sprache.
Hören wir das einleitende, wie reine Glockentöne
schwingende Gedicht:

A BIS Z —! Ein jeder Laut

müht sich, daß er etwas kläre —

Würden Tempel je gebaut,

wenn das Wort, das WORT nicht wäre?

Kein Geheimnis wird durchschaut,

nicht einmal das Korn der Ähre —

aber durch der Runen Laut

scheint das Licht der höheren Sphäre.

SCHLAGE NACH im Alphabet,

einmal wird es dich erreichen,

daß ein Wort dir tiefer geht,

und sich's wie von selbst versteht,

Meinung gegen Meinung zu vergleichen.

Schlage nach und such' den Laut —

magst die Gegenstände sichten —

Denn ein Wort ist nur die Haut

für das andere, das man schaut

in den tiefern und den feinern Schichten.

Hedwig Salm hat ihre neue Spruchdichtung
„Aus des Herzens Fülle" genannt. Daß der Verstand
an der Entstehung der Sprüche nicht weniger
beteiligt ist als das Herz, gereicht ihnen
nicht zum Schaden. Oft ist man versucht, zu
prüfen, ob das Herz oder der Verstand den primären
Anstoß zu dem Spruch gegeben hat, um
dann festzustellen, daß wir dem Phänomen
eines Denkspiels erlegen sind, wobei wir gerne
darauf verzichten, zu prüfen, ob auch das Herz
daran teilgenommen hat. An diesem Punkt
taucht aus den zwanziger Jahren ein Name auf,
der unter der Bezeichnung eines „Denkspielers"
ein Jahrzehnt lang die deutschen Bühnen als
Dramatiker beherrscht hat: Georg Kaiser. Von
ihm heißt es, daß er von der Freiheit des
Denkers, den Standpunkt zu wechseln, reichlich
Gebrauch gemacht habe und in seinen Denk-
Spielen, das heißt in der Prägung kaleidoskophaft
wechselnder Formeln ein Meister gewesen
sei. Er selbst sagt einmal: „Ein Drama schreiben,
ist so viel, wie einen Gedanken zu Ende denken".

Tut dies nicht auch Hedwig Salm, wenn auch
auf der Ebene des Spruches? Lesen wir nicht aus
ihren Gedankengängen die geheimen Vorgänge
und Erlebnisse ihres Innern in immer neuen
Formeln ab? Wie sie sich selbst zu ihren poetischen
Erzeugnissen stellt, verrät sie mit den
Worten: „Was in dem Bändchen steht, ist in
jahrelangem Nachdenken und auf Grund eines
jeweiligen Erlebens zu meiner eigenen Erbauung
und Klärung niedergeschrieben worden".

Wir aber zögern nicht, Hedwig Salm auf dem
Gebiete der Spruchdichtung als Denkspielerin
vorzustellen.

Hedwig Salm: Aus des Herzens Fülle. Ein Spruchbuch,
Silberdistel - Reihe Nr. 44. Moritz Schauenburg Verlag,
Lahr \ Baden.

„Die Markgrafschaft'

Monatszeitschrift des Hebelbundes

stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in der
Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert, hilft
dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen und
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Hebelbund Müllheim (Baden)

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