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Hans Thoma:
jöae twigz Wont
Im Afang isch das Wort gsi, und das Wort
isch bi Gott gsi, und Gott isch das Wort gsi.
Dasselbig isch im Afang bi Gott gsi. — Alle
Ding sind dur dasselbige gmacht und uhni das
isch nüt gmacht, was gmacht isch. In ihm isch
das Läbe, und das Läbe isch das Liecht des
Mensche. Das Liecht schint in die Feisternis und
die Feisternis hät's nit begriffe. Gott hät en
Mensch gschickt, der hat Johannis gheiße, de hät
Zügnis ge vom Liecht, daß alle dur ihn zuem
Glaube cho solle. Er hät Zügnis ge vom wahrhaftige
Liecht, das alle Mensche erlüchtet, die
uf d'Welt chömme. Es isch vo jeher in der Welt,
d'Welt isch dur dasselbig gmacht, aber d'Welt
häts nit erkennt.
Er isch in sin Eigetum cho, aber die Sinige
hend ihn nit ufgnoh, dene aber, wo en ufgnoh
hend, hät er d'Macht geh, Gottes Kinder z'werde,
daß si an sin Name glaube. Will si nit vom Wille
der Welt, sondern vo Gott gebore sind.
Und 's Wort isch Fleisch worde und wohnt
bi üs und mir sehnd sine Herrlichkeit, d'Herr-
lichkeit vom eingeborene Sohn des Vaters voller
Gnade und Wahrheit.
Johannis zeigt uf ihn und rueft: „Dieser isch's
vo dem i gsait ha: No mir würd einer cho, der
vor mir gsi isch, der ehnder gsi isch as i. Gnad
um Gnad hend mer Alli gno us sim Richtum.
's Gsetz isch dur Moses ge, d'Gnad und Wöhr-
heit isch ge dur Jesus Christus."
Das Zügnis vo Johannis will i vorus setze as
Afang zu der Gschicht vo Jesus, vo siner Geburt,
sim Lebe und sim Lide. — Das isch jo die
Gschicht vo der göttliche Seel und vo der Erkenntnis
ihrer Unsterblichkeit. — Das Läbe Jesu
schließt nit mit sine Lide, es goht über in Uffer-
stehung und Himmelfahrt. Das Läbe Jesu hat
überhaupt kei End, denn es isch jo die Gschicht
vo der unvergängliche Seel, der vo Gott stammende
Menscheseel, die uns der Ebigkeit in die
ihr zuegmessne Zit igange isch.
Die Verkündigung
Vo der Geburt Jesu verzählt üs das Wort
Gottes, wie es Fleisch geworde isch, wie die
göttliche Seel in Verbindung mit dem Erdestoff
igange isch.
In Galilea im Städtli Nazaret hät e fromme
Jungfrau glebt, die hät en heilige Lebeswandel
gführt — sie hat Maria gheiße, sie isch verlobt
gsi miteme brave Zimmerma, de hät Joseph
gheiße. Beide sin arm gsi, obglich sie vom
königliche Stamm David ihre Herkunft gha
hend.
Do hät Gott no sim hoche Rotschluß de Engel
Gabriel zu der reine Magd gschickt mitere überirdische
Verkündigung, er isch in ihr still Stübli
igschwebt und hät sie ag'redet: „Gegrüßet seist
du Maria — der Herr isch mit dir, du bisch
gebenedeit unter den Weibern." — Do isch
d'Maria, wo sie de Engel gseh hät und si Ared
verno hät, verschrocken und hät denkt: „Was für
en Gruß isch das?" Aber der Engel sait: „Fürcht
du di nit, Maria, du häsch Gnad gfunde vor Gott.
Sieh, din Lib wird gsegnet si und wirscht en
Sohn gebäre, des Namen sollsch du Jesus heißen
— der würd groß und en Sohn des Allerhöchste
genannt werde, und Gott der Herr würd
ihm de Stuehl sines Vaters David gebe und er
wird en König si über das Haus Jakob, und sines
Riehes wird kei End si." — Do hät Maria zuem
Engel gsait: „Wie cha des zugoh, da ich vo keim
Ma weiß?" Und de Engel het gantwortet: „De
heilig Geischt würd über di komme, die Kraft
des Höchsten wird di überschatte, darum wTird
das Heilige, das vo dir geborn wird, Gottes Sohn
genannt werde."
Der Engel hät ihr au no gsait, daß au ihre
G'fründin Elisabet en Sohn übercho werd. Maria
aber sait: „Sieh, i bi des Herrn Magd, mir gscheh,
wie du gsait häsch." Do hät der Engel Abschied
gno. D' Maria isch noher übers Gebirg gwandert
und hät d'Elisabet besuecht, und sie hend mit-
enander Gott g'lobt.
Zu der Zit hät de römisch Kaiser Augustus
d'Welt beherrscht; de hät e Gebot usgeh, daß
alle Welt igschätzt und zählt soll werde. Jeder
hät müsse in die Stadt, wo er daheim gsi isch.
Do hat au Joseph mit sim agetraute Wib Maria
vo Nazaret nach Bethlehem wandre müesse, in
Davids Stadt, weil sie von Davids Gschlecht abstammte
. Wo si acho sind, isch d'Stadt so voll
gsi, daß sie kei Herberg gfunde hend, nur ime
Stall hend sie no e Plätzli gfunde, do isch Zit
do gsi, wo Maria ihren Sohn geboren hät, und
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