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's alt Johr zellt syni Stunde-n-ab.
Fascht schynt's, es warti uf sy Grab,
So wie-n-e Mensch, wo y-seh lehrt,
Aß ;s Labe ihm bald nimme g'hört.
Es het in syner Afangszyt
's Beseht welle, wo's für d'Mensche git.
Zrugg luegt's und gseht mit müedem Muet:
Vergroote isch halt immer 's Guet... !
Drum rüeft's em neue Johr jetz zue,
Es möcht 's Versuumte besser tue,
Daß es dr gsuechti Friede bring
Und ihm für d'Menschheit 's Beschti gling!
Lueg — 's neui Johr stoht frisch parat;
's cha chuum verwarte bis zuer Tat. —
Bald lütte d'Glogge, füehre 's y...
O wurd's für uns zuem Säge sy!
C. A. Müller, Basel (31.12.1944)
der viel Zit sich im Tempel ufghalte hät mit
Beten; schaffe hät er doch nimm chönne vor
Alter, dem isch e Antwort worde: er soll de Tod
nit seh, ehe er den Christ, den Herrn, gsehe
haig. Do hät Simeon das Jesuskind gsehe und
do hät en e Freudestrom überlaufe, er hät das
Chind uf d'Arm gno, hät Gott globt und gsait:
„Herr, jetz loß Din Diener in Friede scheide,
wie Du gsait hesch, denn mini Auge hend de
Heiland gseh, den Du bereitet alle Volkere, e
Liecht zu erlüchte die Heide, üs zum Pries vo
dem Volk Israel." Vater und Mutter hend sich
g'wundert, daß so vo ihrem Kind g'redet worde
isch, und Simeon hät sie gsegnet. Au en alt
Wibli, die nüme hät schaffe chönne und ihre Zit
meist im Tempel zuebrocht hät, Hanna, die e
wisi Frau, e Prophetin gsi isch, isch au derzu
cho und hät Gott priese und uf die kommend
Erlösung der Menschheit hing'wiese; die zwei
alti Lüt hend in dem Chind die vo Gott stammende
unsterbliche Seel erkennt.
Demo isch die heiig Familie wieder heim in
die Stadt Nazaret, und dort isch das Chind uf-
g'wachse und stark worde im Gaischt, voll Wies-
heit, d'Gnad Gottes häts g'leitet.
Hans Thoma: Biblische Geschichten in alemannischer Mundart.
Verlag Seldwyla, Bern.
7. fl. f)tbelö ^ibUfdje OSefctjictjtm
beim C. F. Müller - Verlag, Karlsruhe
Es scheint mir ein glücklicher Griff des C. F.
Müller - Verlags in Karlsruhe zu sein, als Auftakt
zum 200jährigen Geburtstag des Dichters
Hebels „Biblische Geschichten" — oder wie man
sie meist nennt: „Biblische Erzählungen" — herauszugeben
. Sie sind beides: Als „Biblische
Geschichten" sind sie in den Schulgebrauch eingegangen
und bis 1855 in der badischen Landeskirche
in Gebrauch gewesen. Aber sie sind auch
Erzählungen ganz im
Stile des Dichters und
verdanken ihre Entstehung
einem doppelten
Bedürfnis: die unter
dem Prälaten Hebel
geeinigte Evangelische
Landeskirche Baden bedurfte
dringend einer
neuen Bearbeitung der
Geschichten der heiligen
Schrift und der
60jährige Hebel hat sie
schon zuvor und aus
eigenem Antrieb begonnen
, um der badischen
Jugend ein letztes
Vermächtnis zu geben
, indem er ihr so anschaulich
erzählte, wie
einst sein alter Schulmeister
Andreas Gre-
ther und seine Mutter jene wundersamen
Berichte der Bibel seinem kindlichen Gemüt
eingeprägt hatten. Es ist eigentümlich, daß am
Anfang und am Ende von Hebels Dichtung Geschichten
aus der Hl. Schrift stehen. Sein erster,
tastender Versuch zu alemannischen Versen war
ja „Der Statthalter von Schopfheim", jene Ge-
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In dieser besinnlichen und freudvollen Zeit
des Jahres fühlen wir uns besonders verbunden
mit unseren Lesern und Freunden
in der Heimat und in der weiten Welt und
wünschen ihnen sowie unseren Mitarbeitern
und Inserenten
Frohe Festtage
und ein gesegnetes neues Jahr
in Gesundheit und Frieden
«Die Markgrafschaft»
Redaktion und Verlag
schichte von David und Abigail, als lebendige
Begebenheit in sein Wiesental übertragen. Dieses
Epos entstand auf dem Dobel bei Herrenalb, wohin
sich Hebel zurückgezogen hatte, um seine
ihm von der Behörde gestellte Aufgabe, ein
Gebetbuch für Wochengottesdienste auszuarbeiten
, zu erfüllen. Diese Ausführung unterblieb
und dafür begann damals 1799 dies erste alemannische
Werk. Die Biblischen Geschichten,
zwanzig Jahre später,
sind aber beides: kirchlicher
Auftrag und
künstlerische Gestaltung
. Sie sind ganz
auf das erzieherische
Moment eingestellt und
spiegeln, wenn man
zwischen den Zeilen zu
lesen versteht, die
Kindheitseindrücke des
Dichters sehr schön
wider.
Dieser Neuauflage der
Biblischen Geschichten
geht ein ausgezeichnetes
einführendes und
ausführliches Vorwort
des alten Hebelforschers
und Hebelpreisträgers
Prof. Dr. Wilhelm
Zentner voraus,
das man mit wachsender Freude liest. Die
Hebelfreunde sollten es nicht versäumen, dies so
handliche und gutausgestattete Bändchen in ihre
Bibliothek miteinzureihen.
Darüber hinaus kann es jedem Pädagogen, ob
in Schule oder Haus, gute Winke und reiches
Material bieten. r. Nutzinger
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