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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-12/0012
Lorbeerkranz gekrönt wurde, nachdem ein schwungreicher
Epilog, aus heimischem Boden entsprossen,
von einer der Jungfrauen gesprochen worden war,
was wir als ein vollkommen gelungenes bezeichnen
können, denn wie alle bei demselben tätig Mitwirkenden
von seiner hohen Bedeutung durchdrungen
waren, so fand deren gehobene Stimmung in der
Brust der Zuhörer freudigen, ja begeisterten Wiederklang
. Ein Festball, zahlreich besucht, beschloß das
Fest.

Der Leser, der den zweitletzten Satz des Artikels
glücklich hinter sich gebracht hat, wird gewiß
nicht mehr im Stand und willens sein, den
anschließend in der Zeitung abgedruckten Epilog
mit seinen drei Riesenstrophen auch noch zu
lesen. Der Chronist verzichtet deshalb darauf,
diesen Epilog hier anzufügen; das Gedicht bringt
ohnehin sachlich nicht das Geringste und
schwelgt nur in — übrigens gutgebauten — Lobpreisungen
Schillers. Dem Lörracher Berichterstatter
kann man immerhin ebenso wie dem
Schopfheimer das Zeugnis ausstellen, daß er das
Bemühen der Mitwirkenden nach Kräften anerkannt
und herausgestrichen hat. Was ein Lokalberichterstatter
, der sich mit seiner Bevölkerung
gut stellen will, auch heute noch tun würde.
Alles in allem hinterläßt so die Art, wie das
Markgräflerland den Schillergeburtstag feierte,
einen guten und harmonischen Eindruck. Wir
haben keinen Zweifel, daß die verschiedenen
Feiern hierzulande auch wirklich nett und ansprechend
verlaufen sind.

Nun aber zuletzt noch eine Frage. Bei den
Feiern wurden zwar einige Gedichte des Gefeierten
rezitiert; wie aber stand es mit der Aufführung
von Schauspielen Schillers, mindestens
in der Zeit um den 10. November? Bemühte man
sich in den Städten des Markgräflerlandes auch
um den Dramatiker Schiller? Wenn es der Fall
war, lag gewiß ein echtes Interesse an Schiller
vor; wenn nicht, mag man an der Echtheit der

Konstantin Schäfer:

Prinz Grimaldi

Kleider machen Leute, stellt ein treffendes
Sprichwort fest. Auch Titel machen Leute, besonders
selbst verliehene, die Akten bezeugen es.
Man ist dann kein Landstreicher und Vagant
mehr, sondern ein Avanturier.

Es handelt sich hier um ein Aktenstück über
die gepflogene Untersuchung gegen den angeblichen
Prinzen Grimaldi. Man schreibt das an
solchen Wirrnissen reiche Jahr 1797. Das Oberamt
Altdorf meldet durch den Grafen zu Königs-
egg an die v. ö. Regierung, es habe den aus den
k. k. Staaten „ausgeschafften" Avanturier, den
sogenannten Prinzen Grimaldi, der sich dahier
nebst seiner vorgeblichen Ehegattin dieser Tage
habe betreten lassen, gefänglich angehalten.

Der Name Grimaldi hat einen guten Klang:
er bezeichnet ein genuesisches Adelsgeschlecht,
das bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Seit
die Herrschaft über Monako an die Familie gefallen
war, nahm sie den Fürstentitel an. Der

zu den Schillerfeiern treibenden Beweggründe
denn doch einige Zweifel haben. Wie also stand
es damit?

Man hörte schon, daß die Lörracher am Vorabend
des Festtages eine Vorstellung von „Kabale
und Liebe" gaben. „Auf vielseitiges Verlangen"
wurde das Stück ebendort am 28. 11. wiederholt.
Sonst aber ist in den Anzeigen des Lörracher
Theaters im „Ochsen" zu Lörrach von Schiller
nicht die Rede. Sehen wir zum Schlüsse noch
kurz zu, was im Oktober und November aufgeführt
wurde. Es sind Ritter- und Rührstücke, bisweilen
ein Lustspiel, und selten ist ein literarisch
hervorragendes Stück darunter. Es wurde
gegeben zum Beispiel:

am 10. Oktober:

Der gerade Weg der beste — Lustspiel von Kotzebue*
Das Sonntagsräuschchen — Lustspiel von Flotow.

am 12. Oktober:

Die Waise aus Genf. Dramatisches Gemälde nach
einer wahren Begebenheit von Castelli.

am 14. Oktober:

Der verwunschene Prinz. Original-Posse von Plötz.

am 16. Oktober:

Das Schloß Greifenstein, oder Der Samtschuh.
Romantisches Ritterschauspiel von Birch-Pfeiffer.

Und so weiter. Als besonders schöner Titel sei
noch herausgegriffen:

Die Kreuzfahrer, oder: Die eingemauerte Nonne.
Romantisches Ritterschauspiel von Kotzebue.

Neben Kotzebue kehren immer wieder die Autorennamen
Benedix und Birch-Pfeiffer, gelegentlich
auch einmal Nestroy. Von Schiller aber hatten
die Markgräfler von 1859 wie gesagt mit
„Kabale und Liebe" anscheinend genug gesehen.
Auch wenn sie seinen 100. Geburtstag schön und
würdig begangen hatten. R. Oberth

heutige Gebieter führt in seinem Namen die
Bezeichnung Grimaldi mit. Wenn man noch in
Betracht zieht, daß ein Glied dieser Familie den
Rang eines Kardinals bekleidete und 1571 in
der Seeschlacht von Lepanto mit Auszeichnung
mitgefochten hatte, so muß man sagen, daß unser
gefänglich angehaltener Avanturier sich keine
schlechte Abstammung ausgesucht hatte. Es
gab Maler, Gelehrte und Staatsmänner dieses
Namens.

Man vermutete in dem Festgenommenen den
gleichen Hochstapler, den man schon einmal im
Jahre 1795 in Altdorf aufgegriffen hatte. Leider
hatte man die Akten nicht zur Hand, da sie
durch die unruhigen Kriegszeiten noch geflüchtet
waren. Es war nun keineswegs die behördliche
Klugheit gewesen, die zur Festnahme des
Paares geführt hatte. Grimaldi war im Gegenteil
sehr stattlich mit einer zweispännigen Equipage
der Herrschaft Waldsee in Altdorf eingerückt,
„was man dem Elenden dort vermutlich gerne
angedeihen ließ, um diesen ab dem Halse zu
bringen." So kam er gar prächtig beim Hecht-

Wiiniatmtn

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