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tes. Der Präsident schrieb: „So wird dem Stadtmagistrat
andurch aufgetragen, der dortigen
Bürgerschaft in meinem Namen anzubefehlen,
daß sie den gedachten Joseph Kieni, sowie alle
die Seinigen und sein Eigentum bei schwerster
Strafe unangefochten lassen und den Ausgang
der bereits in Untersuchung befindlichen Sache
ruhig abwarten sollen, indem man ihr — Bürgerschaft
— nach vorhergegangener ordnungsmäßiger
Untersuchung und wenn Kieni des beschuldigten
Verbrechens überführet werden sollte,
alle rechtliche Genugtuung verschaffen werde."
Diese Stellungnahme der Regierung fordert unsere
größte Hochachtung. In dem Begleitschreiben
begründet der Landespräsident seine Haltung
mit dem Satze: „Da man jedem Bürger,
auch dem größten Verbrecher, die nötige Sicherheit
zu verschaffen verpflichtet ist, so sah ich
mich bewogen, die in Abschrift beigehende Verfügung
an den Magistrat zu Rheinfelden zu
erlassen."
Die Regierung eröffnete umgehend „die politische
Voruntersuchung wegen Einverständnis
mit den Franzosen zur Zeit ihrer Occupation der
diesseitigen Lande." Oberamtmann v. Biermann
zu Rheinfelden verhörte Kieni eingehend, er
hörte Ankläger und Zeugen. Er faßte schließlich
die Akten zusammen und übergab sie der Landesstelle
zu Konstanz mit dem Antrag, „den
gedachten Kieni von der ihm zur Last gelegten
Beschuldigung freizusprechen." Am 16. Oktober
entspricht die Regierung diesem Antrag.
Es muß ein zutiefst befriedigendes Gefühl
gewesen sein, Männer an der Spitze zu wissen,
die sich keinen anderen Instanzen, Meinungen,
Parteien und Potentaten verantwortlich fühlten,
als ihrem in Gott gebundenem freien Gewissen.
Von der Allgewalt der Liebe
Zwei dünne Aktenblätter aus Wien und aus
Konstanz lassen das romantische Lebensschicksal
eines Menschenpaares wie im Scheinwerferlicht
kurz aufleuchten und wieder versinken im Ungewissen
. Es ist der hohe Reiz dieser Blätter,
daß nichts zerredet ist. Alles ist nur mit wenigen
Strichen angedeutet. Der Einbildungskraft
bleibt es offen, aus sich heraus die ganze Weite
der Lebenslandschaft zu gestalten.
Der Staats- und Polizeiminister schreibt am
3. September 1798 aus Wien: „Der böhmisch
österreichische oberste Herr Hofkanzler stellet
mittels Note vom 28ten vorigen Monats an mich
das Ansinnen, daß dem ehemal unter dem Militär
gestandenen Peter Aegidius Graf v. Strasoldo,
welcher eine noch mit den Gelübden gebundene
Exnonne namens Agnes Niedzyelska ungiltig
geheurathet hatte, und sohin sich mit ihr nach
Frankreich begeben haben soll, — durch die
Polizeydirekzionen fleißig nachgeforschet und
beide, wenn sie jezt oder künftig in k. k. Landen
betreten würden, im Auge gehalten, allenfalls
sich ihrer auf angemessene Art versichert und
der Erfolg der böhmisch österreichischen Hof-
kanzley zu wissen gemacht werden möchte."
Man besaß immerhin soviel Delikatesse, von
dem Erlaß der üblichen Steckbriefe abzusehen,
um des Standes des Verfolgten willen.
Dies ist alles. Das Schreiben aus Konstanz
setzt nur die Polizei - Direktionen in Kenntnis,
um gegebenenfalls in der empfohlenen Weise
eingreifen zu können.
Möge ein gütiger Gott, der die Menschenherzen
und -Taten nach seinem Maße wägt,
Schicksal und Lauf zum Guten gelenkt haben.
.scnewt: Orgeln ^ flauen ^ Otodtag ^ ©totfmatt
Eine geologische Studie
In der Schule wurde uns gelehrt, das Massiv
des Hochblauen bestehe aus Granit. Später unterschied
man einen Klemmbachgranit südöstlich
von Schweighof, einen Blauengranit im engeren
Sinne im ganzen Gebiet der Blauenstraße bis
nach Bürgeln hin und einen Malsburger Granit.
Dieser bedeckt eine gewaltige Fläche: von Malsburg
bis Friedrichs- und Luisenheim und über
die Stockmatt nach Kühlenbronn; an seinem
südöstlichen Rand liegt Wieslet und Hausen.
Nun aber mußte das Wort Blauengranit
nach jahrelanger Arbeit mehrerer Geologen und
Mineralogen fallen. Diese Wissenschaftler beweisen
, daß es sich hier um Gneise handelt, die verändert
, umgeschmolzen und wieder erstarrt sind.
Man nennt solche Massen „Palingenite", das
heißt etwa „wiedergeborene Gesteine". Südlich
vom Blauenhaus und südlich von Sehringen zeigen
die neuen Karten „Blastite des Blauengebiets
"; auch diese Bezeichnung kann man
übersetzen mit dem Ausdruck „neu gewachsene
Gesteine".
„Die Gesteine in der Umgebung von Badenweiler
haben in ihrer langen Entwicklungsgeschichte
viel mitgemacht", sagte mir unlängst der
Geologe Dr. R. Metz, der zusammen mit Dr. G.
Rein die „Erläuterungen zur Geologisch - petro-
graphischen Übersichtskarte des Südschwarzwaldes
" herausgegeben hat. Die oben angedeuteten
Neu- und Umbildungen sind in der Karbonzeit
entstanden, vor etwa 320 Millionen Jahren.
In einer späteren Erdperiode, die man Perm
(Rotliegendes) nennt, bildeten sich die Porphyre.
Der Stockberg, der Marzell überragt, besteht aus
Quarzporphyr. Es gibt auch Granitporphyr. Die
Porphyrgänge und -flächen sind mit tiefem
Schwarz in die neue Karte eingezeichnet. Südlich
von Badenweiler sieht man eine ganze Anzahl
solcher Gänge und wenn man vom Blauenhotel
zum Aussichtsturm schreitet, überquert
man auch einen rötlichen Porphyrgang, der bis
zur Blankenhornsruhe nachzuweisen ist.
Weitere Porphyrmassen finden sich zwischen
Stockmatt und Wies, einige Porphyrstreifen am
Hohwildsberg mitten im Malsburger Granit. —
In der Nähe der Porphyrgesteine sind oft Erzgänge
eingestreut, die Anlaß zu altem Bergbau
gaben, zum Beispiel bei Badenweiler: Fürsten-
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