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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1959-12/0015
freude-Vogelbach, Karlstollen, das Quarzriff von
Haus Baden bis zur Grüneck, Sehringer- und
Ottostollen. Bei Wies kennt man die Gänge Wies,
Wies-Brunn, Demberg I und Demberg II. Alle
Erz- und Mineralgänge des Südschwarzwaldes
sind in die neue Karte eingezeichnet, es mögen
etwa 200 sein (man denke an die vielen Gruben
im Sulzburger und Münstertäler Revier!).

Emil Baader:

An der Pfarrkirche des Schwarzwalddorfes
Gutach bei Hornberg erinnert eine Gedenkplatte
an einen Mann, der unter Opferung seines eigenen
Lebens „aus der Hochflut der entfesselten
Gutach" vierunddreißig Dorfbewohnern das Leben
rettete. Im Jahre 1826 hat C. W. Sommerlatt
aus Lahr in dem längst vergriffenen Buch „Züge
teutschen Mutes und Hochsinnes in Gemälden
aus der Wirklichkeit" von diesem Geschehnis
erstmals erzählt. Auch die Gutacher Pfarrbücher
berichten von der tapferen Tat Johann Jakob
Langenbachers; dies ist nämlich der Name unseres
Helden.

Der 25. Oktober 1778, so berichtet uns Sommerlatt
, war für die Gegend des ehemals württembergischen
, jetzt badischen Amtes Hornberg
«in dunkler Tag. Das Gutacher Tal wurde binnen
kurzer Zeit in eine Wüste verwandelt. Nach
lang anhaltendem Regen entlud sich ein fürchterlicher
Wolkenbruch. Die Bäche traten aus
ihren Ufern. Bäume und Felsen, Trümmer zerstörter
Häuser, Totensärge aus aufgewühlten
Gräbern wurden fortgeschwemmt. Zahlreiche
Menschen wurden von den Wellen verschlungen
oder von den Erdmassen erdrückt. Der schönste
Teil des Tales, das von Obstbäumen umgrenzte
Dorf Gutach, war dazu bestimmt, an jenem Tag
der Schauplatz größten Elends, aber auch einer
unvergeßlichen Tat zu werden.

Es war ein Sonntag. Niemand ahnte die
schreckliche Gefahr, als das erste Zeichen zum
Frühgottesdienst gegeben wurde. Ehe das zweite
Zeichen vom Turm erscholl, hatte sich die Flut
über Felder und Straßen ausgebreitet. Unweit
der Kirche befanden sich in der Nähe des Baches
sechs Häuser, die von siebenunddreißig Personen
bewohnt waren. Nur zwei von ihnen konnten
der Gefahr zeitig entrinnen. Die übrigen aber,
zumeist Frauen und Kinder, waren so schnell
von der Hochflut umgeben, daß eine Rettung
unmöglich erschien.

Einer im Dorf aber wurde zum Retter der
Bedrängten: Schreinermeister Johann Jakob
Langenbacher. Er hatte in jungen Jahren, wie
mancher Schwarzwälder, die Welt gesehen. Er
war Augenzeuge des Erdbebens von Lissabon
gewesen, das an einem Tage an die hunderttausend
Menschen unter den Trümmern begraben
hatte. Nachdem es ihm gelungen war, ein ihm
zugeworfenes Seil aufzufangen, zog er mit dessen
Hilfe einige Leitern über das Wasser herauf.

Die oben erwähnten „Erläuterungen" sind
herausgegeben vom Alemannischen Institut in
Freiburg (Professor Dr. Metz) in Verbindung mit
dem Schwarzwaldverein und durch den Buchhandel
oder vom Verlag Moritz Schauenburg in
Lahr zu beziehen. Das Buch, das mit schönen
Karten versehen ist, kann jedem Heimatfreund
zum Studium empfohlen werden.

Er schuf eine Notbrücke, deren Stützpunkt auf
der einen Seite ein Baum war, auf der anderen
Seite ein gegenüberstehendes Haus. Dann stieg er
unter Lebensgefahr zu den in der Wasserflut
bereits schwankenden Häusern. Er holte von
Dach zu Dach seine in Todesangst schwebenden
Landsleute ab und brachte sie über die schwankende
Notbrücke in Sicherheit, indem er sie
„wie ein Engel Gottes" auf seinen Armen
herübertrug. Schon hatte er die letzten Gefährdeten
, es waren zwei Kinder, herübergetragen,
da stürzte eines der Häuser ein. Da kehrte der
Unerschrockene noch einmal über die Notbrücke
in sein eigenes Haus zurück. Glücklich kam er
dort an. Nun riß aber die Gewalt der Flut die
Brücke mit. Eine zweite Notbrücke konnte nicht
erstellt werden. Es war unmöglich, Langenbacher
Hilfe zu bringen. Nachdem alle Häuser der Umgebung
eingestürzt waren, war auch seinem
eigenen Haus dasselbe Schicksal beschieden. Die
Wasserflut, „schauerlich wie der Tod", — so
meldet unsere Chronik — brauste an seiner
wankenden Zufluchtstätte hinauf. Er aber ließ
keine Todesangst aufkommen. Da die Nacht
hereingebrochen war, nahm Langenbacher seine
Zuflucht zu Gott. Man hörte ihn fromme Lieder
anstimmenn. Seine Gebete und die Lichtspäne,
die er hin und wieder entzündete, waren den
verzweifelten Angehörigen das tröstliche Zeichen,
daß der Heldenmütige noch lebte.

Zwischen Furcht und Hoffnung schwebend,
harrte das ganze Dorf des wiederkehrenden
Tages. Am Morgen des 26. Oktober 1778, zwischen
5 und 6 Uhr, entschwand jede Spur vom
Dasein des Helden. Der Mund, der Gottes Lob
gesungen, war verstummt. Am Abend des Tages,
als die Flut sich gelegt hatte, fand man den
Leichnam des wackeren Mannes auf einer Wiese,
eine Viertelstunde unterhalb des Dorfes. Am
28. Oktober wurde Johann Jakob Langenbacher,
zugleich mit zwei Knaben aus Frohnbach, die
ebenfalls das Opfer der Flut geworden waren,
bestattet. Lange Zeit war das Andenken an ihn
vergessen.

Es war der Gutacher Pfarrer Dr. Nutzinger
(der Vater des Lörracher Hebelbund-Präsidenten
Richard Nutzinger), der im „Gutacher Talboten"
erstmals auf Grund der Pfarrakten wieder an
Langenbachers Tat erinnerte, und 1928 schuf
man jene Gedenkplatte, die heute noch die
Gutacher Pfarrkirche schmückt.

«Hoch klingt das Lied vom braven Mann»

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