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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-02/0008
ler waren vorderösterreichisch geworden, hatten
also einen katholischen Oberherrn und blieben
bei der alten Lehre. Noch gegen Ende des
18. Jahrhunderts bestanden drei Linien der Rot-
berger: 1. die evangelische Rheinweiler Linie,

2. die evangelische Bamlacher Linie, die mit
Wilhelm von Rotberg 1795 ausstarb. Nun kam

3. die Schliengener Linie nach Bamlach. Diese
war katholisch, weil Georg Sigmund von Rotberg
zu Anfang des 18. Jahrhunderts als Landvogt
zu Schliengen in den Dienst des Bischofs
von Basel getreten war und deshalb die katholische
Religion angenommen hatte.

Die Familie von Rotberg hatte vom Markgrafen
Oetlikon als Erblehen. Dafür tauschten
sie 1640 „das Dorf Hertingen mit Zwing und
Bann, Wald, Feld, Steuer, Eckerich, Frondienst,
Wunn und Waid, sodann Collatur, Kirche und
Kirchensatz mit aller geistlichen Gerechtigkeit,
samt hoher und niederer Obrigkeit mit Leibeigenschaft
, aller Dienstbarkeit, auch Gerechtigkeit
der Wildfuhr, Zehnten, auch alle andere
dazu gehörige Gefälle". Aber aus all diesen
Rechten entstanden langjährige Streitigkeiten
zwischen Lehensherr und Lehensinhaber, so daß
die Familie sich entschloß, im Jahre 1733 den
Ort Hertingen mit allen Rechten und Freiheiten
um die Summe von 20 000 fl. abzutreten. Am
11. November 1733 huldigten die Hertinger

Hertingen: Stätte des HebelfflÄKir Gasthaus „Zum Rößle"
(mit Hebeldenkmal Karlsruhe) Foto: Dr. R. Feger

ihrem neuen Herren, dem Markgrafen Karl
Wilhelm. Das Herrenhaus kam nebst Gut und
Wald durch Heirat an einen Herrn von Leutrum.
Dieser verkaufte Haus und Hof an die Gemeinde
; der 90 Morgen große Wald aber, der
der Gemeinde zu teuer war, kam um 300 fl. an
die Herrschaft.

Nun war ein neuer Herr da, der auch das
Recht zur Besetzung der Pfarrstelle besaß, aber
auch die Baupflicht übernommen hatte. Bei den
andauernden Streitigkeiten zeigten die Rotberger
Herren wenig Lust, an der Hertinger Kirche
bauliche Veränderungen vorzunehmen. Jetzt
aber hält die Gemeinde die Zeit für gekommen
und richtet am 13. Juni 1736 eine Eingabe an
die Herrschaft. Darin heißt es, daß bisher die
Herren von Rotberg die Kirche und den Turm
aus den Kirchengefällen in Bau erhalten haben
(sie hätten richtiger geschrieben, daß sie Kirche
und Turm hätten erhalten sollen!). Die Gefälle
betrugen 7 fl. 13 kr. Geldzins, 2 Malter Roggen,
1 Malter Haber und 1 Viertel Dinkel oder Haber.
Diese Gefälle bezieht nun die Geistliche Verwaltung
Rötteln, und der Herr von Leutrum
befürwortet die Bauerhaltungskosten.

Aber so rasch ist man nicht bereit zu zahlen.
Also erfolgt am 17. September 1761 eine neue
Eingabe, unterschrieben von Pfarrer Schlotterbeck
, Vogt Michel Kromer und Friedrich Zolli-
kofer, des Gerichts. Es ist eine bewegliche Klage:
die Kirche ist so baufällig, schadhaft und klein,
daß eine neue und größere höchst notwendig ist.
Der Turm wackelt und droht einzustürzen. Der
Dachstuhl ist so gebrechlich, daß man nicht einmal
das Uhrwerk sicher befestigen kann. Die
Gewichte sind unlängst herabgestürzt und hätten
„in die 20 Personen wenn nicht töten, so
doch gefährlich beschädigen können". Die Kirche
ist (nach heutigen Maßen umgerechnet) ungefähr
22 m lang, 6 m breit und etwa 4 m hoch.
„Die kleine Emporkirche ist wegen der Enge
nichts als eine Gelegenheit des Gedränges und
der Unordnung. Eine Erweiterung gestattet die
Enge des Kirchhofs nicht. Ungeschickt ist, daß
die Kirche außerhalb des Ortes steht". Bei kaltem
Wetter ist der Weg zu weit für Kinder und
alte Leute; deshalb ist an solchen Tagen der
Besuch schlecht. Sie bitten um eine neue Kirche,
da durch Abbruch auch der Friedhof erweitert
werden kann. Der Ort zählt 400 Seelen.

Nun gibt es keine Ruhe mehr. 1771 erklärt
die Gemeinde, daß sie einen Platz im Ort schon
vor Jahren gekauft habe. Vier Termine daran
sind schon bezahlt; zwei sind noch zu zahlen.
Aber 1776 erklärt die Verwaltung, daß erst
das Vogelbacher Pfarrhaus gebaut sein müsse,
damit die Untertanen nicht zu sehr mit Frondiensten
beschwert sein müssen. 1780 ist in
Hertingen das Kirchengebäu so baufällig, daß
der Turm mit Seilen gebunden worden. Spezial
Welper hat seit 13 Jahren anläßlich der Kirchenvisitationen
auf die Notwendigkeit des Neubaues
hingewiesen und berichtet 1784 zusammen mit
dem Oberamt und der geistlichen Verwaltung,
daß die Kapelle zu Kaltenbach neben der Kirche

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