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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-02/0010
und in den hiesigen Eisenerzgruben arbeiten. H. ist
ziemlich alt und entstand im 13ten Jahrhundert aus
einzelnen Meierhöfen. Einer derselben, welcher dem
Margarethenstifte zu Waldkirch gehörte, wurde 1320
an den Freiburger Bürger Atze verkauft. H. selbst
gehörte aber bis zum Jahre 1733 den Herren von
Rottberg, welche im erwähnten Jahre, um einen
entstandenen Prozeß zu endigen, H. mit allen Rechten
und Freiheiten um 20 000 f 1. an den Markgrafen
von Baden verkauften. Doch behielten sie noch einen
Hof, der an einen Herrn von Leutrum als Erbe kam,
von diesem aber an die Bürger verkauft wurde.
H. lag vor dem Dreißigjährigen Krieg mehr westlich,
aus Wassermangel aber verlegte man die Wohnungen
mehr ins Tal an den Bach, so daß die Kirche, welche
ehedem mitten im Dorfe war, westlich von demselben
stand, bis sie gegen Ende des vorigen Jahrhunderts
abgebrochen und mitten im Ort aufgebaut
wurde. Früher war H. Filiale von Tannenkirch.

In den Tabellen, die C. Maier 1844 seiner Weinbauschrift
mitgegeben hatte, rangiert Hertingen
unter den 35 Gemeinden des Bezirksamts Lörrach
hinsichtlich des mit Reben bebauten Landes
mit 20 Morgen (Weißer Wein) an viertletzter
Stelle (S. 42 f.). Sein Weinbau war also im Vergleich
mit den insgesamt 2311 Morgen Weißweinsatz
— Rotwein wurde nur auf 51V2 Morgen
gebaut — sehr gering. An erster Stelle kam
Weil mit 300 Morgen, dann folgten Haltingen
und Fischingen mit je 160, dann Binzen mit 140
und Grenzach mit 116 Morgen. Hertingens Nachbargemeinde
Tannenkirch ist mit 70 Morgen
aufgeführt. Unmittelbar nach Hertingen kamen
Kandern mit 15, Blansingen mit 8 und
Huttingen mit 5 Morgen. Indessen ist, wie
eigentlich nicht besonders betont zu werden
braucht, beim Wein die Quantität beileibe nicht
alles, ja eigentlich nicht viel. Und in Rücksicht
auf die Qualität muß der Hertinger Wein auch
in jenen Jahren von Bedeutung gewesen sein.
Das läßt sich leicht ablesen an der Wahl des
Ortes für die Weinmusterung, aber auch an den
Ergebnissen — siehe unten — der Musterung,
die dem kleinen Dorfe Hertingen ein sehr gutes
Zeugnis ausstellen. Hören wir also den Bericht
(„Oberländer Bote" Nr. 149 v. 16. 12. 1859 und
Nr. 150 v. 19. 12. 1859):

Die Weinmusterung in Hertingen am 11. Dez. 1859.

Die von dem Landw. Bezirksverein zu Kandern veranstaltete
jährliche Weinmusterung wurde heute
nachmittag im Gasthaus Krenzlin dahier abgehalten.
Von sämtlichen Ausstellern wurden 49 Weinmuster
zur Prüfung übergeben. Die Prüfungs-Commission,
welche bei der Ausstellung so vorzüglicher 1859er
Weine eine schwere Aufgabe zu lösen hatte, erhielt
die Weine aus den Händen der Vorsitzenden des
Bezirksvereins in Flaschen und Gläsern, die mit
Nummern und Buchstaben bezeichnet waren, ohne
daß die Mitglieder der Commission deren Ursprung
oder die Namen der Eigentümer kannten, und sich
somit einer unbefangenen Prüfung hingeben konnten
. Nach der Prüfung mit der öchsle'schen Weinwaage
hatten folgende Eigentümer die geistigsten
weißen Gutedelweine: Apotheker Ziegler von Schlien-
gen (gekauft von Adolf Wettlin und Küfer Meyer),
Ludwig Kramer von Efringen, Friedrich Bruder von
Tannenkirch, Bürgin von Efringen, Löwenwirt Fräu-
lin von Bamlach, Accisor Stammler von Tannenkirch,
Josef Schlecht von Bellingen, Gastwirt Giß von Kandern
, Bierbrauer Krieg von Schliengen, Altbürgermeister
Blankenborn von Obereggenen, Küfer Lang
von Hertingen, Georg Heß von Blansingen, Aloys
Meyer von Schliengen, C. F. Höferlin von Tannenkirch
, Altvogt Rupp von Otlingen, Friedr. Kramer
von Efringen, Bürgermeister Roßkopf von Hertingen,
Gastwirt Koger von Tannenkirch, Meyer von da,

Gustav Meyer von Schliengen, Weinhändler Blanken-
. horn von da, Bürgermeister Eckerlin von Hertingen,
Friedrich Muser von da und Gustav Wettlin von
Schliengen...

Die Prüfung mit der Weinwaage war jedoch nur
eine Art Vorwahl. Der Bericht fährt fort:

Da einzelne Weine auch in der Nachgärung sich befinden
konnten, auch verschiedene andere Ursachen
die Waage weniger maßgebend erscheinen ließen, so
wurde die mehr reellere Prüfung mit dem Munde
vorgenommen. Die Weine wurden bei solcher in drei
Klassen eingeteilt, wovon folgende Eigentümer in
die erste und beste Klasse, nach der Güte ihrer ausgestellten
Weine, eingereiht wurden:

1. Ludwig Kramer von Efringen

2. Apotheker Ziegler von Schliengen

3. Friedrich Kramer von Efringen

4. Küfer Lang von Hertingen

5. Friedrich Bruder von Tannenkirch

6. Josef Schlecht von Bellingen

7. Gastwirt Krenzlin von Hertingen

8. Aloys Meyer von Schliengen

9. Weinhändler Blankenborn von da

10. C. F. Höferlin von Tannenkirch und

11. Accisor Stammler von da.

In die zweite Klasse wurden angeschlossen:

12. Gastwirt Giß von Kandern

13. Bierbrauer Krieg von Schliengen

14. Gustav Meyer von da

15. Georg Heß von Blansingen

16. Altvogt Rupp von Otlingen

17. Bürgermeister Roßkopf von Hertingen

18. Gustav Wettlin von Schliengen

19. Martin Schauer von Riedlingen

20. Bürgermeister Eckerlin von Hertingen

21. Ludwig Reinau von Kaltenherberge.

Die Prüfungskommission hat anfänglich Nr. 1 wegen
seiner gelben Farbe, sodann hauptsächlich seiner
Güte und des höchst feinen Geschmackes wegen für
Edelwein erklärt; allein der Eigentümer versicherte,
daß dieser Wein aus Krachmosttrauben bereitet, jedoch
sorgfältig sortiert und abgebeert worden sei.
Nr. 2 wurde, wie der Eigentümer erklärt, nach dem
allgemeinen Herbst noch zehn Tage länger an den
Reben der Nachreife überlassen.

Ein richtiger Markgräfler Weinbauer, Kellermeister
oder Weinkenner wird natürlich wissen,
was man 1859 im Markgräflerland unter Krachmost
zu verstehen hatte, — nämlich einen besseren
Gutedel. C. Maier, der sich in der erwähnten
Schrift eingehend mit den damaligen Rebsorten
im Markgräflerland befaßt, führt ihn
neben Heunisch (Hinscher, Hinsch), Elbling
(Elben) und Gutedel (Most, Moster, Chasselas)
an vierter Stelle unter den seit alters im Oberland
angebauten Sorten an und beschreibt ihn so:

4. Krachgutedel, Krachmost, Krachmoster, Chasselas
croquant. Ist mit dem vorigen (dem gemeinen Gutedel
) nahe verwandt, doch edlerer Natur, vermehrungswürdiger
. Die Traube ist groß, weniger ästig,
zusammengedrängt, kurzstielig. Die Beeren sind
mittelgroß, hellgelb, auf der Sonnenseite braungelb,
fest, fleischig, süß und gewürzhaft; sie läßt sich zerschneiden
, ohne daß der Saft ausläuft. Das Blatt ist
fünflappig, ziemlich tief eingeschnitten, oben hellgrün
, unten kahl, aber der Stiel und die Blattrippen
sind rötlicher und borstiger als beim Gutedel, die
Blätter zurückgeschlagener. Der Krachmost ist im
Oberrheinkreis schon seit längerer Zeit einheimisch,
aber steht nur zerstreut in den Rebbergen unter den
Gutedeln. Im Bezirksamt Müllheim kommt er am

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