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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-02/0011
häufigsten, und sogar in einigen Gemarkungen zu
ganzen Rebstücken in reinem Satze vor. Je mehr
Krachmost in gutem und schwerem Boden, desto
köstlicher und vorzüglicher ist dieser echte Mark-
gräfler Wein, und wird deswegen seit etwa zehn
Jahren durch Betrieb der landwirtschaftlichen Kreisstelle
am eifrigsten angebaut, was er mit vollem
Recht verdient. (Also etwa seit den 30er Jahren des
19. Jahrhunderts. Anm. d. Verf. S. 14.)

Damit mag der Krachmost auch dem mit den
Markgräfler weniger Vertrauten genügend vorgestellt
sein. Fügen wir noch hinzu, was C. Maier
1844 über den besonderen Charakter des Weins
im Bezirksamt Lörrach — dem Hertingen ja
angehörte — zu sagen wußte:

Lörrach. Die Rebsorten sind Most, auch Krachmost,
Eiblinge und rothe Klävner. Je mehr der ersteren
Gattungen, je näher der Rheintalsebene, desto
zuckerhafter, aromatischer und haltbarer der Wein;
je höher, dem Gebirge und dem Schwarzwald näher
oder den Ostwinden ausgesetzter, desto saurer und
härter. Im weißen Wein scheinen die ötlinger und
Weiler, im rothen die Feuerbacher und Grenzacher
den Vorzug zu verdienen. Jener von Istein ist für
Heilung der Blasenkrankheiten berühmt. (S. 49.)

Nach dieser Abschweifung nun weiter in unserem
Weinmusterungsbericht! War bisher von
Weißweinen die Rede, so im folgenden von den
Rotweinen:

Von rothen Weinen wurden vorzügliche Muster aufgestellt
, die nach der Reihenfolge ihrer Güte namhaft
gemacht werden:

1. Altbürgermeister Blankenborn von Obereggenen.
Mischung von schwarzem Burgunder und rothem
Elben aus der Gemarkung Niedereggenen.

2. Bürgermeister Roßkopf von Hertingen aus der
Gemarkung Schliengen.

3. Heinrich Pandel von Müllheim, Pandelberger *)
schwarzer Burgunder von Auggen.

4. Altbürgermeister Blankenborn von Obereggenen,
rother Elben aus der Gemarkung Feuerbach.

5. Weinhändler Blankenborn von Schliengen.

6. Gastwirt Wilhelm Senn von Tannenkirch.

7. Gastwirt Giß von Kandern, Feuerbacher rother
Elben.

8. Georg Heß von Blansingen, aus der Gemarkung
Blansingen.

Nr. 1 wurde in einem auf steilem Kalkfelsen mit
großen Kosten neu angelegten, terrasirten Weinberg
vorzüglicher Lage erzogen. — Die Güte des Rothweins
Nr. 3 ist umso auffallender, als der Pandel-
berg eine hohe exponierte Lage hat, die solch einen
feinen Wein nicht erwarten ließ, was zum Beweis
dienen mag, daß der Kultur dieser Sorte eine dem
Winde mehr zugängliche Lage nichts schadet...

*) Der Pandelberg, ein in der Gemarkung Auggen gelegener, etwa
drei Morgen großer schöner Weinberg, welchem dieser Name von
dessen Eigentümer, H. Pandel von Müllheim, gegeben wurde.

Nun folgt noch ein kleiner Absatz über die zur
Musterung erschienenen „Edelweine"; diese
Gruppe war nicht sehr zahlreich vertreten:

Edelweine waren aufgestellt:

1. von Heinrich Pandel von Müllheim, Pandelberger
Ruländer, und

2. von Altbürgermeister Blankenborn von Obereggenen
, ebenfalls Ruländer;

beide Sorten von feiner Güte und köstlicher Blume.

Hier schloß der Berichterstatter vom Jahre 1859
einen Hinweis auf einen offensichtlich organisatorischen
Mangel der Weinmusterung an; er

hatte ganz richtig erfaßt, daß es weniger darauf
ankam, einen Eigentümer mit einem Preis auszuzeichnen
, weil er einen guten Wein in seinem
Keller ausgebaut hatte, sondern daß der Sinn
der Weinmusterungen nur voll erreicht werden
konnte, wenn in jedem Fall die Provenienz mitgenannt
wurde. Nur dann konnte ja der Weinbauer
aus dem Musterungsergebnis Rückschlüsse
auf Güte der Böden und auf Eignung bestimmter
Sorten für bestimmte Lagen ziehen, was
doch das Hauptanliegen der Weinproben sein
sollte — von den Erzeugern aus gesehen. Der
Berichterstatter schrieb:

Zu bedauern ist nur, daß nicht bei jedem Namen
der Herren Eigentümer auch der Ursprung des Weines
angegeben werden konnte. Weitaus die meisten
derselben werden ihr eigenes Gewächs zur Musterung
gebracht haben. Ebenso konnte nicht überall
die Traubensorte der Rothweine namhaft gemacht
werden. Da aber die ganze Einrichtung solcher Ausstellung
noch in ihrer Jugendzeit sich befindet, so
werden derlei Verbesserungen künftigen Weinmusterungen
überlassen.

Dann kommt der Berichter wieder auf den Verlauf
der Weinprüfung zurück:

Als die Prüfung geschlossen und das Ergebnis eröffnet
war, versammelten sich die zahlreich vorhandenen
Aussteller und andere Weinfreunde zu einem
kleinen Abendmahle, das, mit dem guten Wein des
Gastwirts gewürzt, sowohl die während der Musterung
vorhandenen gewissenhaften ernsten Gesichter
in freundliche Heiterkeit verwandelte, als auch den
alten guten Ruf des Gasthauses wiederholt bewährte.

Mit der Schilderung des harmonischen Ausklangs
der Hertinger Weinmusterung vom Jahre
1859 war der Berichterstatter aber noch keineswegs
am Ende. Im Gegenteil: Nun holt er seine
eigenen Erfahrungen und Kenntnisse im Weinbau
hervor und legte ausführlich seine Meinungen
dar, wobei ihm die blaue Burgunderrebe
und ihr Anbau besonders am Herzen lagen.
Wiewohl sich zwar das Hauptaugenmerk der
heutigen Markgräfler Weinbauern auf andere
Sorten richtet — vor allem etwa auf die Müller-
Thurgau-Rebe —, es mag dennoch ai^ch heute
noch von Interesse sein zu erfahren, von welcher
Rebe und von welchen Wachstumsbedingungen
sich ihre Großväter und Urgroßväter den
reichsten Ertrag erhofften. Der Bericht vom
11. Dez. 1859 also fährt fort:

Der Berichterstatter dieses Weinprüfungsergebnisses
fühlt sich aber umso mehr verpflichtet, eine weitere
Besprechung über dasselbe, insbesondere über oben
benannten Rothwein der schwarzen Burgundertraube
usw. hier anzureihen, als derselbe kurz vor
dem heurigen Herbste diese Traubensorte drunten
- im Breisgau und oben im Hegau, sowie auch den
hievon bereiteten 1858er Wein näher kennen lernte
und solchen mit Recht überall rühmlichst erwähnen
hörte. Die Trauben hingen in überaus reichlicher
Zahl an den Weinstöcken und waren Ende August
im erstgenannten und anfangs September im letzten
Bezirk fast vollständig reif.

Bei der Anlage eines neuen Weinberges in Holzen
im vorigen Jahrzehnt hat der um fortschreitenden
Weinbau sich bemühende Schullehrer Vetter die
schwarze Burgunderrebe neben dem Krachgutedel
gepflanzt. Während im Laufe der Zeit der Krachgutedel
(Krachmost) auf dem steilen, trockenen,
wenig tiefen Felsenboden nicht gedeihen wollte,
haben die kleinen Proben der schwarzen Burgunderrebe
durch reichlichen und guten Wein sich so ausgezeichnet
, daß mehrere Weinbauern von Holzen im

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