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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-02/0012
vorigen Winter zu weiteren Versuchen eine größere
Zahl Rebsetzlinge dieser Sorte durch Vermittlung
der landwirtschaftlichen Bezirksstelle zu Kandern
aus dem Großherzogl. Centraigarten von Karlsruhe
bezogen...

Hierzu gehört eine Anmerkung, die ebenfalls
Beachtung verdient:

Die Großh. Centralstelle für die Landwirtschaft ist
nämlich mit der Direction des landwirtschaftlichen
Muster- oder Versuchsgartens stets bemüht, die vorzüglichsten
Pflanzen in allen landwirtschaftlichen
Zweigen nachzuziehen, oder für deren Anbau zu
sorgen, um solche auf Begehren an die Landwirte
überallhin abgeben zu können; mangelndenfalls aber
sind diese Stellen immer bereit, die besten Bezugsquellen
mitzuteilen...

Der Berichterstatter der Hertinger Weinmusterung
bemüht sich sodann nachzuweisen, daß der
Anbau der schwarzen Burgunderrebe selbst auf
wertlosem Boden äußerst ertragreich wäre. Zur
Information über diese Rebsorte gibt er lange
Passagen aus zeitgenössischen Winzerbüchern
(Rubens, Fer.: Das Winzerbuch; Rawald, Gustav:
Das Buch vom Wein) wieder, die von dieser
Rebe sprechen und die heute von geringerem
Interesse sind. Wir hören dem rebkundigen
Herrn erst wieder zu, wo er umständlich auf die
Verhältnisse im Markgräflerland zurückkommt,
nämlich im zweiten Teil seines Berichtes („Oberländer
Bote" Nr. 150 v. 19. Dez. 1859):

In Erwägung ziehend, daß unsere Markgräflerweine
nur dann des Weinbauers Fleiß lohnen, wenn durch
Erzielung guter Qualität der Absatz in entferntere
Gegenden gesichert ist; weiter betrachtend, daß in
Norddeutschland meistens nur aus Frankreich bezogene
rothe Weine getrunken werden, so dürfte bei
uns in den mittleren und geringeren Weinlagen mehr
auf Anbau einer mehr reichlicheren und mehr
ständig besseren Ertrag liefernden Rothweinrebe
gesehen werden. Obschon die rothen Weine bei uns
zur Zeit noch keinen so günstigen Absatz finden, so
werden unsere Weinhändler schon für solchen sorgen
, wenn sie auf ständigen Bezug guter Rothweine
rechnen dürfen. Würde dieser Absatz als Rothwein
dennoch mangeln, so kann, nach Rubens, von der
empfohlenen Sorte vortrefflicher weißer Wein bereitet
werden (Weißherbst. Anm. d. Verf.). Der in
hiesiger Gegend vorhandene rothe Elben, welcher in
günstigen Jahren den vorzüglichen Feuerbacher
Rothwein gibt, jedoch nur in guten Jahrgängen
guten, selten aber viel Wein liefert und nur in sehr
seltenen Fällen die mühevolle Arbeit bezahlt, dürfte
durch eine Sorte allmählich ersetzt werden, welche
auch in mittleren und geringeren Jahren in Quantität
und Qualität des Weinbauers Mühe lohnt. Möchten
insbesondere die Feuerbacher, die zur Erzeugung
rother Weine so gute Lage und Boden haben,
und die schon öfters bei ihren geringen Herbsterträgnissen
zur Ausrodung ihres rothen Elben Lust
erhielten, mit dem Bau des schwarzen Burgunders
Versuche machen. Jeder denkende Weinbauer wird
die Vorteile der schwarzen Burgunderrebe selbst
beurteilen können, wenn... nach teils schon in hiesiger
Gegend gemachten Erfahrungen, die Trauben
dieses Weinstocks zwei bis drei Wochen früher
reifen als die des weißen Gutedels, der mit dem
Krachgutedel gleiche Reifezeit einhält; wenn dieser
schwarze Burgunder in geringem Boden und in
geringeren Weinlagen auch in ungünstigen Weinjahren
größere Quantität und bessere Qualität als
die später reifenden Sorten liefert.

Auch der weiße Elben, Elbling, welcher noch in
vielen Weinbergen einen bedeutenden, manchmal
den vorherrschenden Rebensatz bildet, jedoch
ebenso nur in guten Jahren geistigen Wein liefert,
dessen Rebstöcke für Frühjahrsfröste und während
der Blüte so sehr empfindlich, sowie auch dessen
Beeren kurz vor dem Herbst oft so massenhaft

faulen, dürfte, wie von vielen, ihren Nutzen erkennenden
Weinbauern schon geschehen, allmählich
entfernt und neben der geeigneten Vermehrung des
die Markgräflerweine so schätzbar machenden
Krachgutedels, durch weniger empfindliche und
höheren Ertrag liefernde Sorten ersetzt werden. Die
Richtigkeit dieser Klagen über den 'weißen Elben
mußten leider im heurigen Herbst wieder viele
Weinbauern schwer fühlbar empfinden ...

Im Folgenden weist der Berichterstatter zunächst
auf die Nachteile des gemischten Satzes
in Hinsicht auf den Weinlesetermin hin. Was er
sagt, ist heute allgemein befolgt, muß aber damals
durchaus nicht selbstverständlich gewesen sein.

Neben diesen üblen Eigenschaften des Elblings ist
das unrichtige Satzverhältnis desselben mit dem
Krach- und gemeinen Gutedel ein Mißstand, welcher
den Ortsvorgesetzten bei Aufstellung der Herbstordnung
so vielen Verdruß bereitet und manchmal
großen Unfrieden in einzelnen weinbauenden Gemeinden
bringt, indem die Eigentümer des der Fäulnis
so sehr unterworfenen Elblings auf die frühe
Weinlese dringen, während die Besitzer der dauerhafteren
Gutedel den möglichst hohen Reifegrad
erwarten wollen. Richtig ist, daß die Elblingbesitzer
durch langes Zuwarten manchmal großen Schaden
erleiden, welcher durch Einführung der sortierenden
Weinlese vermieden werden könnte, zumal ja diese
letztere zur Erzielung feinerer Weine für die Folge
doch unvermeidlich werden wird. Haben wir doch bei
der heutigen Ausstellung den Nutzen erkennen können
, welcher durch Sortieren dem köstlichen weißen
Wein Nr. 1, und durch die verschobene Weinlese dem
ebenso süßen als geistigen Wein Nr. 2 zugegangen.

In dieser Art spinnt der Berichterstatter seine
Gedanken weiter. Wir wollen ihm erst am
Schluß seines langen Artikels wieder zuhören,
wo er noch einmal grundsätzlich vom Nutzen
der Weinprüfungen spricht. Nachdem er die
erfahrenen Weinbauern aufgefordert hat, „ihre
Kenntnisse.. in unserem Oberländer Boten zum
allgemeinen Nutzen" mitzuteilen, schreibt er:

Zum Austausch der Weinbau-Erfahrungen im allgemeinen
ist zu wünschen, daß die seit mehreren
Jahren gebräuchlich gewordenen, jetzt schon mit
vielem Eifer besuchten Weinmusterungen immer
mehr Ausdehnung erhalten und auch in den Orten
der geringeren Weine Anklang und Teilnahme finden
, indem diese Ausstellungs - Versammlungen sowohl
für die Produzenten, als für die Konsumenten^
für die Händler und für die Freunde des Weines^
viele Vorteile haben... Wenn die Weinmusterungen
einerseits als Sporn zur sorgfältigen Weinerzeugung
dienen, so sind dieselben anderseits durch ihre
Öffentlichkeit vollkommen geeignet, die Namen der
sich um fortschreitende Weinkultur bemühenden
Gemeinden und Produzenten zur Geltung zu bringen
, und während die Weinbauverbesserungen dem
Handel und dem konsumierenden Publikum mehr
und feinere Produkte liefern, werden die Produzenten
sich durch solche höhere Einnahmen verschaffen___

Damit ist der mit „-1-" gezeichnete Bericht über
die Weinmusterung in Hertingen zu Ende. In
den hundert Jahren seither hat sich manches im
Markgräflerland und in den Rebbergen dort
geändert. Manche Sorte wurde neu angebaut,
weil sie guten Ertrag versprach, und wurde wieder
fallen gelassen. Manche Rebberggrenzen
verschwanden und wurden durch neue ersetzt.
Der Wein, der in diesen hundert Jahren unter
der heiteren Sonne des Oberlandes wuchs, ist
getrunken oder lagert — wobei die letzten zehn
und zwanzig Jahre naturgemäß noch stärker
vertreten sind — noch in den gewölbten Kellern
, — Segen der Erde, der in dem Augenblick

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