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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-02/0016
Weil sie dem flüchtigen Maler — in ihm lebe
ein Stück vom Doktor Faustus, und solche Menschen
seien Geplagte — die Fasnacht im Bett
gönnten, gingen sie zur Küche, und dort kochten
sie Bohnenkaffee, dreieinhalb Lot auf eine Kanne.
Sie saßen als erwachsene Kinder bis gegen Morgen
, und der Peter Schmitz hörte nicht auf, von
dem zu berichten, was er erlebt hatte. Nie sei,
meinte er, Köln so toll gewesen wie diesmal, und
wenn der Montag fortfahre, wie der Sonntag begonnen
habe, werde am Dienstag selbst der große
Christopher aus dem Dom mittanzen!

Indem er das sagte, trat der Bock, die Langschäfter
in der Hand, verstörten Blickes ein und
fragte nach linkischer Verbeugung: was hier besser
sei, Bett oder Kaffee?

Der Meister lud ihn ein, das selbst zu versuchen
, und da saß der Bock bald zwischen ihnen

und ließ den Brummschädel durch das braune
Getränk klären, indes allmählich der Maskenlärm
der Straßen schwieg und die Stadt sich in
die Morgenstille durchtollter Nächte bettete. Der
Maler, der sonst die Form zu wahren verstand,
ärgerte sich seiner Betrunkenheit, und deshalb
sprang er unerwartet in die Langschäfter, reichte
dem Meister und auch der Frau die Rechte und
war verschwunden, ehe er noch den vollen Ablauf
seiner sonderbaren Bettreise wußte.

Ob der Peter Schmitz die Lust am Karneval
verloren oder den Vagabunden, wie er die Freunde
nannte, im nächsten Jahre einen ähnlichen
Schabernack spielte, wird nicht erzählt. Letzteres
ist aber wahrscheinlich; denn die Kölner verlieren
lieber einen Stein ihres Domes, als daß sie
einen Streich ungerächt lassen, das heißt, ihn
nicht durch einen besseren übertrumpfen.

Im Markgräflerland vor hundert Jahren

Wß\z bnö Wcutfgräfledanb 7.fl. W?el6 lOO.C^ebuctötag uorberei'tete

Schon als man im Spätjahr des Jahres 1859
das Schillerjubiläum vorbereitete, hatte eine
Stimme im „Oberländer Boten" daran erinnert,
daß man im Jahre 1860 ein Jubiläum würde zu
feiern haben, das das badische Oberland tiefer
berührte als das Schillerjubiläum: J. P. Hebels
hundertsten Geburtstag am 10. Mai 1860. Das
Markgräflerland nahm sich diese Mahnung zu
Herzen und begann frühzeitig mit den Vorbereitungen
für den großen Tag. Wann man begann
, sich Gedanken über die Gestaltung der
einzelnen Feiern zu machen, ist unbekannt;
mancher alte Wirtshaustisch im Oberland mags
wissen, aber wir nicht. Uns berichtet erst der
„Oberländer Bote" Nr. 18 vom 10. Februar 1860
einiges — und zwar bereits konkrete Dinge.
Hören wir, was er zu sagen wußte:

Hebelfeier. Bei der am 5. Februar in Hausen
stattgehabten Versammlung von Abgeordneten der
sich bei dem Hebel - Jubiläum beteiligenden Ortschaften
des Oberlandes waren vertreten: Zell,
Hausen, Gresgen, Fahrnau, Schopfheim, Wiechs,
Maulburg, Enkenstein, Wehr, Steinen, Lörrach, Weil,
Haltingen, Binzen, Rümmingen, Tumringen, Kirchen,
Kandern und Müllheim.

Man vereinigte sich zu folgenden Beschlüssen:

1. Der in Haltingen bereits gefaßte Beschluß, das
Centraifest in Hausen abzuhalten, wurde bestätigt.

2. Zur Feststellung und Leitung dieser Centralfeier
wird ein Comitee in der Art zusammengesetzt, daß
zu demselben die Ortscomitees von Hausen und
Schopf heim je drei, von Zell und Lörrach je zwei,
von Fahrnau, Maulburg, Steinen, Kandern, Müllheim
je einen, von Haltingen, Binzen, Rümmingen,
Tumringen und Weil zusammen zwei erwählen, wobei
den Entfernteren gestattet ist, Vertrauensmänner
aus Zell und Schopfheim, sowie aus deren nächster
Umgebung zu stellen, und sind diese Vertreter
binnen acht Tagen dem Comitee Hausen anzuzeigen.
Neu sich bildenden Ortscomitees bleibt es vorbehalten
, und zwar je vier Ortschaften, einen Vertreter
zum Centralcomitee zu senden. Das Centralcomitee
selbst ist befugt, nach Bedarf sich durch Beizug
weiterer Mitglieder zu verstärken.

3. Zur Bestreitung der Kosten des Centraifestes werden
in allen sich beteiligenden Gemeinden Sammlungen
resp. Zeichnungen von freiwilligen Beiträgen
alsbald veranstaltet, deren Resultat, während die
Beträge selbst einstweilen bei den Ortskomitees verbleiben
, dem Comitee in Hausen binnen vierzehn
Tagen anzuzeigen ist. Der sich etwa ergebende Überschuß
wird der Hebelstiftung zugewendet. Ebenso
ist ein Glückstopf auf dem Festplatz aufzustellen, zu
dessen Ausstattung geeignete Gaben, namentlich
von Frauen und Jungfrauen erbeten und mit Dank
angenommen werden.

4. Die Comitees der Städte und größeren Ortschaften
haben entsprechende Aufforderungen zur Teilnahme
an der Festfeier an ihre benachbarten Ortschaften
alsbald ergehen zu lassen.

5. Ferner wurde bestimmt, daß sämtliche bei der
Hebelfeier sich beteiligenden oder doch sich für
Hebel interessierenden Gemeinden als Vorfeier am
9. Mai, abends um 8 Uhr, auf sich hierzu eignenden
Berghöhen Freudenfeuer, Raketen und dergleichen
abbrennen möchten.

6. Die Centralfeier soll in Hausen am 10. Mai, vormittags
präzis 11 Uhr, beginnen.

Weitere, die Centralfeier in Hausen speziell berührenden
Bestimmungen, die erst mit dem Festprogramm
zur Öffentlichkeit sich eignen, wurden zu
Protokoll niedergelegt.

Das Hebel - Comitee.

Jeder, der einmal an Mitgliederversammlungen
von Vereinen teilgenommen hat, wird unschwer
erkennen, daß sicher mancher Abend geopfert
worden war, bis mit Anträgen, Diskussion, Beschlußformulierung
, Abstimmung und anderen
parlamentsähnlichen Formen der in die Zeitung
gegebene Beschluß geboren war. Der veröffentlichte
Beschluß hatte — das wird man nicht
abstreiten wollen — Hand und Fuß. Daß man
sich auf eine einzige zentrale Feier konzentrieren
wollte, war klug; denn diese war damit hinsichtlich
der mitwirkenden Kräfte wie der Teilnehmer
so gut wie gesichert. Denn daß sich
diese aus dem ganzen Oberland hierfür leicht
zusammenfinden würden, war bei der einzigartigen
Stellung, die der zu Feiernde dort ein-

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