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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-03/0004
@mft Wattmüller neuer Rebetoogt

Wir haben in der letzten Nummer der „Markgrafschaft
" in nüchterner und schmerzlicher Überlegung
eine Ortsbestimmung der Gegenwart vorgenommen
. Leopold Börsig schrieb von dem vergeblichen
Bemühen, einen Markgräfler für das
Amt eines Hebelvogtes zu gewinnen; und dies
geschah im Hebeljahr 1960. Es handelt sich nicht
nur um eine örtlich begrenzte Erscheinung. Eine
Aussprache mit einer Stelle, der ein weiter Uberblick
über den kulturellen Raum möglich ist,
ergab, daß dieses Bild Allgemeingültigkeit besitzt
. Träger der Arbeit in den kulturellen Vereinigungen
, soweit sie sich nicht überwiegend
mit der Pflege der Geselligkeit oder des Wan-
derns und des Sports befassen, sind mehr und
mehr die ergrauten Häupter. Dies bestätigte auch
die Generalversammlung des Hebelbundes, von
der wir hier zu berichten haben.

Wir sind glücklich, melden zu können, daß
die anwesenden Mitglieder als Nachfolger des
vor einem Jahr verstorbenen Hebelvogtes Fritz
Wolfsberger Obermeister Ernst Mattmüller
zum neuen Hebelvogt gewählt haben. Damit
steht an der Spitze des Hebelbundes Müllheim
wiederum eine markante Markgräfler Persönlichkeit
. Ernst Mattmüller gehört zu den Gründungsmitgliedern
des Hebelbundes, dem er die
ganzen Jahre hindurch ein stets opferbereiter
Förderer und Freund war. Sein Name hat einen
guten Klang. Als führender Handwerksmeister
wie auch als Stadtrat hat er seine Kraft selbstlos
zur Verfügung gestellt.

Die Generalversammlung bot Gelegenheit,
noch einmal ein Bild des Werkes und der Persönlichkeit
von Fritz Wolfsberger zu entwerfen.
Er hat mit ungewöhnlicher Hingabe die Aufgabe

Muedersprooch

Sei's im Ernste, sei's im Zarte,
d' Muedersprooch isch wiene Garte,
wiene bluemig Gländ um's Huus;
do isch grad un offe Meine,
Offebarig usem Reine,
un es redet d'Heimet drus.

Urig, dütsch vor alle Dinge,

hört me us dir useklinge,

sufer, klar un bodenooch;

ruchi Schale, weiche Cherne,

un die Chlast nimmsch vo de Sterne,

liebi, gueti Muedersprooch!

Weg un Wiiser git's e menge,
ehrlig rote, due un denke,
chunnt ellai us dinre Art;
so, wie 's Wasser in der Quelle
isch di Ton e Silberwelle,
de si Ursprung offebart.

Muedersprooch, so isch di Wese:
was du saisch, das isch verjäse,
goht ins Herz un füllt eim d'Seel,
isch e Liecht in dunkle Stunde,
Salbi uf die innre Wunde,
un me goht am End nit fehl.

Fritz Wolfsberger

des Hebelvogtes erfüllt. Wie selten ist dieser Geist
der bereitwilligen Hingabe heute geworden.

Sein Hauptanliegen galt der Pflege des alemannischen
Wortes im weitesten Sinne dessen,
was Sprache bedeutet. Ihr diente er vor allem

als Dichter. Fritz Wolfsberger war ein echter
Dichter, der in klarer, männlicher Formung
zeigte, daß die alemannische Sprache fähig ist,
den tiefsten, herbsten und männlichsten Gedanken
Ausdruck zu verleihen. Er kennt in seinen
Versen nicht die kitschige Verniedlichung so
vieler Dialektreimer. Er umfaßt den weiten
Raum menschlicher Seele und gestaltet die
Mundart zur gültigen Sprache. Aus diesem Gefühl
der Verantwortung heraus gründete er mit
Leopold Börsig zusammen die Zeitschrift des
Hebelbundes, unsere „Markgrafschaft", die heute
zu einem Organ des alemannischen Landes geworden
ist, das gehört wird und das man nicht
auflösen kann, ohne den Anspruch auf den Begriff
Markgräfler Heimat aufzugeben und ohne
den vielen Markgräflern draußen über den
Meeren und über den Grenzen Deutschlands ein
Stück Heimat und eine echte Freude zu nehmen.
Viele Äußerungen dieser Liebe und dieser Verbundenheit
sind bei uns schon eingegangen. Sie
sind uns eine Stärkung in der nicht immer leichten
und freudevollen Arbeit. Jeden Monat müssen
die hohen Kosten aufgebracht werden, die
Druck und Herausgabe verursachen. Es ist uns
schon lange ein Bedürfnis, den Inserenten unserer
Zeitschrift herzlich zu danken; ohne ihren
Opfersinn wäre eine Herausgabe der Zeitschrift
unmöglich. Ich bin glücklich darüber, daß es
noch Menschen gibt, die in unserer ich-gebunde-
nen Zeit sich noch der Gemeinschaft verbunden
und verpflichtet fühlen, nicht nur mit Worten,
sondern mit der Tat. Wenn jeder Hebelfreund

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