Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-03/0007
welcher sich anfangs mitten unter den tobenden
Haufen hineinstellte aus Furcht und Schrecken.

Dieses, die vom gedachten v. Kleinbrod angezeigten
Beschwerden der Gemeinden wegen der
Landschafts- und Gerichtsrechnungen, und die
von Tag zu Tage änderst lautenden oberamtlichen
Berichte, vorzüglich aber die Hoffnung,
der gestörten Ruhe näher auf den Grund zu
kommen, bewogen uns, vom 27. v. M. unsern
Mittelsrath von Greifenegg nebst dem Buch-
halterei-Beirathe Mülefehrle in die Ortenau abzuschicken
, wovon letzterer die angezeigten
Rechnungsgebrechen, ersterer aber die Beschwerden
der Gemeinden überhaupt zu untersuchen
und die Ruhe wieder herzustellen angewiesen
wurden.

Am 30. August lief das allerhöchste Hofdekret
vom 21. desselben Monats über unsere,
gelegenheitlich des im Elsaß ausgebrochenen
Aufstands zu Bewachung der Grenzen am Rhein
getroffenen Anstalten mit dem Beisatze ein: daß
wir hiebei den guten Wille des Herrn Markgrafen
von Baden zu benutzen, und demselben
wegen seiner gemeinschaftlichen Hilfsleistung
alle mögliche Gefälligkeit zu bezeigen hätten.

Von unserem Mittelsrath v. Greifenegg erhielten
wir am 30.v.M. den ersten Kommissionsbericht
, worin er uns die Ankunft des markgräfl.
Badenschen Majors v. Beckh vormeldete, der auf
Befehl des Herrn Markgrafen mit uns wegen
Treffung gemeihsch. Sicherheitsanstalten sich
unterreden und die hieruntige Zuschrift des
Herrn Markgrafen uns persönlich behändigen
werde.

Am nämlichen Tage abends geschah die Ankunft
des erwähnten Majors und die Zustellung
des Schreibens des H. Markgrafen, worin der
nachbarliche Antrag zur gemeinschäftlichen Operierung
geschieht. Tags darauf trat man mit
diesem markgr. Baadenschen Abgeordneten, mit
Beizug des Baron v. Bendersch, Bataillonskommandanten
Oberstlieutenant v. Meyer, zusammen
, hörte vörderst seine auf gemeinschäftliche
Operazion und wechselseitige Hilfe und Beistand
zielende Verlangen und Anerbieten an und
schloß endlich aus den Gründen: daß der vorgedachte
allerhöchste Befehl uns alle mögliche
Gefälligkeitsbezeigung gegen den H. Markgrafen
ausdrücklich einbiedet, und weil bei unsrer dermaligen
geringen Militärmannschaft der Vorteil
immer auf unsrer Seite zu bleiben scheinet, —
dasjenige mit selben ab, was die an den H. Markgrafen
hierüber von uns abgegebene beiliegende
Antwort enthält.

Hierüber merken wir an, daß der Major von
Beckh vorzüglich auf merkliche Verstärkung
unseres in Offenburg gestandenen Detachements
und dann auf die ernsthafteste Untersuchung
und unaufhältliche Niederwerfung der dabei
entdeckten Rädelsführer angedrungen habe.

In Ansehung dieses letzteren haben wir unsern
Mittelsrath v. Greifenegg insbesondere angewiesen
, immer auf dem gelinderen Wege zu
bleiben und sich durch den Baadenschen drohenden
Ernst und Gewalt gegen die Tumultuanten
nicht irre machen zu lassen: maßen Eure Majestät
die Milde der Schärfe vorziehen dörften und
zum letzten Mittel der Weg noch immer offen
bleibe.

Von obiger Verabredung und Antwort an den
H. Markgrafen wurde auch das hiesige Militärkommando
zu seiner Benehmung in Absicht auf
die weiters abzuschickenden 100 Köpfe, sogleich
schriftlich verständigt, da der Oberstlieutenant
v. Meyer als dermaliger Kommandierender der
Konferenz gegenwärtig und mit allem zufrieden
war. Wegen der auf besonderes Andringen des
Majors v. Beckh eingestandenen Parathaltung
gesattelter Pferde ist auch die Verfügung getroffen
worden, so daß diese Anstalt geheim
bleibt und keine unnöthige Kosten verursachen
wird.

Unser Mittelsrath berichtete den Anfang der
Untersuchung, die herrschende Ruhe, das gutwillige
Erscheinen der Vorgeforderten und
schließt mit dem, daß unerachtet er zur Beibehaltung
der Ruhe keine weitere Mannschaft
nöthig gehabt hätte, diese Abschickung weiterer
100 Mann in die Ortenau doch den doppelten
Vorteil immer hervorbringe, daß andurch dem
H. Markgrafen sein Zutrauen aufrecht erhalten
werde, um im Notfalle von ihm auch Unterstützung
zu bekommen, da dessen Beamten über
die diesseitige zu wenige Tätigkeit ohnehin schon
geklagt hätten; dann daß diese weitere Mannschaft
zu Abhaltung des liederlichen Gesindels,
welches aus Straßburg fortgejagt werde und auf
unsere Seite herüberkomme, zu gebrauchen sei.

Nach dem 3. Kommissionalbericht schlug die
Reichsstadt Offenburg die Unterbringung dieser
weiteren 100 Köpfe aus. Unser Mittelrath fragte
wieder an: Ob er in der Untersuchung scharf
oder gelind verfahren solle; ob bei einem allfälligen
neuen Aufstande auf das sich zusammen
rottende Volk solle Feuer gegeben werden;
wie unsere Truppen in Abwesenheit eines markgräfl
. Baadensch. Kommandierenden gegen die
Baadensch. Tumultuanten zu Werk gehen sollen
und wie es zu halten sei, wenn die diesseitigen
und die Baadensch. Truppen zusammenträfen
und gemeinschaftlich agieren müßten. Auch ob
den Untertanen die Feuergewehre abzunehmen
seien. Unsre hierüber erteilte Antwort weiset
den Kommissär abermal ausdrücklich auf die
Milde an, mit dem, daß es ohne neuen Aufstand
in Ansehung unsrer Untertanen vom Gewalte
ganz abzukommen habe; im Falle eines neuen
Aufruhrs aber dörfe auch auf unser zusammen
rottirtes Volk, wenn es auf dreimaliges Anrufen
nicht auseinander ginge, gefeuert werden, welches
auch gegen fremde Gewalt, wenn kein
Baadensch. Kommandierender vorhanden, zu
beobachten sei.

Unsre Truppen sollen vorzüglich gegen unsre
Tumultuanten und die Baaden. in secundario
dagegen gebraucht werden; und entgegengesetzt
sollen die Baaden. Truppen gegen die Baadensch.
Untertanen sich zuerst exponieren und agieren.
Die Abnahme der Feuergewehre werde sich
nicht bewirken lassen, ohne ein gar zu großes
Aufsehen und Murren zu erregen, welchem,
wenn es gar allgemein würde, eine solche geringe

5


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-03/0007