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Eurem edle Sänger singet,
Dem der Ehretag dir bringet
Hüt do an sim heim'sche Herd;
Un wie mir ihn hütte ehre,
Mög's dur alle Zitte währe,
Au der Nowelt blib er werth.
Das in seiner Art einheitliche Lied schließt mit
dem aus dem Rahmen fallenden Aufruf, „Hebels
Mane jetz e Hoch!" zu bringen. — Köstlich in
seiner Naivität präsentiert sich ein Festlied aus
Sulzburg, dessen Verfasser nur mit „ ... ß .. "
zeichnet (Oberl. Bote Nr. 35 v. 21. 3. 1860). Es
lädt andere deutsche Stämme zur Hebelfeier und
ist treuherzig genug, zu erwarten, daß selbst der
Norden Deutschlands sich an der Feier des Oberlandes
beteiligen werde. Das nur vier Strophen
enthaltende Lied beginnt so:
Wiesental, komm' im Vereine
Mit dem Breisgau, und erscheine
Mit dem Schwarzwald bei dem Fest!
Bad'ner, lade ein die Schwaben,
Die, obwohl sie Schillern haben,
Seien uns're Ehrengäst'!
In der Heimath nimmt der Baier
Von der Wand sich seine Leier,
Preist des Barden Genius.
Und aus Preußen, Holstein draußen,
Jeder Deutsche schickt nach Hausen
Heute einen Brudergruß.
In Nr. 37 (v. 26. 3. 1860) des Oberl. Boten endlich
erscheint ein von G. Uehlin aus Schopfheim verfaßtes
Festlied, das sich nach unserer heutigen
Auffassung sehr wohl zum endgültigen Festlied
geeignet hätte. Zwar bewegt es sich im Rahmen
der gewohnten und herkömmlichen Thematik,
aber die Gedanken haben ihre angemessene
Form gefunden, so daß eine wenngleich schlichte,
so doch anmutige und auf ihrer Ebene vollkommene
dichterische Gestaltung gelang. Da das
Lied nur drei Strophen hat, mag es zur Gänze
hier noch einmal zu lesen sein:
Schallet laut, ihr Feierchöre,
Strömt zu unsers Sängers Ehre
Voll und warm aus jeder Brust!
Hebel, deinem Namen klinge
Unsers Sanges mächt'ge Schwinge,
Du, der Heimat Stolz und Lust!
Uns're Thäler, uns're Hügel,
Uns'rer Sitten treuer Spiegel,
Uns'rer Freuden heller Klang,
Fromme Einfalt, süßer Friede,
Blühen hold in deinem Liede,
Wehen froh durch deinen Sang.
Lieblich seh'n in deinen Weisen
Wir die Heimathfluren preisen,
Maienschmuck und Mattengrün;
Und dein theurer Name lebet,
Deiner Lieder Zauber schwebet
Über Raum und Zeiten hin.
Vom gleichen Verfasser Georg Uehlin stammt
ein in alemannischem Dialekt geschriebener
„Prolog zur Einweihung der Hebelshöhe in
Schopf heim am 11. Mai 1860", der im gleichen
Jahr bei Poppen in Freiburg als Sonderdruck
erschien. Warum wohl Uehlins ansprechendes
Lied des Hebel-Comite oder wer immer über
die vorgelegten Gedichte zu entscheiden hatte,
nicht gefiel? Vermutlich war es zu schlicht. Oder
lagen persönliche Momente vor? Wir wissen es
nicht. — Das nächste Hebel-Lied (Oberl. Bote
Nr. 38 v. 28. 3. 1860) ist verfaßt von „Ziegler",
der in den Spalten des „Oberländer Boten" schon
häufig als Gedichtverfasser > aufgetaucht war.
Zieglers Lied ist acht Strophen lang, die nicht
gerade immer mit Gedanken gefüllt sind, die auf
die Feier Hebels sich beziehen lassen. Für seine
ganze Art bezeichnend ist schon die erste
Strophe mit der überflüssigen lehrhaften Aufzeigung
der Anatomie des Ohrs:
Lasset uns den Tönen lauschen,
Die der Wiese sanftes Rauschen
Unserm Herzen nahe bringt,
Und wie eine Geisterstimme
Durch des Ohr's gewund'ne Krümme
Tief in uns're Seele dringt.
Ziegler scheint eine gewisse Position im Hebel-
Comite inne gehabt zu haben, denn sein Lied
trägt den Vermerk „Vom Hebel - Comitee in
Hausen eingesandt". Allein dem Lied Zieglers
hilft das ebensowenig wie einem anderen, ebenfalls
vom Hebel - Comite eingesandten, das in
Nr. 39 des „Oberl. Boten" (v. 30. 3. 1860) zu lesen
steht. Dies zweite Lied nennt keinen Verfasser;
offensichtlich war es dem Verfertiger selbst
nicht recht wohl bei seinem Produkt. Das Gedicht
ist gut gemacht, die Sprache wird besser
beherrscht als in manch anderem vorgelegten
Festlied, der Reim ist gut und alles glatt gefügt,
aber die Hauptgedanken sind alles andere als
gut alemannisch. Nämlich: nachdem die ersten
Hebeldenkmal im Schloßgarten zu Karlsruhe
Foto: Dr. Feger
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