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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-04/0010
us Rußland seile nobel Schniider,
vum Mond dr Welledraier Dieter?
Nei, nei, die meini alli nit,
will's no ne viel, viel Breevere git.

(Jerg Koger kommt auf die Vorbühne gezottelt.)

Doch luege! Do schlurbt er selber aa

das Bürschtli us „Kannitverstaa".

Die Gschicht, die wenn mr euch hüt spiele,

un unser Bürschtli wird sich füehle!

Wie gsait, mr henn alles selber gmacht

un hoffe, daß is nüt verchracht.

Doch eis, das mueß i sage no,

sunst schimpfe doch die Chenner jo:

Will unser Burscht nit schwäbisch schwätzt,

sait er's uf allimannisch jetz.

Er stammt, wenn ihr's scho wisse müesse

vu Vögise — 's soll euch nit verdrieße.

Bim Hebel isch er z'Tuttlinge deheim,

vu dort her chenne mir halt kein.

Dä Bursch do, isch dr Koger Jerg

un wohnt grad unten am Neueberg.

Doch ebe isch er uf dr Walz!

Koger:

Scho länger bini in dr Pfalz.
Jetz zieht's mi halt emol ans Meer,
do wohnt e mengge noble Heer.
I wott halt gern uf Amsterdam,
wo me viel Schönis bschaue cha.

Ansager:

No wünsch ich dir 'ne gueti Reis',

mit wenig ehalt un nit z'viel heiß —

Dort unte waiht en andere Wind,

do schmeckt's no Salz — 's isch nit so lind

wie do bi uns am Oberrhii!

Loß dir's guet goo — chumm wieder heim! —

Mir sage jetz zue dene Lüt: Recht viel Vergnüege!

(packt den Jerg am Ärmel): Chumm nur mit!

(Beide ab durch den Vorhang.)

Kinder singen:

Wach auf, wach auf, du Handwerksgesell...

1. Szene.

Jerg Koger (steht vor einer Villa und schüttelt mehrmals
den Kopf, dann spricht er):

Nei — isch das e schönis Huus. Vu dere Sorte hani
nit viel gseh uf minere ganze Reis vu Vögise bis do uf
Amsterdam!

(Er zählt leise): .. .acht, nün, zeh ... Zwölf Fenschter
het's in einere Front un jedes isch größer fascht wie's
Großmueters Huusdüre. Do wird's au heller in de Stube
dinne sii, as bi uns deheim. Un nüt as Maiestöck stehn
uf de Fenstersimse un uf dem große Balkon, alli Blue-
mesorte sieht me do: Tulipane, Sterneblueme, Zinkli un
Levkoje. — Nu jo, i ha jo die Riesefelder gseh, wo alli
Farbe un alli Sorte felderwiis gwechslet hen. So ebbis
sieht me halt bi uns deheim nit. Aber mi Müeterli het
halt doch au e lieb Paradiesgärtli vor em Hüsli. — Un
was do für Chemi uf em Dach sin. 's Nochbers hen jo
kei chleis uf ihrer Bäckerei, aber do sin gli sechsi
nebenenander, un fast so großi wie's Nochbers ihres,
's schönscht isch aber dä großartig Park mit dem
gschmiedete Parktor, do het's Bäum drin wie im Bade-
wilemer Kurpark, un de Rase sieht us wie rasiert. —

Jetz macht e Lakai 's Tor uff! Dä het bigelschter e
Uniförmli a, do chönne die Diplomate nit dergege lande

--a so, do chunnt e Prachtsscheese agfahre, sin des

vier schöni Schimmeli, eis wie's ander, das chönnte
Lippizianer sii, so hebe si 's Chöpfli un der Wadel!

's mueß denki e Millionär si, seile nobel Heer, wo
sich so in d'Polschter lehnt. Hinte druf hocke zwei so
livrierti Kammerdiener, wie bi me Fürscht. Nei, so nobel
fahrt nit emol unser Herr Großherzog spaziere. — So
möcht i's halt au emol ha! Das wär anderscht as uf's
Schuesters Rappe un mit em Felliise uf em Buckel dur
d'Gegnig wandere!

(Ein Handwerker fährt mit seinem Rad vorbei): He,
Mann! Sagenemol, wem g'hört denn des nobel Huus
do äne?

(Handwerker saust weiter und ruft nur: „Kannit-
verstan").

Jerg Koger: Was sait er? Kannitverstan? E komische
Name, aber so heiße si schient's do in Holland. Jä, jä,
Herr Kannitverstan, du hesch 's reinscht Schlößli un
wirsch halt so ne Reeder oder e Bankje sii, so einer wo
's Geld scheffelwis schöpft! Was bin i do ne arme
Schlucker dergege! Aber so isch's halt in dere Welt! Die
eine versuffen im Gold, un unsereiner mueß d'Chrüzer
z'semmesueche, daß es zueme Weckli längt.

Aber i will witer goo un will mir des Amsterdam au
recht aluege, wenn i scho nemol do bi! (Vorhang.)

2. Szene.

(Koger kommt von links langsam über die Bühne und
trocknet sich die Stirne ab. Rechts ein Geländer. Man
denke sich den Hafen rechts in der Tiefe.)

Jetz het's mer aber warm g'macht. Do bin i an viele
Kanäl entlang chu. Si sage Grachte derzue. Un an jedere
Stroß entlang füehrt so ne Wasserziilede. (Kommt an
das Geländer.)

Ähä, do unte isch jetz schiints der Haupthafe, zue
dem sage si „Het Ey", das heißt uf dütsch „das Ypsilon",
wil sich ei breite Arm in zwei anderi teilt, un do unte
goht ebbis. Do weiß me nümmi, wo me ane luege, un
wie me das mit zwei Auge alles bewältige soll. Do stoht
Schiff an Schiff un Mast an Mast, wie bi uns d'Reb-
stecke, nur dicker un höcher. Do hen die Schiff drei un
vier Mäste, das sin schöni Kähn. Un do unte het eis
sogar fünfi, das isch allem Aschiin no e Indiefahrer! Un
was do alles usglade wird. Chischte un Balle in alle
Größene! Do wimmlets numme so vu Männer, wo des
Zügs in d'Lagerhalle schaffe. Un mit Krane ziehn si
die schwerste Laste us de Lücke. Was wurd do alles
drinne si? I denk Tee un Kaffi, Zuckerrohr un Bauwele
un Kokosnuß un Kakao — un Muusdreck wird's au
drunter ha! Vorne am Bueg isch e schön gschnitzti
Figur, so ne Meerjumpfere mit eme Fischschwanz. Un
e Name stoht jo au dra — „Wilhelmus von Nassauen"
heißt der Fünfmaster! Das isch dr e Schiff Ii, spiegelblank
un nobel poliert, do herrscht Ornig. Aber jetz
plogt mi doch der Wunderfitz, wem das Schiff wohl
g'höre mag!

(Ein Holländer mit Pfeife und Holzschuhen schlurbt
gerade vorbei.)

He, guete Fründ, wem g'hört denn seil groß Schiff
do unte?

Holländer: Kannitverstan! (schüttelt den Kopf).

Du bruchsch nit mit em Chopf schüttle. I bi jo nit
vo hier un cha doch nit wisse, daß das Schiff au im
Kannitverstan g'hört. Aber das hätt' i mer jo halber
denke chönne! — Do cha me guet so Hüser baue, weme
so Schiff laufe het, wo us aller Welt Ware bringe, die
me derno tüür verchaufe cha. Un 's wird jo 's einzig
Schiff nit si, der Herr Kannitverstan wird e ganzi Flotte
laufe ha! Do cha me scho riieh werde un in de Vierspänner
ummeschlenze! — Jetz isch's mer aber ganz
duubedänzig vu dem Betrieb do im Hafe. I will mer e
stiller Plätzli sueche neime. (er geht nach hinten ab).

3. Szene.

(Jerg Koger sitzt recht betrübt in der Herberge bei
einem Glas Bier und denkt vor sich hin. Nach einiger
Zeit kommt die Bedienung, sie heißt Vreni und stammt
von Freiburg.)

Vreni: Was isch euch, Landsmann? Hüt sin ihr aber
nit so luschtig wie gestert z'Obe.

Jerg: Jä, Maidli, i chumm au vunere Beerdigung.

Vreni: Vun ere Beerdigung? Ja kenne ihr denn hie
ober? I ha gmeint, ihr seige hie fremd?

Jerg: Jo, jo, seil bin i wohl, aber i ha do Bekanntschaft
mit eme Herr Kannitverstan gmacht — das heißt,
Bekanntschaft isch scho z'viel gsait. — Ich bi do e paar
Mol uf dä Name gstoße. Z'erst hani si großi Villa mit
dem riesige Park bewunderet, ha sini Scheese un Roß
gseh, noher hani im Hafe sini große Schiff bschaue
chönne un ha gstuunt, was so e Schiff alles us Indie
mitbrocht het. 's isch fast nit z'bschribe, was do alles

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