Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-04/0013
Gedicht „Die Wiese" vor. Das wäre
nun ein schöner Abschluß des offiziellen
Teils der Feier gewesen;
aber noch einmal sollte Karl Muser
ein eigenes Gedicht vortragen. Endlich
sollte die Musik wieder zu
spielen beginnen und sodann „passende
Geschenke an die Schuljugend
" ausgeteilt werden. Um 2 Uhr
erst kam das Festessen, wozu man
sich auf die „Krone" und den „Löwen
" verteilte. Für den Abend war
im „Schwanen" und im „Rößle"
Ball vorgesehen. In beiden „Ball-
Lokalen" sollte die Freiburger
Musik spielen; auch die Festessen
sollte sie mit ihren Weisen verschönern
. Eintrittskarten zum Ball,
„für beide Lokale gültig", gab es
bei Kaufmann Hebgen und Kaufmann
Bub zum Preis von 48 Kreuzer
; für die Unentschlossenen hatte
auch noch die Abendkasse Karten.

Soweit also das Müllheimer Programm
. Man wird annehmen dürfen
, daß es auch wie aufgestellt
durchgeführt wurde. Eine kleine
Nachlese brachten die Nummern 54
xind 63 des „Oberländer Boten". In
Nr. 54 meldete sich eine Mundartdichterin
aus Müllheim zu Wort
mit einem Gedicht „An Hebels
Büste! Bei ihrer Einweihung in
Müllheim". Ihren Namen gibt die
Dame nicht preis, sie unterzeichnet
lediglich mit „Maria G." Der Inhalt
des Gedichts ist eine Art fingierte
Unterhaltung zwischen Hebel und
der Dichterin; diese bringt nicht
Gedanken vor, sondern bewegt sich in den vordergründigen
Teilen der Hebelgedichte, den
Stichworten wie der Auffassung nach. Als Probe
des Ganzen seien die Hebel in den Mund gelegten
Schlußworte abgedruckt:

Und bscheer üch Gott e frohe, schöne Tag!
I günn Üch e, wie i schon früher sag,
Un sinner froh, se bin i au derbi,
Doch mueß es allewil in Ehre sy!

Maria G. bringt es mit ihrem Gedicht nur auf
sieben sechszeilige Strophen. Ihr Müllheimer
Konkurrent Muser, dessen Festlied ja auch zur
Feier verwendet worden war, legte in Nr. 63
des „Oberländer Boten" (v. 30. Mai 1860) sein
zwanzigstrophiges — die Strophe allerdings nur
zu vier Zeilen — Festgedicht vor, das er selbst
bei der Feier gesprochen hatte. Um auf so viel
Strophen zu kommen, muß man schon allerhand
zu sagen haben. Muser glaubte es zu haben. Wir
werden heute anderer Meinung sein. Sein Gedicht
braucht erst einmal sieben Strophen, um
zu Hebel zu kommen, und verwendet diese sieben
Strophen, um in reichlich nichtssagender Art
und mit den üblichen Festgedicht-Ausdrücken
die Festfreude der Markgrafler und der Badener
glaubhaft zu machen. Das rauscht nur so daher
mit leeren Worten, auf Menge reimt Muser na-

Hebeldenkmal im Schloßgarten zu Karlsruhe

Foto Dr. R. Feger

viel eigene

türlich Sänge, auf Zauberschall Donnerknall, und
Hebel wird als „der Heimath Barde" vorgestellt
und ihm empfohlen, von (dies das Reimwort)
„hoher Himmelwarte" herab auf seine Ehrung
zu sehen. In fünf weiteren Strophen wird obenhin
Hebels Werk und Leben gestreift, die nächsten
drei rufen zur Nachfolge Hebels in sittlicher
Hinsicht auf und in den letzten fünf
kommt Muser endlich auf sein Hauptanliegen,
das bereits da und dort schon angeklungen
hatte: Die deutsche Eintracht, die deutsche Kraft.
Da heißt etwa eine Strophe:

Und Stolz wird dann die Eiche ihre Äste
Vom Nordmeer breiten bis zum Mittelmeer,
Auf Treu und Einheit steht ihr Stamm dann feste,
Wo gibt's ein Land dann noch so groß und hehr?

Weiß Gott: Bismarck hätte an Karl Muser seine
Freude gehabt, wenn er dieses Gedicht gehört
hätte. Ob auch Hebel? Der gänzlich unpolitische
Hebel, der auch alle politischen Dinge auf kurze
menschliche Formeln zurückgeführt hatte? Eine
Frage, die sich von selbst beantwortet.

Im Anschluß an Musers Festgedicht meldet
sich ein weiterer Müllheimer Dichter zu Wort:
K. A. Krauß. Seine vierzehn Strophen, in Mundart
geschrieben, wurden laut einer Fußnote, „bei
dem Festessen Abends" vorgetragen. Es beginnt:

11


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-04/0013