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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-04/0018
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EINLADUNG

Anläßlich des 200. Gebartstages von Johann Peter Hebel wollen wir in einer gemeinsamen Feier, die am
Samstag, 7. Mai i960, 20.15 Uhr, in der Städtischen Festhalle Müllheim stattfindet, des großen alemannischen
Dichters gedenken. Den Festvortrag über das Thema

Johann Peter Hebel - Der Meister der alemannischen Sprache

hält Direktor Dr. K. F. Rieber, Lörrach. Die Sängervereinigung und die Volksschule Müllheim werden bei
dieser Feierstunde mitwirken, zu der wir Sie ganz besonders einladen.

Wir würden uns sehr herzlich freuen, wenn Sie durch Ihren Besuch Anteil nehmen würden an einem Anliegen,
das inmitten eines Zeitumbruchs auf Besinnung gerichtet ist.

Hebelbund Müllheini Volks- und Jugendbildungswerk

\ Ernst Mattmüller Leopold Börsig

: PS: Der Eintritt ist frei. Nach der Feier in der Festhalle wollen wir uns im Saal des «Stadthauses» zu einem gemütlichen Beisammensein treffen.

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als anderswo. Frau Ursula erkennt, daß der
Sohn ein gut Teil ihres Erbes im Blute trägt.
Hingegeben betet und singt er. Er klettert auf
Stuhl und Tisch, dem Pfarrer gleich zu predigen
. Im Garten begräbt er, geradezu feierlich,
Schmetterlingspuppen und harrt gläubigen Sinnes
ihrer Auferstehung.

Frau Ursula dankt Gott und denkt, ein Kind
sei das größte und innigste seiner Wunder.

Als Hanspeter, wie sie ihn nennt, sechs Jahre
alt ist, schickt sie ihn in die Dorfschule. Der
Schulmeister, Andreas Grether, nimmt sich des
Halbwaisen an: er wird dem Jungen nicht nur
Lehrer, sondern auch Vater. Da seinem lebhaften
Geiste nach einigen Jahren der Unterricht
im Lesen, Schreiben und Rechnen nicht genügt,
schickt Grether ihn an den freien Nachmittagen
in das benachbarte Schopfheim, in die lateinische
Schule des berühmten Präzeptoratsvikars August
Gottlieb Preuschen.

Der Weg von Hausen nach Schopfheim bietet
einem Jungen einhundert und mehr Gelegenheiten
, den Schelmengeist spielen zu lassen, der
ihm durch die Adern pulst. Lauschige Sträucher
blicken ihn an, Finken und Meisen nisten darin,
singen und rufen ihm zu, die Welt sei ein
Geschenk und schmücke sich ihm täglich neu.
Gräben und Tümpel bergen Salamander. Bach-

„Die Markgrafschaft'

Monatszeitschrift des Hebelbundes

stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in der
Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert, hilft
dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen und
schönen Aufgaben.

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Hebelbund Müllheim (Baden)

stelzen wippen auf und ab. Tausend Kräuter
verschwenden ihren Duft: Frauenmäntelchen,
Hasenbrötchen, würziger Kümmel, Habermark,
Dölden, Ruchgras. Sie prangen, daß es selbst
den Schmetterlingen schwer fällt, die rechte
Blüte zu wählen. Wenn der Sommer steigt,
locken rote Erdbeerköpfchen aus den Gärten.
Goldene Rübsaat leuchtet auf den Feldern, Bienenchöre
summen darüber her. Da gibt es kein
Brücklein, auf welches der junge Lateiner sich
nicht setzen und dem Wasser nachsinnen muß,
das unter ihm herspringt. Da ist kein Fischlein,
das ihn nicht grüßt, keine Libelle, die nicht von
zauberhaften Flügen berichtet. Im Herbst aber
lachen Äpfel und Birnen aus dunkelgrünen
Baumkronen. Der Feldschütz in spaßigem Hute
ist ein alter Mann; was bedeutet schon sein
Knotenstock? Ein Bürschlein, dem beim Blick
auf die reifen Früchte das Wasser im Munde
zusammenläuft, kann ihn nasführen, und junge
Beine sind schnell. Über die Straße rollt manches
Gefährt, das den Hanspeter aus Hausen
anspricht. Auch gesellt sich ihm hier und da ein
Kauz, der weit her kommt, das Felleisen trägt,
von den Alpen, Budapest, vielleicht gar von
Konstantinopel berichtet. Auf den Weiden grasen
Kühe. Sie laufen an den Zaun, so oft es
dem blonden Schopf, dem Teufelskerl,, paßt —
dann nämlich, wenn er stillstehend die Stimme
eines Kalbes nachahmt. Füllen sind da: sie
fressen Brot und Zucker aus der Hand und
wiehern.

Ja: der Weg von Schopf heim nach Hausen, so
schnell er zu gehen ist, währt lang, zumal wenn
das „Büblein" von den verworrenen Stunden
heimgesucht wird, denen es manchmal ausgesetzt
ist. So oft sie aber abgelöst werden von solchen
des „süßen Götterschlummers", ist er der Prinz,
der das Königreich seines Vaters durchwandert.
Dann stören weder „Haus- noch Europakriege"
seine Seligkeit.

Aus: Theodor Seidenfaden. Johann Peter Hebel. Das Leben eines Dichters.
Verlag Sebastian Lux, Murnau • München • Innsbruck.

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