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zeln der Gewächse doch ebenso nachtheilig sind,
als diese.

Zum Beispiel folgende: Scarabäus lunaris,
nasicornis, stercorarius, horticola, solstitialis,
auratus und nobilis.

Alle diese größeren und noch viel mehrere
kleinere bey uns einheimische Käfer leben wäh-.
rend ihres unvollkommenen Zustandes, der immer
3—4 Jahre dauert, von den Wurzeln der
Pflanzen und können also, zumal wenn sie sich
etwa einmal stark vermehrt haben, welches nach
dem Laufe der Natur bisweilen zu geschehen
pflegt und geschehen muß, in dieser langen Zeit
in Rücksicht auf uns allerdings viel Schaden
anrichten.

Da man kürzlich bemerkt haben will, daß
dergleichen Käfer-Larven oder Quadten bereits
in ansehnlicher Größe häufig in der Erde angetroffen
werden: so ist es in Berechnung auf die
Verwandlungszeit derselben sehr wahrscheinlich,
daß sie sich im nächsten Frühling oder spätestens
im Jahrgang 1797, wenn sie nicht indeßen
irgend ein nachtheiliges Verhängniß trift, unter
ihrem vollkommenen Stande, als Maykäfer
u. d. m. in großer Menge einfinden werden.

Ich wende mich nun zu dem andern Punct
des Schweickertschen Berichts, — wie für die
Zukunft die äußerst nachtheiligen Folgen einer
so starken Vermehrung zu verhindern seyn
möchten.

Das natürlichste und kürzeste Mittel ist, daß
ein jeder Landmann und Gärtner alle dergleichen
Quadten da, wo sie ihm unmittelbar schaden
können, so wie er sie erblickt, vertilgt.
Sollte indessen schon wirklich einiger Schaden
durch sie geschehen seyn, so ist man durch dieses
Verfahren doch vor einem weitern und größern
nun gesichert, zumal, da man aus der Erfahrung
weiß, daß dergleichen Würmer ihren
einmal eingenommenen Platz nicht leicht verlaßen
, und also auch keine andern der Vertilgten
Stelle einnehmen werden. Allein diese Bemühungen
alle reichen im Ganzen nicht gar weit,
und sind auch in manchen Fällen, ohne den gesunden
Pflanzen durch ein blindes Nachgraben
noch mehr zu schaden, gar nicht einmal anwendbar
.

Soll man also auf diese, wie ich denke, in
Absicht auf die ganze Oekonomie der Natur
ebenso nützliche, als in Absicht auf unsern
Privat-Vortheil schädliche Insekten in ihrem
vollkommenen Stande als Käfer eine allgemeine
Jagd machen. Bey allen von mir oben namentlich
angeführten Gattungen würde es der Mühe
nicht lohnen und die Beute sehr gering seyn,
weil sie zu ihrem guten Glück sich nicht gesellschaftlich
zusammen versammeln, sondern meist
einzeln und zerstreut vorkommen; der vielen
kleineren Gattungen, die noch weit schwerer
aufzutreiben seyn würden, nicht einmal zu gedenken
. Gegen die Maykäfer aber, die sich bey
starker Vermehrung oft zu vielen Tausenden auf
einem Baum zusammen halten, möchte noch
immer etwas erheblicheres zu unternehmen
seyn, wenn von allem Landvolk eines beträchtlichen
Reichs um diese Zeit ein allgemeiner und

ernstlicher Sturm auf sie unternommen würde.
Ich sage: — in einem beträchtlichen Reiche; In
einem kleinen Lande aber würde die Sache von
keinem sonderlichen Belange seyn, zumal, wenn
in allen benachbarten Ländern nicht gleiche
Vorkehrungen getroffen würden: denn diesen
ihre Maykäfer, die bey einer so starken Anzahl
einander ohnedem sich und ihrer künftigen Brut
die Nahrung erschweren, würden aus Instinkt
bald das Weite suchen und die getödteten des
andern leicht wieder ersetzen.

Wollte ich aber auch zugeben, daß durch
allgemeine und zweckmäßige Anstalten etwas
erhebliches gegen diese Geschöpfe ausgerichtet
werden könnte, so fragt sichs billig, ob wir uns
dadurch auf einer andern Seite nicht einen
ebenso großen oder gar vielleicht noch weit größeren
Schaden zuziehen würden.

Der weise Schöpfer hat durch die ganze Natur
alles in eine so genaue und nothwendige
Verbindung unter und gegen einander gesetzt,
und die allgemeine Oekonomie derselben, die
immer auf die vollkommenste Harmonie, auf das
Gleichgewicht und die Erhaltung des Ganzen
abzweckt, so regelmäßig und wohl gegründet,
daß es uns bey unsern so eingeschränkten Kennt-
nißen und Einsichten nie einfallen sollte, noch
etwas aus eigener geringer Macht daran pfuschen
zu wollen. Dahin rechne ich unter andern
auch jene kurzsichtige, kindische, zwecklose und
schädliche Anstalten zu Ausrottung gewißer
vierfüßiger Thiere und Vögel, die auch der Hofgärtner
Schweickert in seinem Bericht mit allem
Recht gerügt hat, umsomehr, da sie den Absichten
auf die Verminderung der Insekten ohnehin
gerade entgegen laufen. Ich habe den vermeyn-
ten Nutzen derselben schon schriftlich und
mündlich bey verschiedenen Anläßen sattsam
bestritten, und ich werde meinen Satz nach den
wenigen Blicken, die mir Gott in die unver-
beßerliche Oekonomie der Natur zu thun vergönnt
hat, gegen alle solche Himmelsstürmer
und Afterphilosophen, die der gegenseitigen
Meynung sind, noch ferner standhaft zu behaupten
wissen. Mein ohnmaßgeblicher Vorschlag
wäre also, sich in Zukunft aller solchen gewaltsamen
Anstalten, die auf die möglichste Ausrottung
irgend eines Geschöpfs, wovor uns aber
Gott in Gnaden behüten wird, abzwecken, gänzlich
zu enthalten, und auch auf die Mayenkäfer
keine Jagd zu machen, die hier ohnehin zu weiter
nichts, als zu einer sehr unmoralischen Beschäftigung
einiger hundert junger und alter
muthwilliger Buben dienen, und am Ende doch
bey einem so unübersehbaren Heer zu einer
wahren Kleinigkeit herabsinken würde. Man
überlaße vielmehr diese Sache der Natur und
Gott allein, der der * allzustarken, aber in Bezug
auf das davon abhängende Wohl des Ganzen oft
nothwendigen Vermehrung solcher Insekten
durch seine mächtigeren Elemente und viele
andere Geschöpfe zu seiner Zeit und oft schnell
die besten und nützlichsten Schranken zu setzen
weiß. Ich schließe mit dem vielumfaßenden
Sprüchwort: Man muß leben und leben laßen."

Das ausführliche Gutachten Dr. Gmelins muß
zu den gleichen Ergebnissen gelangt sein, denn

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