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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-05/0015
insassen der Nachbarschaft. Rebbau spielte immer
eine Rolle im Leben der Bewohner, was
sich ausdrückt durch die Aufnahme einer Traube
und zeitweise auch eines Rebmessers in das Gemeindewappen
. „Rebmesserler" nannte man die

Weiler Jungmannschaft, die als händelsüchtig in
der Umgebung verschrien war, weil bei ihr das
Rebmesser angeblich sehr locker saß.

Dies drückt sich noch aus in dem Spruch:

„Wer dur Oetlige goht un wird nit agafft,
un dur Haltige un wird nit usglacht,
un dur Wil un wird nit g'schlage,
der het vu großem Glück zu sage."

Das Dorf gehörte nach 1100 zur Herrschaft
der Herren von Rötteln und ging 1315 nach dem
Aussterben der Röttier Linie an die Markgrafen
von Hochberg-Sausenberg über, die ihren Wohnsitz
später nach Rötteln verlegten. Etwa zweihundert
Jahre danach gehörte es der Markgrafschaft
Baden-Durlach an. Zu derselben Herrschaft
gehörten auch Friedlingen und Klein-
hüningen, Ansiedlungen direkt am Rheinstrom.

Schon früh hatten das Kloster St. Gallen und
das Kloster St. Blasien Liegenschaften in Weil.
Die mit der Verwaltung dieser Liegenschaften
und der Einziehung des Wein- und Fruchtzehnten
beauftragten Meier hatten ihren Sitz in
besonders ausgestatteten Wirtschaftsgebäuden.
Der „Bläserhof" läßt sich bis ins Jahr 1353 zurückverfolgen
, der „Domhof" (das heutige Pfarrhaus
), im Besitz des Basler Domstifts, bis ins
Jahr 1569. Neben den beiden genannten Stiften
waren verschiedene Basler Klöster hier Grund-
und Zinsherrn. So St. Clara, Klingental, Gnadental
und das Steinenkloster, deren Besitzrechte
schon im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt
werden. Meist hatten sie Rebgelände in Weil
und füllten gerne ihre Keller mit dem hier
wachsenden edlen Tropfen. Doch wie oft haben
fremde Kriegsvölker die Weingärten vernichtet
und eine mühsame Neuanpflanzung erforderlich
werden lassen.

Denn das so lieblich am Fuße des Tüllinger
Berges hingebettete Dörflein erlebte im Laufe
der Geschichte allerlei Kriege und Kriegsnöte,
wovon besonders zu erwähnen sind der Bauernaufstand
1449, als sich die Weiler Rebbauern
gegen ihre damaligen Grundherren aufbäumten,
ivie sie auch im späteren Bauernkrieg mit dem

aufständischen Landvolk handelten. Verheerend
waren die Verwüstungen der Schweden im
Dreißigjährigen Krieg im Markgräflerland, wovon
die Gemeinde Weil stark betroffen war. Im
Holländischen Krieg (1672—78) hatte das Dorf
ebenso zu leiden wie im Spanischen Erbfolgekrieg
(1702—14), als der „Türkenlouis" am Tüllinger
Berg das Vordringen der französischen
Truppen unterbrach und diese gegen ihre
Befestigungen am Rhein zurückwarf. Diese
Schlacht ist in die deutsche Geschichte als
„Schlacht bei Friedlingen" eingegangen. Hier
spiegelt sich die große Weltgeschichte in der
Geschichte des Dorfes wider, und das Denkmal
des Markgrafen Ludwig Wilhelm auf dem Tüllinger
Berg erinnert an diese bewegte Zeit. Die
Revolutionsjähre 1848/49 gingen ebenfalls nicht
spurlos an dem Dorf vorüber, wurden doch
einige Weiler Bürger als angebliche Freischärler
in Staufen standrechtlich erschossen. Die beiden
Weltkriege mit der mehrmaligen Räumung und
kleineren Zerstörungen schlugen schmerzliche
Wunden.

In diesen Kriegszeiten war es für die Weiler
Bewohner von Bedeutung, sich in der Nähe der
Stadt Basel zu wissen, die in großzügiger Weise
Flüchtenden Schutz und Aufnahme bot und den
vom Schicksal hart Betroffenen tatkräftige Hilfe
zuteil werden ließ. Enge Beziehungen bestanden
schon immer zwischen Basel und seiner Nachbarschaft
. Die Weiler Bauern brachten ihre Waren
in die Stadt auf den Markt, Erzeugnisse, die sie
aufl den Feldern bis zum Rande des Hochgestades
gewannen, auf Flächen, die heute längst mit
Wohnsiedlungen und Geschäftsvierteln überbaut
sind. Denn der Bau der Eisenbahnlinie nach

Basel und des großen Verschubbahnhofes hier
ließ eine neue Besiedlung zwischen Rhein und
Bergfuß entstehen. Im Jahre 1926 wurden aus
devisenrechtlichen Gründen die bisher in Basel

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