Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-05/0017
gemacht hat. Die Kirche hat später den Gnosti-
zismus eifrig und mit Erfolg bekämpft, doch
findet man seine Spuren noch heute in der
Anthroposophie und in neueren gnostischen
Richtungen.

Das Silberamulett von Badenweiler ist das
erste und einzige christliche Zeugnis aus der
römischen Okkupation in Baden und Württemberg
. Das Museum in Regensburg bewahrt mehrere
solcher Plättchen auf. Unser Silbertäfelchen
ist 6 auf 4,7 cm groß.

Ums Jahr 300 oder schon früher ward Baden
von den Alemannen besetzt; im Jahre 496 wur-

Emil Baader:

Breit und behäbig liegt das Wirtshaus im
Unterdorf, bedeckt vom riesigen, silbergrauen
Schindeldach. In goldenen Buchstaben auf feuerrotem
Grund liest man überm Eingang: „Gasthaus
zum Kreuz". Ein weiter Platz ist vor dem
Haus. In dessen Mitte der große Brunnen für
das Unterdorf.

Treten wir in das Haus ein. Im Erdgeschoß
ist die alte „Backstube" mit dem großen weißgetünchten
Backofen. Ein früherer Wirt betrieb
einmal die Bäckerei. Nun sind mancherlei Geräte
hier aufbewahrt: Kärste und Hauen, Schaufeln
und Gabeln, Pf erde-und Kuhgeschirre; auch
Hämmer und Zangen, Sägen und Nägel, eine
Dezimalwaage. Verblaßte Malereien an der holzgetäfelten
Decke erinnern daran, daß die Backstube
einst bessere Zeiten sah.

Ställe und Wagenschöpfe gehören zum Haus.
Sie waren, wenn Manöver in der Gegend stattfanden
— das geschah in meiner Jugend alle
vier Jahre —, bis zum letzten Winkel mit Soldatenpferden
besetzt. Unvergeßlich ist es mir,
wie im Jahre 1894 erstmals blaue Ulanen mit
blitzenden Uniformen, von Lenzkirch herkommend
, im Dorfe auftauchten. Im übrigen war für
die Pferde fremder Kutschen und fremder Fuhrwerke
ein Gaststall da. Die „Reisenden" — so
nannte man damals die Handelsvertreter —
kamen in Kutschen, ebenso Arzt und Tierarzt,
Notar und Amtmann.

Die Wirtsstube liegt, wie in vielen alten
Gasthäusern der Baar, im zweiten Stock. Sie
ist niedrig und holzgetäfelt. Nahe am Eingang
;steht der große grüne Kachelofen, daneben die
„Kunst", eine Steinbank, die vom Küchenherd
aus geheizt wird und deshalb zu allen Jahreszeiten
eine behagliche Wärme spendet. Zur Winterszeit
wärmen sich die Gäste, ehe sie am Tisch
Platz nehmen, die Hände am Ofen. Der Fuhrmann
legt seine nassen Fausthandschuhe zum
Trocknen auf die „Kunst", Bier und Wein werden
nach Bedarf in der „Ofenröhre" gewärmt.
Über der „Kunst" hängt das mit Schiebetürchen
aus Fliegendraht versehene Milchschränkchen,
wo die Milch zum Sauerwerden aufgestellt wird.

Nur wenige Tische stehen in der Wirtsstube.
Der in der Mitte ist bestimmt für die Alltags-

den diese von den Franken bis auf die Linie
Baden-Oos zurückgedrängt, doch die Bevölkerung
beharrte beim Heidentum bis ums Jahr 730.
Im Jahre 775 stand eine christliche Kirche in
Badenweiler, eine Basilika.

Linksrheinisch, also in Gallien, machte das
Christentum schon im ersten Jahrhundert Fortschritte
. Händler, Handwerker und wohl auch
Soldaten brachten den neuen Glauben vom
Mittelmeer (Marseille) rhöneaufwärts bis Trier,
doch die Missionierung des Frankenreiches gehört
nicht zu unserem Thema.

gäste: die Bauern und Knechte, die dörflichen
Handwerker. Die Stammgäste sind mir alle
deutlich in Erinnerung. An den „Birkle" muß
ich denken. Von Haus aus ein wohlhabender
Bauernsohn, verbummelte er. In jungen Jahren
machte er sich mit seiner Erbschaft auf den Weg
in die Welt. Arm kehrte er heim und ist dann
Knecht geworden, der fleißig arbeitete, aber
montags „blaumachte". Was wußte er von seinen
Fahrten in die Welt alles zu erzählen!

An jähzornige Bauern muß ich denken, die
ihr Leben lang mit ihren Gegnern in bitterer
Feindschaft lebten; an liebenswerte Hausierer
aus Österreich, „Kranitzer" genannt, deren
„Krätze" ein wanderndes Warenhaus war.

Am runden Tisch, der im Herrgottswinkel
stand, sah man Pfarrer und Lehrer, Beamte und
Geschäftsleute aus der nahen Stadt. Ein dritter
Tisch gehörte der Wirtsfamilie. Falls diese ihn
aber gerade nicht beanspruchte, setzten sich
hierher die Handwerksburschen, die Geschirr-
und Bürstenhändler oder der Meerrettichmann
aus dem Hanauerland. Für den Sonntag freilich
galt diese Ordnung nicht. Da waren rasch alle
Tische mit Einheimischen und Fremden in gleicher
Weise besetzt. Den Bauersleuten, die während
der Woche täglich im Freien zu tun haben,
ist es am Sonntag wohl beim Bier in der Wirtsstube
, und wäre der Tabaksqualm noch so dick.
Man schart sich gern um einen guten Erzähler,
wie einst um den „Mühle-Xander" von der
Schattenmühle. War er nicht da, so taten sich
etliche Männer zum Zegospiel zusammen. Jeder

„Die Markgrafschaft''

Monatszeitschrift des Hebelbundes

stellt die Verbindung zwischen den Hebelfreunden in der
Heimat und in der Ferne dar. Wer sie abonniert, hilft
dem Hebelbund bei der Erfüllung seiner vielen und
schönen Aufgaben.

Einzelheft.......DM -.50

Halbjahresabonnement = 6 Hefte DM 3.—

Jahresabonnement für 12 Hefte . DM 6.—

Bestellungen nach auswärts oder
ins Ausland Porto zusätzlich.

Bestellungen nimmt jederzeit entgegen:

Hebelbund Müllheim (Baden)

^ocftüictöbauö im 2Uemannenlanb

15


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-05/0017