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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-06/0008
kömmlichen Stils wird auch die Plastikmaltechnik
für die größeren und prunkvolleren Barock-
Uhrenschilder ausgeführt. Da gibt es silberunterlegte
Rosenmuster und Schilder, die zum
Zwecke eines älteren Aussehens mit Patina behandelt
wurden.

Man sieht auch Stücke, deren Kreideuntergrund
mit künstlichen Haarrissen versehen ist
und gemalte Kuckucksuhren mit perlmuttschim-
merdem Wismut-Unterlag.

Zur Zeit liegt die Jahresproduktion des
Ebner-Betriebes an Uhrenschildern bei ca. 2000
Stück. Ein frohstimmendes Zeichen, da es doch
noch Menschen gibt, die sich der alten Werte von
Bodenständigkeit und Althergebrachtem bewußt
geblieben oder wieder bewußt geworden sind.

Dumpf hallen die Glockenschläge des Freiburger
Münsters über Plätze und Gassen. Über
die schlafende Stadt. Sie schwingen über bewaldete
Höhen und verlieren sich irgendwo im
Geflimmer der Sternennacht. Aus einem angelehnten
Stubenfenster tönt zur gleichen Zeit als
Antwort das fröhliche Bim - Bam einer uralten
Schwarzwalduhr. Oder ist es eine ganz neue?

Text und Fotos: Peter Bach — Erich Lohner

jözv ztftz Odjultag:

Schwarzwälder Jugenderi

Was weiß der Schwarzwälder Dorfbub aus
der Vorschulzeit? Nicht allzu viel. Die Erinnerungen
verschwimmen.

Man sieht sich im bunten Mädchenrock in der
Bierschenke neben der Wirtsstube. Man hat
etwas auf dem Gewissen und hat Angst vor dem
strengen Vater. Man sieht sich strampelnd im
Kinderwagen. Der steht draußen im Baumgarten
hinterm Haus. Ein Mädchengesicht, von blonden
Haaren umrahmt, neigt sich über dich. Es ist
Josefine, die jüngere Kindsmagd, die uns an
Stelle der „Marjurz" aushilfsweise manchmal
betreute. Die Marjurz war alt. Sie roch zuweilen
nach Schnaps und Schnupftabak. Josefine — sie
war in der Fremde gewesen und konnte hochdeutsch
sprechen — erschien uns vornehm. Ich
sehe mich im Tanzsaal unseres Dorfwirtshauses
auf dem Schaukelpferd. Mein Götti, der Vetter
Jakob aus Lenzkirch, hatte es mir geschenkt. Das
weiße Pferd mit schwarzen Tupfen und weißem
Schweif war unser Stolz. Es war das einzige im
Dorf. Nur die liebsten Kameraden ließ man reiten
. Die wilde Schwester Rosel aber ritt ungefragt
und viel.

Ich sehe mich bei der Glucke, die wir
„Gluckere" nannten, und ihren Küken. Wie bös
konnte die Alte sein, wenn man ihren flaumzarten
Jungen, die wir nicht genug bewundern
konnten, zu nahe kam. Überhaupt die jungen
Tiere alle, die sich in einem Bauernanwesen
tummeln: da ist das Kälbchen, soeben wurde es
geboren, es ist noch naß, es kann noch nicht

Am wohlsten fühlt sich diese barocke Schwarzwalduhr in ihrer
natürlichen Umgebung bei schönen bäuerlichen Stilmöbeln

Jöiz $lud)t iriö f>eu

nerungen von Emil Baader

beißen. Wie freuen uns die jungen, quiekenden
Schweinchen, die Zicklein, die kleinen Lämmer,
die wilden jungen Füllen!

Geschwister und Nachbarn, Knechte und
Mägde beeindruckten das Kind. Man unterschied
die „bösen" Menschen, die man fürchten mußte,
von den guten, die man liebte. Da war der achtzigjährige
Schreiner Leo Frei, der am Sonntagmorgen
vor dem Gottesdienst immer in unsere
Wirtsstube kam. Er beschenkte uns mit Nüssen.
Wir liebten den Knecht Johann aus Reiselfingen,
der uns eine Armbrust schnitzte, die Vogtsbürin,
die immer Äpfel- und Birnenschnitze bereit hatte,
wenn wir für sie etwas besorgten, den alten
Nachbarn „Küferwanger", der uns das „Klausenholz
für den Nikolaustag schnitzte. Wir fürchteten
die „Langebüri", die so viel Schnaps trank
und in deren Haus es geisterte. Als sie sich erhängt
hatte, ging ihr Geist im Anwesen um.

Zu den bösen Mächten gehörte auch — die
Schule. Man schreckte uns damit, so wie man es
tat mit dem Nachtvogel und dem „Bolima". Der
holte jene Kinder, die beim Betzeitläuten nicht
nach Hause gingen. ,fWart einmal, bis du in die
Schule kommst!" konnte man jeden Tag hören.

So geschah es, daß ich — ins Heu flüchtete,
als ich erstmals zur Schule sollte. Obgleich ich
einen prächtigen Schulranzen hatte — ein rotes
Pferd war darauf gestickt, der Lenzkircher Götti
hatte ihn gestiftet — obgleich ich eine Menge
wunderbarer Griffel hatte, mit Gold- und Buntpapier
umwickelt, obgleich ich eine nagelneue

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