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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1960-07/0010
gauischen aufkämen". Als in Müllheim 1699 erstmals
Wochenmarkt gehalten wurde, wies Neuenburg
auf sein Recht hin, daß eine Meile im Umkreis
von Neuenburg kein Wochenmarkt errichtet
werden dürfe. Und als 1754 die Gemeinde
Müllheim wieder einmal um die Genehmigung
eines Jahrmarktes nachsuchte, erfolgte die Eingabe
mit dem Hinweis, man wolle nicht, daß
auch weiterhin das Geld nach Heitersheim, Staufen
oder Neuenburg getragen werde. Erst nach
der schweren Zerstörung Neuenbürgs und nach
der Beseitigung der Kleinstaaterei konnte Müllheim
sich entwickeln.

So viel in Kürze zur wirtschaftlichen Seite.
Verwaltungsmittelpunkt wurde Müllheim, als
die Kriegsfolgen die Verlegung des Amtssitzes
von Badenweiler erforderten. Ein neues Amtshaus
wurde errichtet, über dessen Türe an der

hohen Treppe ein Wappen mit der Jahreszahl
1763 daran erinnert, daß Müllheim (seit 1444
mit den Herrschaften Hotteln und Sausenberg
zusammen mit der Herrschaft Badenweiler) zu
den altbadischen Besitzungen gehörte. Im Ortswappen
erscheint diese alte Zugehörigkeit dadurch
, daß im roten Feld ein goldener Pfahl
belegt mit den drei schwarzen Sparren der Herrschaft
Badenweiler erscheint.

Diese kurzen Hinweise gelten einmal zur
Besinnung auf die Schicksale der Stadt Müllheim
anläßlich ihres Jubiläums. Sie sollen aber auch
darüber hinaus den Blick in unsere Gegenwart
lenken, wo es darum geht, ob wir zu einem
geeinten Europa kommen. Unser Beispiel zeigt,
daß für einen Zusammenschluß Opfer gebracht
werden müssen, daß aber daraus auch neue,
bessere Möglichkeiten entstehen.

F. Feßenbecker:

iMe tf)mm von Wiü[n\)t\m unb bas //©tcaßburgec O&efdjeüe

Unter den heraldischen Darstellungen am
Grabmal des Erhardus von Neuenfels (gest. 1452)
an der Nordwand der Martinskirche in Müllheim
befindet sich auch die fünfblätterige Rose. Sie
ist das Familienwappen seiner Mutter Anna von
Mülnheim, der Tochter des Burggrafen von
Straßburg im Elsaß. Dieses schon zu jener Zeit
auch im Oberelsaß ansässig gewesene reiche
Geschlecht führt seinen Ursprung auf die Herren
von Müllenheim und damit auf den uralten
Ortsadel unserer Kreisstadt zurück. Seit dem
Jahre 1112 begegnen uns diese Zähringischen
Dienstmannen bei Turnieren in Köln (1131), in
Nürnberg (1197) und Worms (1207) sowie als
Zeugen, Gläubiger und Schenkgeber. Zum letzten
Mal treten sie in der Seitenlinie v. Müllenheim
-Rosenburg 1649, also am Ende des Dreißigjährigen
Krieges, in Urkunden auf. Im Schild
führten sie alle den Pfahl mit den drei Sparren.

Schon in den Jahren des Zusammenbruchs
des Stauferreiches und der damit verbundenen
Zersplitterimg des Reichsgutes verlegte ein
lebensstarker Sproß dieser Adelssippe seinen
Sitz nach Straßburg. 1266 erscheint dort der
Name zum ersten Mal im „Buch der Hausgenossen
", und während der kurzen Zeitspanne einer
Generation erhalten die Namensträger eine
Stimme im Rat und haben 1301 schon das Amt
des „Stättmeisters", also des Stadtvogtes, inne.
Von ihnen berichtet der Historiker Hans Schöpf-
lin (siehe Alsatia illustrata V/769), daß ein Jahr
nach seiner Wahl zum deutschen Kaiser Rudolf
von Habsburg und später auch dessen Sohn,
König Albrecht, an ihrem Hof Gäste gewesen
seien. Unter einer Urkunde von 1215 über einen
Streit mit der Stadt Luzern bezeichnet sich der
Schöffe Sigeiin von Mülnheim als „Zoller", das
heißt als Zolleinnehmer des damals bedeutenden
Handelsplatzes. Sein Siegel zeigt im goldumrahmten
Feld die fünfblätterige silberne Rose
mit goldenem Kern.

Wie ihre Vorfahren im Breisgau waren auch
sie der Kirche bestens zugetan. Auf das Gelübde,
das der in Straßburg geborene Kreuzritter Heinrich
von Mülnheim, „den man sprach von Rechberg
", im unsäglichsten Elend 1270 vor Tunis
einging, ließ er nach seiner glücklichen Heimkehr
die Wilhelmskirche errichten, die den zahlreichen
Zweigen der Familie über Jahrhunderte
hinweg als Bethaus und Begräbnisstätte diente.
Zur gleichen Zeit war ihnen die Obhut über den
„Pfennigturm" ihrer Vaterstadt anvertraut, in
welchem das Banner, der Kriegsschatz und die
Archive untergebracht waren.

Hatten bisher die Romfahrten der Kaiser und
die Kreuzzüge der Päpste von der oberrheinischen
Ritterschaft größte Blutopfer gefordert, so
brandete nun eine andere politische Woge an die
Schwelle ihrer Burgen und Herrenhäuser. Es
war die Kampfansage des werktätigen Volkes,
vor allem der Zünfte gegen die soziale und wirtschaftliche
Vormachtstellung der vornehmen und
wohlhabenden Geschlechter in den Rats- und
Gerichtsstuben der Gemeinden. Als deren Sprecher
in ihrer Heimatstadt standen die Herren
von Mülnheim in den vordersten Reihen bei den
jahrzehntelang sich hinziehenden Streitigkeiten.
Schon 1308 kam es zu einer blutigen Auseinandersetzung
, in deren Verlauf 16 Zunftangehörige
tot auf dem Schlachtfeld liegen blieben. Als nun
die Patrizier sich in zwei Lager spalteten, schien
die Zeit für das schwertfrohe Bürgertum gekommen
. An der Spitze der einen Partei standen die
Zorn von Bulach. Ihr Versammlungsort war die
Trinkstube „Zum Hohensteg". Die Sprecher ihrer
Gegner waren die von Mülnheim. Ihre Stammschenke
war der „Mühlstein". Da dieser in der
nächsten Umgebung des alten Rathauses gelegen
war, fühlte sich der größere Teil der andern
benachteiligt. Um dessentwegen immer wieder
sich bietende Gelegenheiten für weitere Unstimmigkeiten
innerhalb der Adelspartei aus dem

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